Wissenschaftler haben Alter und Inhalt eines Sacks bestätigt, um den sich eine mittelalterliche Legende dreht. Er wird einer Wundertat des heiligen Franz von Assisi zugeschrieben: Ein Engel soll den Sack voll Brot im Jahr 1224 in seinem Auftrag überbracht haben. Die Ergebnisse der Radiokarbon-Datierung und der chemischen Analyse des Materials passen zu dieser Geschichte, berichten die Forscher. Der Rest bleibt natürlich eine Glaubensfrage.

Franz von Assisis
In diesem Reliquiar werden die Textilfragmente heute aufbewahrt.
Es ist der Schatz des Klosters von Folloni bei Montella in Italien: Seit mehr als 700 Jahren werden hier Textilfragmente aufbewahrt, die von dem legendären Brotsack stammen sollen. Der Geschichte zufolge erschien der Beutel voller Brot im Winter des Jahres 1224 auf wundersame Weise vor der Tür des Klosters. Die Legende besagt, dass der heilige Franziskus (1181 bis 1226) für diese Sendung verantwortlich gewesen ist. Er weilte zu dieser Zeit in Frankreich - so überbrachte ein Engel in seinem Auftrag den Brotsack, heißt es in der Legende.

Auf der Spur einer Legende

Der Überlieferung zufolge wurde das Sacktuch anschließend etwa 300 Jahre lang als Altartuch in dem Kloster verwendet. Während dieser Zeit wurden auch Stücke abgeschnitten und an andere religiöse Institutionen in Italien verschenkt. Später wurden sie dann jedoch wieder an das Kloster zurückgegeben. Dort wurde schließlich ein prächtiges Reliquiar für die Textilfragmente angefertigt, in dem sie bis heute aufbewahrt und präsentiert werden.

Der Untersuchung dieser Stücke hat sich nun ein Team aus dänischen, italienischen und niederländischen Experten gewidmet. Um den Grundlagen der Geschichte nachzugehen, führten sie eine Radiokarbon-Datierung an dem Material aus dem Reliquiar durch und suchten nach biochemischen Markern, die Hinweise auf den einstigen Inhalt des Sackes geben können.

Bestätigt: es war ein alter Brotsack

Die Analysen ergaben: Das Textil stammt aus einer Zeit zwischen 1220 und 1295. Das Alter steht damit im Einklang mit der Legende, sagt Kaare Lund Rasmussen, Spezialist für archäo-chemische Analysen der Süddänischen Universität in Odense. Der Nachweis von Brotspuren gelang über die Substanz Ergosterol in den Textilproben. Es handelt sich um einen Biomarker, der für Materialien typisch ist, die im Zusammenhang mit Brauen, Backen oder der Landwirtschaft stehen, erklären die Forscher.

"Unsere Untersuchungen belegen, dass Brot mit dem Material in Kontakt war. Wir wissen nicht wann, aber es scheint unwahrscheinlich, dass es nach 1732 war, als die Sackfragmente geschützt aufbewahrt wurden. Vermutlich kam das Textil somit in den 300 Jahren vor 1732 mit mit Brot in Berührung", sagt Rasmussen. Ihm zufolge könnte dies passiert sein, als der Stoff als Altartuch verwendet wurde. Aber durchaus auch entsprechend der Legende: "Vielleicht war es tatsächlich in der kalten Winternacht im Jahre 1224 - das ist durchaus möglich", sagt Rasmussen.

Hinweise, ob ein Engel den Sack transportiert und abgelegt hat, konnten die Forscher allerdings nicht finden. Wissenschaftliche Messungen können keine Legende oder Glaubensfragen beweisen, betonen sie. Dennoch dokumentieren ihre Studienergebnisse, welche interessanten Informationen moderne Nachweistechniken über historische Objekte aufdecken können, sagen Rasmussen und seine Kollegen.