Der Norden und der Osten Deutschlands wurden von "Xavier" mit großer Wucht getroffen. Sieben Menschen starben. Auch am Tag danach herrscht noch Chaos im Fernverkehr.
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© Morrris Pudwell
Düsseldorf - Die Auswirkungen des heftigen Sturmtiefs "Xavier" haben Bahnreisenden am Freitag schwere Probleme bereitet. Der Bahnverkehr war auch am Tag nach dem Unwetter mit mehreren Toten massiv gestört. Im Norden und Osten Deutschlands blieben die wichtigsten Fernverkehrsstrecken am Vormittag noch gesperrt, wie die Deutsche Bahn mitteilte.

Sieben Menschen hatte der Sturm am Donnerstag das Leben gekostet. Ein weiterer Mann starb nach NDR-Informationen in Mecklenburg-Vorpommern an einem Herzinfarkt, als ein Baum vor seinem Auto auf die Straße stürzte - unklar blieb, ob ein Zusammenhang mit "Xavier" besteht. Am Wochenende kann es im Nordosten entlang der Küsten und im Bergland erneut stürmische Böen geben.

Die Bundesregierung würdigte am Freitag den großen Einsatz der Rettungskräfte. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer dankte in Berlin allen, "die in den Stunden des Orkans hart daran gearbeitet haben, die Verkehrsverbindungen aufrecht zu erhalten und Menschen zu helfen, die in Not geraten sind".

Betroffen äußerte sie sich über diehohe Zahl der Todesopfer: "Natürlich denken wir in diesen Stunden an die sieben Menschen, die auf tragische Weise in dem Orkan ihr Leben verloren haben, und an die Angehörigen, denen wir unser tief empfundenes Mitgefühl aussprechen."

Tausende Reisende strandeten in Bahnhöfen

"Xavier" war am Donnerstag vor allem über den Norden und Osten hinweggefegt. Besonders schwer betroffen von dem Unwetter und den Folgen mit umgestürzten Bäumen waren Berlin, Brandenburg, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Vier Tote gab es allein in Brandenburg, weitere drei Menschen starben in Berlin, Hamburg und bei Schwerin.

Der Sturm legte am Donnerstag den Fernverkehr lahm, Tausende Reisende strandeten in Bahnhöfen. Auch die öffentlichen Verkehrsnetze von Großstädten wie Berlin oder Hamburg waren stark beeinträchtigt.

Während sich der Nahverkehr am Freitagmorgen langsam normalisierte, brauchten Reisende im Fernverkehr weiter viel Geduld.

Nach wie vor gesperrt waren unter anderem die Routen Berlin-Hannover, Hamburg-Berlin, Hamburg-Hannover, Berlin-Leipzig und Osnabrück-Hamburg. Aus Basel und München kommende ICE fuhren nicht bis Hannover, Hamburg oder Berlin, sondern nur bis Kassel-Wilhelmshöhe. Andere ICE aus dem Süden kehrten in Dortmund um, statt bis nach Bremen und Hamburg weiterzufahren.

Die Bahntrassen würden derzeit mit Hubschraubern abgeflogen, um festzustellen, wo der Sturm Schäden angerichtet hat, sagte eine Sprecherin am Vormittag. Außerdem seien überall fahrbare Hebebühnen unterwegs, um heruntergerissene Oberleitungen wieder instandzusetzen. Frühestens am Mittag könne die Bahn eine Prognose abgeben, wie es mit dem Zugverkehr weitergehe.

35.000 Menschen ohne Strom

Die Nacht verbrachten viele Gestrandete in Hotels oder in einigen von der Bahn bereitgestellten Zügen. So standen zum Beispiel drei Übernachtungszüge in Kassel-Wilhelmshöhe, wo rund 1000 Reisende hängenblieben.

Außerdem gab es sogenannte Hotelzüge auch in Berlin am Hauptbahnhof und an den Stationen Spandau und Südkreuz sowie an den Hauptbahnhöfen in Köln, Dortmund, Bielefeld, Düsseldorf, Leipzig, Hamburg und Hannover. Allein in Minden mussten 470 Fahrgäste die Nacht in mehreren Zügen am Bahnhof verbringen.

Mancherorts viel der Strom aus. Am Freitagmorgen waren in Westmecklenburg noch immer 10.000 Kunden ohne Strom. Am Donnerstag waren es zeitweise sogar 35.000 Menschen. Der Sturm entwurzelte zahlreiche Bäume, Ziegel fielen von Hausdächern. Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr mussten auch am Freitag noch Straßen von umgestürzten Bäumen befreien.

In Mecklenburg-Vorpommern blieb der größte Landschaftspark, der Schlosspark Ludwigslust, gesperrt. "Xavier" habe zahlreiche Bäume entwurzelt, sagte eine Sprecherin des Landesbetriebs für Bau und Liegenschaften am Freitag. In Sachsen warnte die staatliche Forstverwaltung vor dem Betreten der Wälder. "Der Aufenthalt kann lebensgefährlich sein", sagte ein Sprecher.

Der Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung bezeichnete "Xavier" im SWR als "Schnellläufer". "Das ist ein Sturm, der nicht unbedingt vorhersehbar ist. Dieses Tiefdruckgebiet heißt so, weil es dann wirklich extrem schnell ziehen kann mit 100 Stundenkilometern." Beispiele dafür seien etwa der Sturm "Kyrill" aus dem Jahr 2007 oder "Lothar", der 2009 über West- und Mitteleuropa fegte.

Die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst rechneten für das Wochenende mit Schauern und einzelnen Gewitter. Am Freitag warnten sie vor stürmischen Böen vor allem an der Nordsee und im Bergland.

csr/dpa