Mit Kleopatra endete die Herrschaft der Ptolemäer in Ägypten. Eine klimahistorische Studie wirft neues Licht darauf, wie es dazu kam - und warnt vor heutigen Gefahren.
Nil Ägypten
© jeff schmaltz, modis rapid response team, nasa/gsfcDer Nil ist die grüne Lebensader Ägyptens. Vulkanausbrüche und ihre Folgen für das Klima verhinderten im alten Ägypten die Überschwemmungen des Stroms, was zu tiefen Krisen führte.
Mit dem Selbstmord der legendären Königin Kleopatra VII. im Jahr 30 vor unserer Zeitrechnung ging auch das große Ptolemäerreich zu Ende. Fast 300 Jahre lang hatte die makedonisch-griechische Dynastie im alten Ägypten geherrscht und für etliche architektonische Großtaten gesorgt - wie den Leuchtturm und die Bibliothek von Alexandria.

Dennoch rebellierte die alexandrinische Bevölkerung immer wieder gegen die Herrschaft, was unter den ägyptischen Pharaonen undenkbar gewesen wäre. Diese inneren Konflikte, die bis jetzt vor allem mit wirtschaftlichen Faktoren und politischen Fehlentscheidungen erklärt wurden, trugen maßgeblich dazu bei, dass die Ptolemäer ihr Großreich allmählich einbüßten, ehe das alte Ägypten nach dem Tod Kleopatras zur römischen Provinz abstieg.

Nur die Hälfte der Geschichte

Doch das ist laut der neuen Untersuchung eines internationalen Forscherteams um den Althistoriker Joseph Manning (Yale University) nur die halbe Wahrheit. Manning und seine Kollegen - darunter Umwelthistoriker und Klimaforscher - haben die detaillierten historischen Aufzeichnungen zu den wirtschaftlichen Krisen zum einen mit den Daten über die Nilüberschwemmungen in dieser Zeit verglichen und fanden dabei auffällige Koinzidenzen.

Blieb das Hochwasser im Sommer aus, vertrocknete das Land rings um den Nil; Ackerbau war nur eingeschränkt möglich. In solchen Jahren gab es mehr Unruhe in Form von Volksaufständen, gegen die mit priesterlichen Dekreten vorgegangen wurde. Kriege mit Nachbarstaaten wurden in diesen Jahren häufiger beendet, brachen aber auch seltener aus.

Warum blieb das Hochwasser aus?

Doch die Forscher ließen es damit nicht bewenden, sie wollten auch noch dem Ausbleiben der Nilhochwasser auf den Grund gehen. Die Daten dafür lieferte Michael Sigl vom Schweizer Paul-Scherrer-Institut, der bereits vor zwei Jahren eine Chronologie der großen Vulkanausbrüche der vergangenen 2500 Jahre anhand von Schwefelablagerungen in Eisbohrkernen erstellt hatte.

Mit Sigls Hilfe ließ sich zeigen, dass der Grund für die ausbleibenden Nilhochwasser tatsächlich große Vulkanausbrüche waren: Dadurch gelangte viel Schwefel in die Atmosphäre, der vorübergehend das Klima änderte. Dadurch verschoben sich Windsysteme und damit der Monsun, der nicht mehr die Quellen des Nils erreichte. Da dessen Hochwasser ausblieb, kam es zu Dürren, Hungersnöten und zur inneren Schwächung des Ptolemäerreiches.

Schlüsse für damals und morgen

Für Joseph Manning zeigt die im Fachblatt Nature Communications veröffentlichte Studie aber nicht nur, wie der Klimawandel sich auf Politik und Wirtschaft in der Antike auswirkte. Die Anfälligkeit des Ptolemäerreiches für Vulkan- und Klimafolgen sollte uns daran erinnern, dass auch heute große landwirtschaftliche Regionen, in denen 70 Prozent der Erdbevölkerung leben, vom Monsun abhängig sind.

Zum Glück leben wir gerade in Zeiten ohne heftige Vulkanausbrüche: Der letzte halbwegs globale war jener des Pinatubo 1991. Sollte es wieder dazu kommen (oder zu absichtlichen Klimabeeinflussungen durch Geoengineering), könnten die Folgen sehr viel größer und dramatischer sein, als wir womöglich annehmen.