Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nach jüngsten kritischen Berichten in westlichen Medien erklärt, er werde am Kauf russischer S-400-Flugabwehrsysteme festhalten. Ankara führe sogar schon Gespräche über das kommende, hochmoderne S-500-System.
S-400
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"Bezüglich unserer Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin steht fest: Wir denken nicht daran, vom Kauf des S-400 Anstand zu nehmen. Wir haben auch schon Gespräche über das S-500 geführt", betonte Erdogan während seines Rückflugs von Staatsbesuchen in der Ukraine und Serbien auf Nachfrage von Reportern. Dies berichten die Nachrichtenportale Habertürk und Reuters.

Nach Angaben des türkischen Präsidenten wird es in der ersten Phase des Erwerbs von S-400-Systemen keine gemeinsame Produktion mit Russland geben. "Aber in der zweiten Stufe werden wir gemeinsame Produktionsschritte unternehmen", machte Erdogan deutlich.

Anfang Oktober hat Russland bestätigt, von der Türkei eine Vorschusszahlung für das mobile, allwetterfähige Langstrecken-Boden-Luft-Raketensystem S-400 erhalten zu haben.
Ja, wir haben die Anzahlung erhalten. Die Liefertermine können wir noch nicht nennen. Sie wollen es früher als 2019 haben, aber das Thema ist immer noch in Diskussion", äußerte der russische Präsidentenberater für militärisch-technische Zusammenarbeit, Wladimir Koschin.
Deals könnten Verhältnis zu NATO-Partnern belasten

Das viel diskutierte Abkommen zwischen der Türkei und Russland könnte mit einer engeren Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern sowie einer wachsenden Kluft zwischen der Türkei und der NATO einhergehen. Ankara stellt die zweitgrößte Streitmacht nach den USA im westlichen Militärbündnis.


Im Juli beschwerte sich der US-amerikanische Verteidigungsminister James Mattis mit der Anmerkung, dass die S-400-Flugabwehrsysteme "nicht mit NATO-Systemen interoperabel" sein werden. Erdogan reagierte auf die Kritik wiederum mit der Aussage, dass die Türkei nicht auf den Schutz durch NATO-Verbündete warten will. Das türkische Staatsoberhaupt klagte an:
Was erwartet ihr? Sollen wir auf euch warten?
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schlug am Dienstag hingegen moderatere Töne an. Demnach würde Ankaras Entscheidung, S-400-Systeme aus Moskau zu kaufen, den Interessen der Allianz nicht schaden.
Ich habe mit Präsident Erdogan gesprochen, als ich ihn im September getroffen hatte. Ich sagte, dass die Art von Fähigkeiten, die verschiedene Nationen erwerben wollen, eine nationale Entscheidung ist", bemerkte Stoltenberg weiter.
Das vom russischen Verteidigungskonzern Almaz-Antey entwickelte Raketensystem S-500 soll in den nächsten Jahren in Betrieb gehen, kündigte das russische Verteidigungsministerium Anfang des Jahres an.

Laut der Zeitschrift National Interest wird das S-500 ein Gegenspieler des US-amerikanischen Terminal High Altitude Area Defense Systems (THAAD) sein, auch kurz als Raketenschild beschrieben. Unter anderem könne das System auch Tarnkappenflugzeuge wie den neuen Mehrzweckkampfflieger F-35 der USA aufspüren.