Obst und Gemüse
© Bernhard Schmerl – fotoliaFrische Lebensmittel enthalten generell am wenigsten Histamin, doch gibt es auch Ausnahmen.
Histamin ist grundsätzlich etwas Gutes, da es an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt ist. Besteht eine Histamin-Intoleranz, eine Histamin-Unverträglichkeit, kann es aber zu teils heftigen Symptomen wie Migräne, Magen-Darm-Beschwerden oder Hauterkrankungen kommen. Ursache dafür ist, dass das Histamin im Körper nicht mehr ausreichend abgebaut werden kann. An diesem Abbauprozess ist auch das Vitamin B6 beteiligt.

Neben der Eigenproduktion von Histamin enthalten viele Lebensmittel den Botenstoff. Um eine Intoleranz zu erkennen, führen Ärzte oft einen Histamin-Provokationstest durch.

Histamin ist ein natürliches Eiweiß, das im Körper sowohl als Botenstoff als auch als Gewebshormon aktiv ist. Seine wohl bekannteste Eigenschaft ist seine Mittlerfunktion bei der Abwehr: Es ist ein Mediator bei Entzündungen, und damit an der Entstehung von Rötungen, Schwellungen, der Erwärmung von Gewebe und Entzündungsschmerzen beteiligt. Es wird zusammen mit Heparin und bestimmten Enzymen aus den Mastzellen des Immunsystems freigesetzt, sobald diese auf einen Erreger oder ein körperfremdes Eiweiß treffen.

Histamin-Intoleranz: Symptome

Wenn es in überschüssigen Mengen freigesetzt wird, kann dies zu teils starken Symptomen führen, wie z. B.:
  • Herzrasen, innere Unruhe oder sogar Panikattacken. Histamin weitet die Blutgefäße und macht sie durchlässiger. Dadurch sinkt der Blutdruck, sodass der Körper Adrenalin ausschüttet, um den Blutdruck wieder auszugleichen. Adrenalin beschleunigt den Herzschlag und versetzt den Körper in einen Ausnahmezustand.
  • Rötungen, Juckreiz, Kopfschmerzen, Schwellungen, Fließschnupfen und Quaddelbildungen können die Folge sein. Die durch das Histamin erhöhte Gefäßdurchlässigkeit führt zu Wassereinlagerungen (Ödemen) in der Haut und den Schleimhäuten.
  • Histamin erhöht die Kontraktion der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Traktes und der Bronchien. Daher kommt Histamin beim allergischen Asthma bronchiale eine besondere Bedeutung zu.
  • Histamin regt die Bildung von Magensäure an. Dadurch kann der Magen übersäuern. Magenschmerzen, Koliken und Blähungen sind weitere Beschwerden des Verdauungssystems bei hoher Histaminlast.
  • Histamin wirkt auf die Neuronen des Zentralen Nervensystems. So kann es unter anderem zu Erbrechen führen, Schmerzen auslösen und den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflussen.
Histamin ist überall im Körper

Histamin wird vom Körper gebildet und ist dort überall vorhanden. Es kommt ebenfalls in Nahrungsmitteln vor. Normalerweise ist der Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel für den Körper unproblematisch, da es im Darm deaktiviert und abgebaut wird. Das geschieht mittels des in der Darmschleimhaut produzierten Enzyms Diaminoxidase (DAO). Ist jedoch die Erzeugung von DAO gestört, treten die beschriebenen, allergieartigen Symptome auf. Dabei ist das restliche Immunsystem jedoch unbeteiligt und bildet keine neuen Antikörper.

Histamin-Intoleranz ist keine Allergie

Aufgrund der Beteiligung des Darms zählt die Histamin-Intoleranz zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ist keine echte Allergie. Ca. 1 % der Bevölkerung ist davon betroffen, überwiegend tritt sie bei Menschen über 40 Jahren auf. Die Abbaustörung führt zu einer erhöhten Konzentration von Histamin im Körper, besonders nach dem Verzehr histaminreicher Nahrungsmittel.

