Britische Wissenschaftler haben Wasser in Verbindung mit der Zusammensetzung von Marsböden simuliert. Wie sich zeigt, kann Wasser in Form salziger Lake auf der Oberfläche des heutigen Mars in flüssiger Form existieren und verhält sich wie Wasser unter hohem Druck. In diesem stark salzigen Wasser könnte dann sogar Leben existieren, das sich an entsprechende Druckverhältnisse angepasst hat. Ein direkter Nachweis ist das allerdings noch nicht.
Žestoke sniježne oluje u noćima Marsa
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Leeds (Großbritannien) - Wie die Forscher um Dr. Lorna Dougan von der University of Leeds aktuell im Fachjournal Nature Communications (DOI: 10.1038/s41467-017-01039-9) berichten, haben sie auf der Grundlage der Phoenix-Daten, die 2008/9 Magnesiumperchlorate im Marsboden an der Landestelle der Laboreinheit nachweisen konnte (...GreWi berichtete), eine entsprechende Wasser-Perchlorat-Lösung erstellt, um diese als "mimetisches (imitiertes) Marswasser" bezeichnete Flüssigkeit daraufhin zu testen, ob sie auf der Marsoberfläche existieren kann.

Schon zuvor vermuteten Wissenschaftler, dass es diese Salze bzw. Perchlorate sind, die salzhaltige Rinnsale ermöglichen könnten, die beobachtete Abflussrinnen auf dem Mars (...GreWi berichtete) entstehen lassen könnte. "Die Entdeckung unterschiedlicher Mengen unterschiedlicher Perchloratsalze im Marsboden ermöglicht uns neue Einblicke in die Entstehung dieser kleinen 'Flussbette' auf dem Mars", erläutert Dougan.

Auf dem heutigen Mars schwanken die Oberflächentemperaturen von bis zu 20 Grad Celsius Tagestemperaturen am Äquator und bis zu -135 Grad Celsius an den Polen. Bei einer Durchschnittstemperaturen von -55 Grad Celsius kann normales Wasser hier also nicht dauerhaft existieren.

In ihren Experimenten an der ISIS-Anlage und durch Computersimulationen konnten die Forscher die Struktur des simulierten Marswassers analysieren. Dabei zeigte sich, dass die Magnesiumprchloratlösung einen "dramatischen Einfluss" auf die Struktur des Wassers hat: "Der Effekt des Perchlorats entspricht der Wirkung eines Drucks von 2 Milliarden Pascal oder mehr auf gewöhnliches Wasser." Die Forscher konnten beobachten, dass sich die Ionen im Wasser dabei trennen und vermuten, dass dies dazu führt, dass das Wasser nicht gefriert.

"Für uns ist diese Beobachtung sehr faszinierend und wirft ein neues Licht darauf, wie sich Salze in Wasser lösen", so Dougan. "Die Magnesiumperchlorate tragen als Hauptfaktor dazu bei, dass der Gefrierpunkt dieser Wasserlösung deutlich herabgesetzt wird und zeigt uns auf, wie flüssiges Wasser auch unter den Niedrigtemperaturbedingungen des Mars existieren kann."

Zugleich werfe die Entdeckung auch die Frage nach möglichem Leben in solchem Wasser und damit auch auf dem heutigen Mars auf: "Wenn die Struktur solchen Marswassers unter so starkem Druck steht, dann könnten wir darin vielleicht sogar Organismen finden, die sich an diesen hohen Druck angepasst haben - vergleichbar etwa mit sog. piezophilen Organismen (die sich im Laufe der Evolution an hohe Wasserdrücke angepasst haben, wie sie in der Tiefsee herrschen). Vorstellbar wären also Organismen, die mit irdischen Tiefseebakterien oder anderen Organismen vergleichbar wären, die sich an entsprechend hohe Druckverhältnisse angepasst haben."

Die Entdeckung zeigt, wie wichtig das Studium extremer Lebensräume sowohl auf der Erde als auch auf anderen Himmelskörpern ist, um die natürlichen Grenzen des Leben, auch jenseits der klassischen Vorstellung von Lebensfreundlichkeit richtig zu verstehen und einordnen zu können, so die Forscher abschließend.