Eine Überhitzung hat zu dem Defekt an einem der Transformatoren am Atomkraftwerk Brokdorf geführt. Das haben Untersuchungen von Fachleuten ergeben. Unklar ist noch, wie es zu der Überhitzung kommen konnte. Genauer untersuchen will dies Betreiber E.ON allerdings nicht, da der Trafo ausgetauscht wird. Im Fokus steht jetzt die Überprüfung des zweiten Transformators. E.ON erwägt, den Meiler mit nur diesem einen Trafo wieder ans Netz zu bringen - allerdings nur mit halber Leistung.
brokdorf,atomkraftwerk
© ddp/ David HeckerAtomkraftwerk in Brokdorf
Atomkraftwerk wurde Sonntag abgeschaltet

E.ON hatte das AKW am Sonntag vom Netz genommen, nachdem es dort zu einem Zwischenfall gekommen war. So hatte sich am Vormittag einer der beiden Transformatoren, über die der Strom aus dem Kraftwerk ins Netz eingespeist wird, selbst abgeschaltet. E.ON fuhr daraufhin den Reaktor herunter und informierte die Behörden.

Erst am 20. Juli wieder ans Netz gegangen

Eine Sprecherin des Betreibers E.ON sagte, der Zwischenfall habe sich im konventionellen, nicht im atomaren Teil des Kraftwerks ereignet und sei nicht meldepflichtig. Radioaktive Strahlung sei nicht ausgetreten. Das AKW Brokdorf war erst am 20. Juli nach einmonatigen Wartungsarbeiten wieder ans Netz gegangen. Bei der Revision habe es keine Auffälligkeiten gegeben, so das Ministerium.

Grüne kritisieren Verformung der Brennelemente

Bernd Voss von den Grünen in Schleswig-Holstein kritisiert eine Verformung der Brennelemente, die bei der letzten Revision des AKW festgestellt wurde. Dadurch könnten die Steuerstäbe bei einer Notabschaltung nicht schnell genug zwischen die Brennstäbe gelangen, so Voss. Ein Sprecher der Atomaufsicht in Schleswig-Holstein sagte der NDR 1 Welle Nord, die Verformungen lägen im zulässigen Toleranzbereich. Die vorgeschriebenen Zeiten für die Abschaltung seien in keinem Fall überschritten worden.

Die Kieler Atomaufsicht hatte bereits Mitte Juli die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) eingeschaltet, nachdem die Brennelementeverformung im AKW Brokdorf bei der Revision festgestellt worden war. Solche Verformungen sind in der Vergangenheit auch in anderen AKW aufgetreten. Die RSK befasst sich schon längere Zeit mit der Thematik und geht der Frage nach, was der Grund für die Verformungen ist und welche Gefahren davon ausgehen.

"Wie ein Flugzeug mit nur einem Triebwerk"

Der SSW-Abgeordnete Flemming Meyer kritisiert die Idee, den Meiler nur mit halber Leistung laufen zu lassen: Ein Wiederanfahren mit einem Trafo und halber Leistung sei wie ein Flugzeug, das mit einem Triebwerk und dafür nur mit halber Geschwindigkeit fliege. Die schleswig-holsteinische Atomaufsicht teilte auf Anfrage der NDR 1 Welle Nord mit, dass der Betrieb des AKW mit nur einem Transformator grundsätzlich genehmigungsfähig ist.