Tel Aviv/Gaza - Der Nahostkonflikt spitzt sich offenbar wieder zu. Nach blutigen Anschlägen fliegt die israelische Luftwaffe Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Verteidigungsminister Barak gibt Ägypten eine Mitschuld.

In der Nacht zum Freitag attackierte die Luftwaffe nach Medienberichten weitere Ziele im Gazastreifen. Wie der israelische Onlinedienst «Ynet» unter Berufung auf palästinensische Angaben schrieb, war es eine Welle von Angriffen, die sich gegen zahlreiche Ziele im Gazastreifen richtete. Mindestens ein Mensch sei getötet und bis zu 17 Menschen seien verletzt worden.

Wenige Stunden nach den blutigen Anschlägen im Süden Israels hatte die israelische Luftwaffe nach palästinensischen Angaben einen Angriff auf Ziele im Gazastreifen geflogen. Bei Rafah seien dabei sechs Menschen getötet worden, sagte ein Sprecher des medizinischen Notdienstes. Unter den Getöteten soll auch der Chef der besonders extremen Organisation «Volkswiderstands-Komitees» (PRC), Awab Airab, sein. Die israelischen Streitkräfte betonten, der Angriff habe einem PRC-Führer gegolten.

Bei einem Luftschlag seien an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten auch ein Offizier der ägyptischen Armee und zwei Polizisten getötet worden, berichtete die ägyptische Zeitung Al-Ahram auf ihrer Internetseite unter Berufung auf das Militär. Mehrere Polizisten seien verletzt worden.

Die Zahl der bei der Anschlagsserie im Süden Israels getöteten Israelis stieg nach offiziellen Angaben unterdessen auf acht. Stunden nach den insgesamt vier Angriffen von Bewaffneten auf Reisebusse, Autos und ein Armeefahrzeug sei ein Polizist bei der Verfolgung der Attentäter erschossen worden. Bei den Anschlägen seien ein Soldat und sechs Zivilisten ums Leben gekommen.

Sicherheitskräfte hatten auch vier Attentäter getötet. Nach weiteren Tätern werde noch gesucht, hieß es. Bei einem der blutigsten Terrorakte seit Jahren wurden auch zahlreiche Menschen verletzt.

Regierungschef Benjamin Netanjahu warnte: «Wenn Terroristen denken, sie könnten Israel ungestraft angreifen, dann werden sie einen Preis zu zahlen haben, einen sehr hohen Preis». Verteidigungsminister Ehud Barak gab Ägypten eine Mitschuld an den Anschlägen. «Die Angriffe sind ein Beweis für die mangelnde Kontrolle der Ägypter auf der Sinai-Halbinsel und das Erstarken terroristischer Gruppen dort», hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums. Die Drahtzieher der Anschläge säßen aber im Gazastreifen, schrieb Barak weiter. Israel werde mit aller Härte und Entschiedenheit reagieren.

Der palästinensische Spitzenpolitiker Saeb Erekat warnte Israel vor «unverantwortlichen Vergeltungsmaßnahmen». Israel dürfe die Zivilbevölkerung nicht kollektiv bestrafen.

Beobachter sprachen angesichts der Eilat-Anschläge von einer neuen Dimension des Terrors. Die Attentäter hätten zunächst einen Reisebus nördlich des Badeortes am Roten Meer beschossen und seien dann geflohen. Kurz darauf seien am selben Straßenabschnitt ein zweiter Bus und zwei Privatautos unter Feuer genommen worden. Ein herbeigerufenes Armeefahrzeug sei auf eine Sprengfalle gefahren.

Den Erkenntnissen zufolge setzten die Attentäter auch panzerbrechende Waffen und Mörser ein, sagte Armeesprecher Joab Mordechai im Rundfunk. Die getöteten Angreifer hätten Sprenggürtel und Handgranaten getragen, die erst entschärft werden mussten.

Es handelte sich um den verheerendsten Terroranschlag in Israel seit dem 6. März 2008. Damals tötete ein arabischer Attentäter acht Studenten in einer jüdischen Religionsschule in Jerusalem. Die Serie von Anschlägen trifft Israel mitten in der touristischen Hochsaison. In der Urlauberhochburg Eilat am Roten Meer verbringen im August Zehntausende Menschen aus aller Welt ihre Ferien. Die südisraelische Stadt galt bislang als sicher.

Die USA, die Vereinten Nationen, Frankreich und Deutschland verurteilten die Anschläge scharf. Außenminister Guido Westerwelle warnte davor, sich von der Suche nach einer Friedenslösung für den Nahen Osten abbringen zu lassen. «Das schwierige Ringen um Frieden und Ausgleich im Nahen Osten darf nicht durch Terror und Gewalt torpediert werden.»

Bericht Ynet/ dpa