Der Todesschütze von Las Vegas soll mit seinem Angriff mindestens 50 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt haben. Nie zuvor gab es in den Vereinigten Staaten bei einem derartigen Verbrechen mehr Opfer.

Las Vegas concert shooting
© David Becker/Getty Images
Ein Todesschütze hat bei einem Musikfestival in der amerikanischen Touristenmetropole Las Vegas mindestens 50 Menschen umgebracht und mehr als 400 verletzt. Das teilte die Polizei am Montag im Bundesstaat Nevada mit. Nie zuvor in der Kriminalgeschichte der Vereinigten Staaten kamen bei einem derartigen Verbrechen mehr Menschen ums Leben.

Laut Polizei feuerte der Schütze am Sonntag gegen 22.00 Uhr (Ortszeit) vom 32. Stockwerk des Hotels Mandalay Bay an der berühmten Casino-Meile aus auf Besucher des Konzerts. Zur Tatzeit sollen rund 30.000 Besucher dort gewesen sein. Die Polizei berichtete weiter, sie habe den mutmaßlichen Täter identifiziert. Entgegen vorheriger Berichte war der mutmaßliche Schütze laut BBC bereits tot, als die Polizei das Zimmer stürmte. Die Polizei geht davon aus, dass er sich das Leben genommen hat. Es soll es sich um den 64 Jahre alten Stephen Paddock aus der Stadt Mesquite, rund 120 Kilometer nordöstlich von Las Vegas, handeln.

"Wir glauben, dass es ein Einzeltäter ist. Ein einsamer Wolf", sagte Bezirks-Sheriff Joe Lombardo am Montagfrüh. Er teilte weiter mit, dass in dem Hotelzimmer, von dem aus der Schütze auf Konzertbesucher feuerte, mehrere Waffen gefunden worden seien. Die Begleiterin des Täters, nach der zunächst gesucht worden war, sei gefunden worden. Die Polizei geht laut "CNN" nicht davon, dass sie etwas mit dem Angriff zu tun hat.

Unter den Toten ist auch ein Polizist

Von einem extremistischen Hintergrund geht die Polizei bisher nicht aus. Der mutmaßliche Täter habe nach ersten Erkenntnissen keine Verbindungen zu militanten Gruppen gehabt. Unter den Toten ist auch ein Polizist, der während des Angriffs nicht im Dienst war. Zwei Polizisten wurden außerdem im Einsatz verletzt, laut Polizei aber nicht lebensgefährlich.

Der Angreifer hatte bei dem beliebten "Route 91 Country Music Harvest Festival" am Strip Medienberichten zufolge hunderte Schüsse abgegeben. Viele Menschen hätten blutüberströmt am Boden gelegen, sagte ein junger Mann dem Sender CNN. Die Konzertbesucherin Cari Copeland Pearson sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir krochen über Tote." Sie habe vielfache Schüsse gehört, vermutlich aus einem automatischen Gewehr. Dann sei sie zunächst in Deckung gegangen und schließlich geflüchtet.

"Menschen begannen, wie Fliegen zu fallen"

Ein Konzertbesucher, der mit seiner Frau in der Menge stand, sagte dem Sender CNN: "Menschen begannen, wie Fliegen zu fallen." Viele hätten sich auch zu Boden geworfen, um sich vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen. "Die Menschen mussten sich aufeinander werfen." Seine Frau zeigte dem Sender Blutspritzer an ihren Beinen und sagte, diese stammten von Opfern aus der Menge. Eine Schweizer Touristin sagte dem Portal "20 Minuten": "Wir hörten Schüsse von Maschinengewehren, als wir in unserem Hotelzimmer waren - das dauerte sicher 20 Minuten." Die Polizei rückte mit schwer bewaffneten Einheiten und Panzerwagen an.

In Videos von dem Country-Musik-Festival ist das Geräusch einer automatischen Waffe zu hören, daraufhin bricht Panik unter den Besuchern aus. Country-Sänger Jason Aldean hört mitten im Lied auf zu singen und flüchtet von der Bühne. Er und seine Band blieben unversehrt, wie Aldean selbst wenige Stunden nach dem Blutbad mitteilte. "Heute Nacht war mehr als schrecklich", schrieb der Künstler auf Instagram. "Mir fehlen immer noch die Worte, aber ich wollte euch wissen lassen, dass ich und meine Crew in Sicherheit sind. Meine Gedanken und Gebete gelten allen, die heute betroffen waren."
Attacke bei Open-Air Konzert Las Vergas
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"Niemand weiß, wo die Schüsse herkommen"

Es schmerze ihn zutiefst, fuhr der Sänger fort, dass dies Menschen zugestoßen sei, "die gekommen sind, um Freude zu haben". Es hätte, so Aldean, "eine Nacht mit Spaß sein sollen". Aldeans Auftritt war der Höhepunkt des überaus populären dreitägigen Country-Music-Festivals. Medienberichten zufolge waren zum Zeitpunkt der Schüsse 30.000 Konzertbesucher anwesend. Der Tatort befand sich nahe dem "Mandalay Bay Resort and Casino" - es gehört wegen seiner goldschimmernden Fassade zu den markanten Gebäuden des Unterhaltungsboulevards Las Vegas Strip.

Der Todesschütze konnte einem Experten der amerikanischen Bundespolizei FBI zufolge so viele Menschen töten, weil er aus einer erhöhten Position heraus schoss. Da rund 30.000 Menschen auf engem Raum zusammengestanden hätten, "musste er nur auf die Mitte zielen und den Abzug drücken", sagte James Gagliano, FBI-Agent im Ruhestand, dem Sender CNN.

Zudem habe die Position des Schützen Verwirrung und Panik in der Menschenmenge verursacht. Wenn ein Schütze aus einer erhöhten Position schieße, "weiß niemand, wo die Schüsse herkommen", sagte Gagliano. "Menschen sind nicht darauf trainiert, nach oben zu gucken." Als Waffe habe der Täter vermutlich ein Maschinengewehr oder eine andere militärische Waffe benutzt, sagte der FBI-Fachmann weiter. Darauf deuteten die Schussgeräusche hin, die auf Videos vom Tatort zu hören gewesen seien.

Die Polizei rief die Bevölkerung kurz nach den Schüssen per Twitter dazu auf, die Gegend nahe der Meile voller riesiger Casinos sowie dem Flughafen zu meiden. Sie schrieb auch, dass einige Flüge, die eigentlich auf dem nahe gelegenen Flughafen der Stadt landen sollten, umgeleitet wurden. Der bekannte Boulevard der Metropole, der sogenannte Strip, wurde zeitweise voll gesperrt.

Quelle: sede./Reuters/dpa