Histamin-Intoleranz testen

Doch wie findet man heraus, ob der eigene Körper von einer Histamin-Intoleranz betroffen ist? Bei der Erhebung der Anamnese (Krankheitsvorgeschichte) stellt der Arzt oder Heilpraktiker Zusammenhänge zwischen der Nahrungsaufnahme und den Symptomen wie Kopfschmerzen, Migräne und Beschwerden des Magen-Darm-Traktes her. Daher bietet es sich an, ein Ernährungstagebuch zu führen. Treten die Beschwerden etwa 45 Minuten nach dem Genuss von Hartkäse, Rotwein, Räucherwurst, Schokolade oder Tomaten auf und klingen nach 8 bis 12 Stunden wieder ab, werden weitere Untersuchungen durchgeführt:
  • Der Bluttest zeigt, wie viel von dem Histamin-Gegenspieler DAO im Körper vorhanden ist. Dabei wird oft ebenfalls der Vitamin-B6-Spiegel bestimmt, da Vitamin B6 als Cofaktor der DAO fungiert. Dieser Test ist jedoch nicht beweisend, sondern erfordert weiterführende diagnostische Maßnahmen.
  • Beim Hauttest wird eine kleine Menge Histamin in die Haut injiziert, sodass sich eine Quaddel bildet. Nach 40 Minuten wird die Größe der Quaddel gemessen. Bei einer Histamin-Intoleranz ist sie selbst nach dieser Zeitspanne in den meisten Fällen noch vorhanden, bei Gesunden jedoch nur selten. Auch dieser Test ist nicht beweisend, es folgt ein Provokationsstest.
  • Beim Provokationstest werden für die Dauer von zwei Wochen nur histaminarme Nahrungsmittel verzehrt. Antihistaminika und DAO-hemmende Medikamente werden dabei abgesetzt. Danach erfolgt ein Esstest mit Hartkäse oder Sekt, beides weist sehr hohe Histaminwerte auf. Eine Histamin-Intoleranz ist wahrscheinlich, wenn die alten Beschwerden plötzlich wieder auftreten.
Histaminreiche Lebensmittel

Als Faustregel gilt, dass Lebensmittel besonders viel Histamin enthalten, wenn Sie mithilfe von Hefen, Schimmelpilzen oder Bakterien haltbar gemacht wurden oder konserviert und gelagert werden. Dazu gehören z. B.:
  • Rotwein
  • Räucherwaren
  • Sauerkraut
  • Konserven, insbesondere konservierter Fisch (Sardellen, Makrelen und so weiter)
  • Zusatzstoffe
Frische Lebensmittel enthalten generell am wenigsten Histamin, doch gibt es auch Ausnahmen. Meiden Sie bei einer Histamin-Intoleranz deshalb ebenfalls folgende Lebensmittel, da sie eine hohen bis sehr hohen Histamingehalt haben:
  • Ananas
  • Papaya
  • Avocado
  • Aubergine
  • Spinat
  • Reife Käsesorten, Rotschimmel und Blauschimmelkäsesorten
  • Tafelessig, Rotweinessig
  • Weizenbier
  • Champagner, Sekt
  • Alle Weinarten
Lebensmittel, die Histamine freisetzen (Histaminliberatoren)

Diese Lebensmittel sind so genannte Histaminliberatoren: Sie enthalten selbst wenig Histamin, lösen jedoch eine Ausschüttung von Histamin aus oder blockieren das DAO-Enzym, das Histamin abbaut. Wichtig: auch Alkohol, Schlafmittel und Hustenlöser blockieren das Enzym. Den Verzehr folgender Histaminliberatoren sollten Sie daher möglichst vermeiden:
  • Zitrusfrüchte
  • Schokolade
  • Tomaten
  • Bananen
  • Cashewkerne
  • Walnüsse
  • Erdbeeren
  • Orangen
  • Birnen
  • Bananen
  • Himbeeren
  • Hülsenfrüchte
  • Weizenkeime
  • Ananas
  • Kiwi
  • Champignons
  • Meeresfrüchte
  • Zusatzstoffe in Lebensmittel (Glutamat, Benzoate, Farbstoffe, Sulfite, Nitrite)
Vitamin B6 und Medikamente bei Histamin-Intoleranz

Häufig leiden histaminintolerante Menschen an einem Vitamin B6-Mangel. Vitamin B6 hat die Funktion eines Co-Enzyms für die DAO. Daher kann DAO nur optimal funktionieren, wenn kein Vitamin B6-Mangel vorherrscht. DAO baut Histamin ab, ist also sein Gegenspieler, und sorgt dafür, dass die Histaminmenge nicht überhand nimmt. DAO wird in der Schleimhaut des Dünndarms produziert und in Leber, Niere, Darm und in den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gespeichert. Vitamin B6 kommt in bestimmten Lebensmitteln vor, kann aber auch sehr gut als Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel zugeführt werden, wie zum Beispiel mit Vitamin B6 Hevert.

Neben einer histaminarmen Diät und der Gabe von Vitamin B6 ist es wichtig, Medikamente zu meiden, die entweder Histamin freisetzen oder das DAO-Enzym hemmen können. Dazu gehören diverse Schleimlöser, Antirheumatika, Antibiotika, Herzmedikamente, Asthmamittel und Schmerzmittel. Die Wahl oder eine Umstellung eingenommener Medikamente sollte daher auf jeden Fall durch einen Arzt abgeklärt werden.

Anstelle medikamentöser Antihistaminika, die allergische Reaktionen unterdrücken, können Sie in manchen Fällen auch auf Lebensmittel zurückgreifen, die als natürliche Antihistaminika fungieren. Dazu gehören zum Beispiel:
  • Karotten
  • Äpfel
  • Fenchel
  • Kurkuma
  • Petersilie
Über eine konsequente Ernährung lässt sich eine Histamin-Intoleranz gut im Zaum halten, aber ob sie heilbar ist, gilt als umstritten.

Quellen und weiterführende Links: