Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Washington beschuldigt, die Beziehungen zu Ankara für einen Botschafter "geopfert" zu haben. US-Botschafter John Bass kenne seinen Platz in der Türkei nicht und sei an der jüngsten diplomatischen Eskalation schuld.
Erdogan
"Lassen Sie mich ganz deutlich sagen, die Person, die das verursacht hat, ist der Botschafter hier. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Vereinigten Staaten einen strategischen Partner wegen einem Botschafter opfern, der seinen Platz nicht kennt", kritisierte Erdogan am Donnerstag in Ankara bei einer Veranstaltung mit Provinzgouverneuren, wie Reuters zitiert.

Erdogan bezog sich auf den scheidenden US-Botschafter John Bass, den der türkische Präsident zuvor beschuldigt hatte, bei der Entscheidung, die Ausstellung von Visa für türkische Staatsbürger auszusetzen, eigenwillig zu handeln und nicht im Namen der Regierung der Vereinigten Staaten. Das türkische Staatsoberhaupt wiederholte diese Annahme am Donnerstag.


"Was für eine Schande, wenn die großen Vereinigten Staaten von Amerika von einem Botschafter in Ankara regiert werden. Sie hätten sagen sollen. Du kannst meinen strategischen Verbündeten nicht so behandeln, du kannst nicht so handeln. Aber sie konnten das nicht sagen", zitiert die Nachrichtenagentur Anadolu Erdogan.

Das US-Außenministerium hat die Annahme Erdogans dementiert. Washington betonte, dass Bass die "volle Unterstützung" der US-Regierung genießt. Seine Tätigkeiten wurden mit dem Außenamt, dem Weißen Haus und dem nationalen Sicherheitsrat koordiniert, heißt es. In diesem Zusammenhang adressierte Erdogan an Washington eine unverblümte Botschaft:
Wir brauchen euch nicht.
"Wir sind keine Bananenrepublik. Wir sind die Republik Türkei und ihr werdet es akzeptieren. Wenn nicht, dann tut es uns leid, aber wir brauchen euch nicht", sagte der Präsident der Türkei, die die zweitgrößte Armee im US-geführten Militärbündnis NATO stellt.

Erdogan warf auch ein, dass die USA in ihrem Istanbuler Konsulat einen Verdächtigen verstecken würden, der angeblich mit dem kontroversen Imam Fethullah Gülen in Verbindung steht. Gülen lebt im US-amerikanischen Exil. Ankara beschuldigt die Gülen-Bewegung, den gescheiterten Putschversuch in der Türkei vergangenes Jahr gemeinsam mit einer Gruppe von Militärs durchgeführt zu haben.


"Der von der türkischen Polizei gesuchte Konsulatsmitarbeiter versteckt sich im US-Konsulat", sagte Erdogan und fügte hinzu, dass der Mitarbeiter "eindeutige Verbindungen zu Gülen" pflegt.

Die diplomatische Eskalation ereignete sich, nachdem das US-Außenministerium am Dienstag bestätigte, dass türkische Behörden am Wochenende nunmehr dem dritten Botschaftsmitarbeiter den Prozess machen. Die Pressesprecherin des US-Außenministeriums Heather Nauert nannte das Handeln der türkischen Regierung "zutiefst beunruhigend". Regierungsnahe türkische Medien wie das Zeitungsblatt Yeni Safak berichten regelmäßig die Annahme, dass die USA eine Rolle beim vereitelten Putschversuch in der Türkei vergangenes Jahr spielten.