Nach seiner Liebesaffäre mit einer 16-Jährigen durchschreitet CDU-Politiker Christian von Boetticher nun ein Tal der Tränen - das er selbst reichlich bewässert. „Ich stehe zu meinen Gefühlen“, verteidigt er sich. Er habe seit dem Skandal immer wieder geweint.
© dpaChristian von Boetticher (CDU) bei seiner Rücktrittsrede
Bereits am vergangenen Sonntag, als Christian von Boetticher (CDU) seinen Rücktritt als schleswig-holsteinischer Landesvorsitzender bekannt gab, konnte er die Tränen nicht zurück halten. „Es war schlichtweg Liebe“, rechtfertigte der 40-Jährige mit stockender Stimme die Beziehung zu einer 16-jährigen Schülerin. Eine Parteifreundin musste ihm ein Taschentuch reichen.
Bereits am Montag räumte Boetticher seinen Schreibtisch im Kieler Landeshaus, tauchte ab. Seitdem habe er alle „Höhen und Tiefen erlebt, die man sich vorstellen kann“, sagte Boetticher FOCUS. Und in Anspielung auf eine TV-Serie aus den 60er-Jahren: „Ich fühle mich wie Dr. Kimble auf der Flucht.“
Tränen im Kino, Tränen am TelefonIn der „Bild am Sonntag“ sprach der ehemalige CDU-Hoffnungsträger nochmals über die Affäre. „Erst wurde ich zum Kinderschänder gemacht, dann zum Weiberhelden und Lustmolch“, erboste er sich bei dem Interview im Hamburger Nobel-Restaurant „Louis C. Jacob“. So hätten seine Tränen bei seiner Rücktrittsrede daher auch nicht allein der verlorenen Liebe gegolten. Auch die verpatzte Karriere und das verletzte Ego hätten mit reingespielt. „Das kann man nicht voneinander trennen“, sagte Boetticher. „Mir gingen die Erinnerung an die Liebesbeziehung und die Enttäuschung der Freunde, die an mich geglaubt hatten, durch den Kopf. Ich merkte, dass mir die Tränen kamen, aber ich schämte mich nicht dafür. Ich stehe zu meinen Gefühlen. Dieser Auftritt war eine sehr emotionale Geschichte, ich bin ein sehr emotionaler Mensch.“
Auf die Frage, ob er seitdem geweint habe, antwortete Boetticher der „Bild am Sonntag“: „Ja, sicher.“ Er weine auch schnell im Kino bei traurigen Filmszenen. Bei „Forrest Gump“ kämen ihm immer wieder die Tränen.
Besonders treffen würden ihn aber die Sorgen seiner Eltern. Wenn seine Mutter ihn anrufe, weil sie über ihn etwas gelesen oder im Fernsehen gesehen hätte, „kriege ich einen dicken Hals und Tränen in den Augen“.
Sachliche RomanzeDie Beziehung zu der 16-Jährigen aus Nähe von Düsseldorf, die Mitglied der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union (JU) ist, habe sich zuerst ganz sachlich entwickelt. „Die Frau ist mir aufgefallen, weil sie als JU-Mitglied sehr intelligente Kommentare auf meiner Facebook-Seite geschrieben hat, und zwar zu politischen Themen. Wir haben uns dann häufiger gemailt“, sagte Boetticher. „Ich habe schnell gemerkt, dass sie eine kluge und selbstbewusste Frau ist. Ich hatte sie auf Mitte 20 geschätzt und war völlig überrascht, als sie mir ihr Alter verriet. Sie ist für ihr Alter wirklich geistig sehr reif. Ich konnte auf Augenhöhe mit ihr kommunizieren.“
Blind vor Liebe?Die daraus resultierenden Treffen in Düsseldorf und Hamburg seien für ihn nur folgerichtig gewesen. Dennoch betont Boetticher, er sei „nicht liebesblind“ gewesen: „Ich wusste, dass ich etwas riskiere. Mir war klar: unter 18 ist emotional schwierig.“ Er habe auf die Zeit gesetzt: Bei der ursprünglich für 2014 geplanten Landtagswahl wäre das Mädchen deutlich älter gewesen - und damit auch für den Wähler akzeptabel. Boetticher habe vor allem die Frage beschäftigt: „Wie bekomme ich es hin, dass bis dahin nicht über uns geklatscht wird?“
Doch dann kam alles anders: Die Landtagswahl wurde zwei Jahre vorgezogen, Boetticher CDU-Spitzenkandidat. Die Trennung von der 16-Jährigen folgte stante pede. Angeblich auf das Drängen des Mädchens - sie habe nicht gewollt, dass Boetticher seine Karriere opfere. „Sie hatte Angst, dass ich mit dem Gefühl herumlaufe, ich hätte für sie auf meine beruflichen Chancen verzichtet. Sie war natürlich über das Ende der Beziehung enttäuscht. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr.“ Nicht zuletzt aber auch, weil die Mutter des Mädchens Boetticher eine Kontaktaufnahme untersagt hat, wie FOCUS berichtete.
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