fake news
© www.globallookpress.comUnermüdlich im Einsatz zur Destabilisierung der westlichen Welt und ihrer Wahlsysteme
Fast alle großen Medien brachten am 22. September eine "Enthüllungsstory" über russische Versuche, sich in die Wahlsysteme von 21 US-Bundesstaaten zu hacken. Quelle wäre das US-Heimatschutzministeriums (DHS). Diese stellen sich nun als frei erfunden heraus.
Russen versuchten, Wahlsysteme in 21 Staaten im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr zu hacken, sagten Beamte am Freitag.
Mit diesem Satz begann der USA-Today-Artikel, ähnlich präsentierten auch die meisten anderen Medien unhinterfragt die Behauptung aus dem Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten, auch Heimatschutzministerium genannt.

Quelle: Screenshot USA Today

Die Geschichte, basierend auf offiziellen Aussagen des DHS, war aus offensichtlichen Gründen sehr attraktiv und löste vorhersehbarer Weise sofortige und scharfe Reaktionen in Politik und Medien hervor, die wiederum viral gingen. Zahlreiche Prominente und Politiker erklärten daraufhin, dass mit diesen "Enthüllungen" die Legitimität der Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen von 2016 grundsätzlich in Frage gestellt werde.

Clinton-nahe Hollywoodgrößen sahen schon die Annullierung der Wahlen und die "rechtmäßige Einsetzung von Hillary als unsere Präsidentin" auf das Land zukommen:

Also was stimmte mit dieser Geschichte nicht? Nur ein kleines Detail: Sie war falsch. Die Geschichte fing an, auseinanderzufallen, als Associated Press am 27. September berichtete, dass in Wisconsin - einem jener Bundestaaten, der in dem DHS-Bericht prominent gelistet waren - die Wahlsysteme nachweislich nicht gehackt worden waren.

Der Sprecher des DHS musste dann zurückrudern, beharrte aber darauf, dass es immer noch Beweise dafür gäbe, dass einige Computernetze ins Visier genommen worden seien. Er konnte aber nicht darlegen, dass diese etwas mit Wahlen oder Abstimmungen zu tun hätten. Er verwies beispielsweise auf das Arbeitsministerium von Wisconsin, welches sich mit Jobvermittlung und Arbeitslosenunterstützung beschäftigt. Immerhin könnte man nun behaupten, die dortige Arbeit zu unterminieren, könnte zumindest mittelbar potenzielle Folgewirkungen auf Wahlen entfalten.

Michael Haas, der Hauptwahlleiter von Wisconsin, betonte jedoch gegenüber AP:
Das Heimatschutzministerium hat mir mehrmals bestätigt, dass unser Bundesstaat nicht von russischen Hackern ins Visier genommen wurde.
"Schlussfolgerungen des DHS waren falsch"

Die Geschichte über das Eindringen russischer Hacker in die US-Infrastruktur fiel dann am 28. September völlig in sich zusammen, als der kalifornische Secretary of State (im US-System steht dieser protokollarisch an dritter Stelle nach dem Vizegouverneur und erfüllt de facto die Aufgaben eines Innenministers), eine vernichtende Erklärung abgab, in der er die Behauptungen in dem DHS-Bericht als komplett "falsch" bezeichnete:
Am vergangenen Freitag wurde mein Büro vom US-Ministerium für Heimatschutz (Department of Homeland Security, DHS) darüber informiert, dass russische Cyber-Akteure 2016 die Internet-Systeme in Kalifornien gescannt haben, einschließlich unserer Websites. Auf unser Ersuchen nach mehr Informationen wurde klar, dass die Schlussfolgerungen des DHS falsch waren.
Manchmal enden Geschichten so. Sie werden als falsch entlarvt. Das ist an sich nicht besonders schockierend. Wäre dies ein isolierter Vorfall, könnte man ihn als menschlichen Fehler verbuchen, ohne weitere Bedeutung oder Interpretation.

Das "Gerücht über die Russen"

Aber hier handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Ganz im Gegenteil: So etwas geschieht derzeit immer und immer wieder. Faktenfreie Behauptungen über Russland werden durch die Medien getragen, bisher fast immer auf der Grundlage von Beweismittel-freien Aussagen von US-Regierungsbeamten, die jedoch unter der geringsten Nachrecherche in sich zusammenbrechen.

Beispielhaft dafür steht der angebliche russische Hackerangriff auf ein Elektrizitätswerk im Dezember 2016 in Vermont, welchen die Washington Post groß herausbrachte, nur um dann kleinlaut zugeben zu müssen, dass es tatsächlich keinen solchen Angriff gab und dass die Zeitung sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, vor der Veröffentlichung das fragliche Elektrizitätswerk zu kontaktieren.