Die deutsche Wirtschaft in Russland lehnt das Anfang August beschlossene neue US-Sanktionsgesetz einhellig ab. Viele Unternehmen erwarten durch die neuen Sanktionen Umsatzeinbußen, wie eine Studie der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) zeigt.
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Die AHK befragte nach eigenen Angaben 193 Unternehmen mit Russland-Geschäft. "Auf die Frage "Wie beurteilen Sie die neuen US-Sanktionen gegen Russland?" hätten 97 Prozent mit "eindeutig negativ" oder "eher negativ" geantwortet. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (52 Prozent) gaben an, von den Sanktionen potenziell betroffen zu sein. Zwei Drittel erwarten dadurch Umsatzeinbußen, zwölf Prozent schwere.

Obwohl die neuen US-Strafmaßnahmen sich vor allem gegen Energieunternehmen richten, erklärten 38 Prozent der von der AHK befragten Unternehmen, indirekt über Zulieferer und Kunden getroffen zu werden. "Das hieße neben den im Gesetz genannten Aktivitäten im Zusammenhang mit russischen Exportpipelines auch, dass die Sanktionen unter anderem deutsche Firmen im IT-, Beratungs-, Finanz-, Logistik- und Messebereich beeinträchtigen", teilte die AHK, die die Interessen von rund 800 Unternehmen vertritt, am Mittwoch mit.

"Die deutsche Wirtschaft in Russland lehnt das unilateral beschlossene US-Sanktionsgesetz ab", wird in der Mitteilung AHK-Präsident Rainer Seele zitiert. "Die beschlossenen aber noch nicht angewandten Sanktionen schweben wie ein Damoklesschwert über den deutschen Unternehmen", kommentierte der AHK-Vorstandsvorsitzende Matthias Schepp.

Das US-Sanktionsgesetz richtet sich gegen alle Unternehmen, die sich an der Instandsetzung, der Modernisierung oder dem Ausbau russischer Exportpipelines beteiligen. Damit soll vor allem das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 verhindert werden, das russisches Gas direkt - abseits der Transitländer - in die EU transportieren soll. Für Europa würde ein Wegfall des Pipelineprojekts dies nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft höhere Energiepreise und wachsende Unsicherheit bei der Energieversorgung bedeuten.