Der schwedische König Carl XVI Gustaf
© Reuters Jung Yeon-jeDer schwedische König Carl XVI Gustaf bei einem Besuch in der DMZ-Zone, 1. Juni 2012.
Schweden setzt auf seine langjährigen diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea, um als Akteur in der politischen Krise der Region zur Entspannung beizutragen. Aber die neutrale Tradition Schwedens wurde durch die Annäherung an die NATO und die Unterstützung von Sanktionen gebrochen.

In den 1970er Jahren setzte Schweden auf einen neuen Handelspartner: Nordkorea. Schweden eröffnete schnell eine diplomatische Vertretung, die bis heute Bestand hat. Die schwedische Regierung empfahl damals ihren Traditionsmarken Sanvik, SKF und Volvo, sich dem neuen Markt anzunehmen.

Aus den schwedischen Medien ist der Handel zwischen den Ländern am bekanntesten durch die Volvos, die Nordkorea vor Jahren orderte - 1.000 an ihrer Zahl, von denen bis heute 144 nicht bezahlt wurden. Bis zum heutigen Zeitpunkt schickt Schweden Nordkorea Zahlungserinnerungen, auf die das Land keine Antwort erhält.

Schweden rühmte sich immer seiner Neutralität und im Jahr 2001 führte der damalige schwedische Premierminister Gran Person eine EU-Delegation nach Nordkorea an, um mit Kim Jong-il zu verhandeln. Auch damals ging es um die Eskalation. Heute wieder sieht sich Schweden in der Pflicht, in der Krise der Region ein aktiver Spielpartner zu werden. Schweden aber hat seit 2001 stark an seiner Neutralität eingebüßt. Das skandinavische Land ist zu einem NATO-Gastland avanciert und führt einen medialen Krieg gegen den gemeinsamen russischen Feind, der irgendwann die Insel Gotland überfallen wird.

Schweden steht Nordkorea allerdings weiterhin durch humanitäre Hilfe zur Seite. Pro Jahr erreichen Nordkorea rund 4 Millionen Euro. In Nordkorea agiert Schweden heute im Auftrag der USA und versteht sich als "Schutzmacht" gegenüber dem amerikanischen Partner. Dies beinhaltet die Übernahme von Konsularangelegenheiten für US-Bürger, aber auch für Kanadier und Australier.

Seit dem 1. September gilt für US-Bürger ein Reiseverbot nach Nordkorea, das die Regierung Trumps nach dem Tod des US-Studenten Otto Warmbier erlassen hatte. Nordkorea hatte angekündigt, auch künftig amerikanische Staatsbürger im Land willkommen zu heißen. An der Grenze zwischen dem geteilten Land sind schwedische Soldaten stationiert, die Teil des "Neutral Nations Supervisory Comission" sind. Der Koreakrieg endete nur in einem faktischen Waffenstillstand.

Die Erinnerungen an den Krieg sind besonders in Nordkorea noch allgegenwärtig. Zu Beginn der 1950er Jahre trafen amerikanische Napalm-Bomben, ungeachtet internationaler Konventionen, auf nordkoreanische Wohngebiete. 32.357 Tonnen Napalm und insgesamt 450.000 Tonnen Bomben kamen zum Einsatz. Die Folgen waren schlimmer als im Vietnamkrieg, denn die Bomben trafen auf die urbanen Gegenden, und Millionen von Zivilisten fanden den Tod. 18 von den damaligen 22 Städten wurden zur Hälfte oder mehr zerstört.

Die schwedische Außenministerin Margrot Wallström gab im August bekannt:
Unsere Botschaft in Nordkorea hat eine lang anhaltende Präsenz und ist eine einmalige Plattform im Land (...) Unsere Präsenz in Nordkorea ermöglicht uns, in den Dialog und den Austausch einzubringen. Wir nehmen diese Rolle sehr ernst."
Der Direktor des in Stockholm angesiedelten Forschungsinstituts für Sicherheit und Entwicklung, Niklas Swanström, sieht ein Vorteil im Ruf Schwedens in Nordkorea:
Ich denke, es gibt ein echtes Potenzial für Schweden als Diskussionsinitiator. Schweden und die USA haben eine gute Arbeitsbeziehung in Bezug auf Nordkorea. Und Nordkorea sieht Schweden als den weniger feindlichen Partner unter den internationalen Akteuren."
Die öffentliche Unterstützung für Sanktionen gegen Nordkorea als Mitglied des UN-Sicherheitsrats erschwert die diplomatische Einflussnahme Schwedens. Auch die Schweiz hatte sich als Verhandlungspartner mit Nordkorea ins Spiel gebracht. Die Schweizer Präsidentin Doris Leuthard meinte, es müsse noch noch über den Ort der Verhandlungen entschieden werden:
Wir müssen noch herausfinden, wo sich die Außenminister treffen können."
Selbst Südkorea erklärte am heutigen Montag, dass für Diplomatie kein Raum mehr ist. Nordkorea fordere eine militärische Lösung heraus.