Weil ein selbst ernannter Heiliger wegen Vergewaltigung verurteilt wurde, randalieren seine Anhänger in der nordindischen Stadt Panchkula. Der extravagante Guru hat bereits in einem Action-Film mitgewirkt.
Gurmeet Ram Rahim Singh
Nach der Verurteilung eines extravaganten Gurus wegen Vergewaltigung kam es in Indien zu schweren Ausschreitungen. Dabei sind einem Medienbericht zufolge mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Viele weitere seien verletzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur IANS unter Berufung auf Polizei und Krankenhäuser.

Mehr als 100.000 Verehrer des selbsternannten Heiligen Gurmeet Ram Rahim Singh waren zur Urteilsverkündung in die nordindische Stadt Panchkula gekommen. Nachdem dieser wegen Vergewaltigung von zwei Anhängerinnen im Jahr 2002 schuldig gesprochen wurde, kam es zu Krawallen.
Gurmeet Ram Rahim Singh
© AFP
Videobilder zeigten chaotische Szenen: Randalierer warfen Steine, legten Feuer und zerstörten Übertragungswagen von Fernsehsendern. Polizisten gingen mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen die Protestierer vor. Medienberichten zufolge schossen sie auch auf die Randalierer. Die Armee setzte eigenen Angaben zufolge 600 Soldaten ein. Am Rande der rund 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Neu Delhi zündeten Anhänger von Ram Rahim Berichten zufolge leere Busse und Zugwaggons an.

Ausgangssperre und Internetunterbrechungen

Wegen der erwarteten Ausschreitungen waren Panchkula und die Nachbarstadt Chandigarh seit Donnerstag lahmgelegt: Schulen und Büros blieben geschlossen, Busse und Züge standen still. Der mobile Internetzugang wurde unterbrochen. Drei Cricket-Stadien waren als Übergangsgefängnisse für festgenommene Krawallmacher vorgesehen. Nach Ausbruch der Gewalt verkündeten die Behörden eine Ausgangssperre in Panchkula.

Der 50-jährige Ram Rahim ist ein selbst ernannter Heiliger und Anführer der spirituellen Organisation "Dera Sacha Sauda" (etwa: Sekte des wahren Geschäfts), die auch politischen Einfluss hat. Die Gruppe, die zu keiner größeren Religion gehört, hat eigenen Angaben zufolge 60 Millionen Mitglieder.

Ihnen predigt Ram Rahim unter anderem Meditation; er organisiert zudem soziale Projekte und Umweltaktionen. Der Guru zeigt sich häufig auf einem Motorrad und trägt gern funkelnden Schmuck. Er ist auch Popsänger und hat Action-Filme mit sich selbst in der Hauptrolle als "Bote Gottes" gedreht.

Das Strafmaß gegen den Guru soll am Montag verkündet werden. Er wurde per Hubschrauber aus Panchkula ausgeflogen. In einem anderen Verfahren ist er wegen Mordes an einem Journalisten angeklagt. Ram Rahim wird außerdem vorgeworfen, Hunderte seiner Anhänger zur Kastration gezwungen zu haben. Ram Rahim hat die Vorwürfe bestritten.

brt/dpa