Erst überrollte der Attentäter mit einem Lkw im Stau stehende Autos, dann detonierte der Sprengsatz auf der Ladefläche: Nach einem Anschlag in Mogadischu ist die Zahl der Toten drastisch gestiegen. Der Präsident bittet um Blutspenden.
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Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP sind mindestens 189 Menschen bei einem der verheerendsten Selbstmordanschläge der vergangenen Jahre in Somalia getötet worden. Etliche Opfer seien erst am Sonntag aus den Trümmern der beschädigten Gebäude in der Hauptstadt Mogadischu geborgen worden, meldete die Agentur unter Berufung auf die Polizei.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtet bislang von 137 Todesopfern, ebenfalls unter Verweis auf die Polizei von Mogadischu. Am Samstag war in einem belebten Viertel ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodiert. Die Behörden sprechen von mehr als 200 weiteren Verletzten. Die meisten Opfer seien Zivilisten, sagte Mohamed Yusuf, ein Mitarbeiter des Madina-Krankenhauses, in das viele der Opfer gebracht wurden. Nach Angaben Dahirs starben auch mehrere Soldaten.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Der Informationsminister Somalias machte aber die Terrormiliz al-Shabab dafür verantwortlich. Was genau das Ziel des Anschlags war, war zunächst unklar. Der Angriff sei eine nationale Tragödie, sagte Somalias Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed im staatlichen Radio. Er forderte die Menschen auf, für die Verletzten Blut zu spenden, und rief eine dreitägige Trauerzeit aus.

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Der Lastwagen sei am Samstag mit hoher Geschwindigkeit eine Straße entlanggerast und habe im Stau stehende Motorräder sowie Autos überrollt oder aus dem Weg geschoben, berichteten Augenzeugen. Sicherheitskräfte hatten demnach versucht, auf den Fahrer zu schießen, er erreichte aber dennoch eine der belebtesten Kreuzungen in Mogadischu und sprengte sich und den Wagen dort in die Luft.

Die Explosion habe umliegende Gebäude massiv beschädigt. Noch in Hunderten Metern Entfernung gingen Fenster zu Bruch, Türen wurden aus den Angeln gerissen. Einige Gebäude stürzten teilweise ein. Der Bürgermeister von Mogadischu, Thaabid Abdi, eilte zum Anschlagsort und forderte Bagger an, um Opfer aus den Trümmern zu bergen.
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In der Gegend befinden sich etliche Hotels, Läden, Restaurants und Regierungsgebäude. Augenzeugen berichteten, womöglich sei ein bei Regierungsmitarbeitern, Journalisten und aus dem Ausland zurückkehrenden Somalis beliebtes Hotel Ziel des Attentäters gewesen.

"Ich habe noch nie so einen schlimmen Anschlag gesehen", sagte Ahmed Hassan, ein Augenzeuge. "Die Zerstörung sieht aus wie nach einem Erdbeben." Ein weiterer Augenzeuge, Abdiasis Qorane, sagte, sein Auto sei eines von mehr als hundert Fahrzeugen gewesen, die durch die Explosion ausbrannten. "Überall war Blut", sagte er.

Somalias Informationsminister Abdirahman Yarisow verurteilte den Angriff und machte die Terrormiliz al-Shabab dafür verantwortlich. "Die Regierung arbeitet daran, Informationen über die genaue Todeszahl dieses entsetzlichen Angriffs durch Terroristen zu sammeln", sagte er im staatlichen Radiosender.
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Kurz nach der Explosion kam es zu einem zweiten Anschlag, sagte der Polizist Ali Hassan. Allerdings konnten demnach die Sicherheitskräfte verhindern, dass der Selbstmordattentäter, der sich in einem Auto in die Luft sprengte, weitere Menschen verletzte oder tötete.

In Somalia kommt es immer wieder zu Anschlägen durch al-Shabab. Die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida in Verbindung stehenden militanten Sunniten wollen in dem Land am Horn von Afrika einen sogenannten Gottesstaat mit strikter Auslegung des islamischen Rechts (Scharia) errichten. Eine 22.000 Mann starke Truppe der Afrikanischen Union (AU) unterstützt die somalischen Streitkräfte im Kampf gegen die Terrormiliz.

beb/dpa