Binnen weniger Tage sind an verschiedenen Orten in Hamburg fünf Leichenteile in aufgetaucht. Bei dem Opfer handelt es sich offenbar um eine Prostituierte. Die Polizei rechnet mit weiteren Funden. Ein Psychologe geht von einem "strukturiert vorgehenden Psychopathen" als Täter aus.
Polizeieinsatz
© AFP 2017/ DPA/ Christoph Schmidt
Hamburg - Es ist der fünfte grausige Fund binnen einer Woche: Ein Spaziergänger hat am Donnerstag in der Brandshofer Schleuse in Hamburg-Rothenburgsort ein weiteres Leichenteil in der Elbe entdeckt.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich um ein weiteres Körperteil einer 48-jährigen Afrikanerin handelt, die im Stadtteil St. Georg als Prostituierte arbeitete und von der seit Anfang August bereits mehrere Überreste gefunden wurden. In mindestens drei Fällen haben DNA-Schnelltests dies bereits belegt.

Hintergründe sind unklar

Seit dem 3. August wurden an verschiedenen Orten in Hamburg Leichenteile aufgefunden, die Fundorte am bzw. im Wasser trennen dabei mitunter mehr als 25 Kilometer. Die kleinteilige Art der Funde - Teile eines Beines wurden im Goldbekkanal in Winterhude gefunden, am Rissener Elbstrand wurden Oberschenkel und Gesäß entdeckt, ein Unterschenkel tauchte an der Brandshofer Schleuse in Hammerbrook auf - lassen vermuten, dass insgesamt mehr als ein Dutzend Leichenteile im Hamburger Stadtgebiet verteilt wurden.

Die Hintergründe der grausigen Serie sind unklar: Die Mordkommission ermittelt im privaten und beruflichen Umfeld der Toten. Hinweise auf den oder die Mörder gibt es aber bislang nicht. Berichte, wonach das Gewaltverbrechen mit dem Rotlichtmilieu zusammenhängen soll, kommentierte die Polizei mit Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht.

Experte glaubt nicht an Milieu-Hintergrund

Der Kriminologe Wolf-Reinhard Kemper hält den Täter für eine "hoch gefährliche, hoch psychotische und klar strukturierte Person", wie er dem Hamburger Abendblatt sagte. Er glaubt, dass der Täter schon einmal gemordet habe und betont, dass die Ermittler nicht nur national, sondern auch international nach vergleichbaren Fällen suchen müsste.

Warum die Leiche wie ein "Puzzle" über die Stadt verteilt wurde, ist dem Experten von Leuphana-Universität in Lüneburg ein Rätsel. Eine Bestrafungsaktion im Milieu schließt Kempa dagegen aus. "So ein Fall, vor allem die Vorgehensweise bei der Entsorgung der Leichenteile, verursacht zu viel Unruhe in der Szene."

Von RND/zys/dpa