Wurm mit künstlicher DNS
© Jason Chin / Sebastian Greiss Die künstlichen Proteine im Körper des Fadenwurms sind mit einem Färbemittel ausgestattet, das unter UV-Licht rot fluoresziert.

Cambridge/ England - Britische Forscher berichten, dass es ihnen gelungen ist, das erste Tier mit künstlicher genetischer Information zu erzeugen. Die Technik könnte Biologen zukünftig die Kontrolle über jedes einzelne Molekül im Innern lebender Organismen geben.

Wie Sebastian Greiss und Jason Chin von der "Cambridge University" aktuell im Fachmagazin Journal of the American Chemical Society berichten, handelt es sich bei dem Tier um den rund ein Millimeter langen Fadenwurm Caenorhabditis elegans, dessen transparenter Körper aus nur rund tausend Zellen besteht.

Was die von den Forschern auf diese Weise manipulierten Würmer von ihren normalen Artgenossen unterscheidet, ist ihr genetischer Code, der von den Forschern derart verändert wurde, dass der Körper nun biologische Moleküle, genauer gesagt eine 21. statt der natürlichen 20 Aminosäuren, beinhaltet, wie sie in der Natur so nicht vorkommen.

Die neue Technologie wurde im "Laboratory of Molecular Biology" entwickelt, in dem einst Francis Crick und James Watson die Helix-Struktur der DNA entdeckt hatten. Die Forscher beschrieben ihre Technologie umwerfend und potentiell transformativ, da die künstlich erschaffenen Proteine gänzlich unter der Kontrolle der Forscher stehen sollen.

Ein ähnliches Verfahren wurde bereits zuvor von US-amerikanischen erfolgreich angewendet, damals jedoch lediglich an einem Bakterium (...wir berichteten, s. Links) und wurde von den britischen Forschern nun erstmals auf ein ganzes Tier übertragen. Andere Forscher zeigen sich schon unmittelbar nach der Veröffentlichung daran interessiert, das Verfahren auch an anderen, komplexeren Tieren zu erproben.

Eine mögliche Anwendung ist die Steuerung von Neuronen im Gehirn, wenn die künstlichen Proteine derart programmiert werden können, so dass sie etwa durch Laserlicht aktiviert und deaktiviert werden können. Kollegen vergleichen den Erfolg von Chin und Greiss bereits jetzt mit der Entwicklung eines fluoreszierenden Proteins, wie es mittlerweile zur Standardausstattung biologischer Labore gehört und mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

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