Bei einem Zugunglück in Nordrhein-Westfalen sind mehr als 40 Menschen verletzt worden. Der Lokführer soll mit seiner schnellen Reaktion Schlimmeres verhindert haben.

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In der Nähe von Düsseldorf ist ein Regionalexpress auf einen Güterzug geprallt. Das Unglück ereignete sich gegen 19.30 Uhr am Dienstagabend, 47 Menschen wurden verletzt, drei von ihnen schwer.

"Ich hörte plötzlich einen heftigen Knall, es wurde dunkel und ich wurde durch das Abteil geschleudert", sagte ein 27-jähriger Passagier RP Online: "Wir mussten lange auf unsere Bergung warten. Ich denke, dass ich mir die Schulter und ein paar Rippen gebrochen habe."

Laut Angaben der Deutschen Bahn war ein Regionalexpress des privaten Betreibers National Express zwischen Krefeld und Neuss mit einem Güterzug der Bahntochter DB Cargo kollidiert.

Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot von mehr als 200 Einsatzkräften vor Ort. Der Feuerwehr zufolge wurde die Arbeit erschwert, weil eine Oberleitung heruntergerissen wurde und die Gefahr eines Stromschlages bestand.

Bis die Untersuchungen abgeschlossen seien und die betroffene Strecke zwischen Neuss und Krefeld wieder freigegeben werden könne, werde es unter Umständen noch Tage dauern, sagte Marcel Winter, Sprecher des Zugbetreibers National Express Rail GmbH.

National Express strich zunächst alle Fahrten auf der Strecke und richtete zwischen Neuss und Krefeld einen Busersatzverkehr ein. Unter anderem müsse auch das Gleisbett auf Schäden überprüft werden. Die Deutsche Bahn rechnet trotz der Streckensperrung nicht mit Auswirkungen auf den Regionalverkehr. Dies sei "nach aktuellem Kenntnisstand" nicht zu erwarten, sagte ein Bahnsprecher.

Bis nach Mitternacht waren die Rettungskräfte mit der Bergung des verunglückten Zuges beschäftigt. Die positive Nachricht sei, dass niemand sich in Lebensgefahr befunden habe, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Dies ist offenbar auch dem Lokführer des Regionalzuges zu verdanken: Mit einer Vollbremsung hat er ersten Erkenntnissen zufolge Schlimmeres verhindert und unter anderem sein eigenes Leben gesichert, sagte der Sprecher von National Express Rail. Bei dem Aufprall war der Lokführer in seiner Fahrerkabine verletzt worden. Er konnte gerettet werden, stand aber unter Schock.

Während der Rettungsarbeiten versammelten sich Angehörige von Zuginsassen am Abend und in der Nacht an einer Tankstelle. Die Bundespolizei richtete eine Hotline ein. Auch ausländische Generalkonsulate hätten sich dort erkundigt, ob ihre Staatsangehörigen unter den Verletzten seien. Die Anfragen seien dann mit Feuerwehr und Rettungsdiensten koordiniert worden.

Verwirrung über Zahl der Verletzten

Über die Zahl der Verletzten gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Erst war von etwa 50 Verletzten die Rede, dann nur noch von fünf und schließlich von 41. In Meerbusch soll es Kommunikationsprobleme zwischen Bundespolizei und Feuerwehr gegeben haben. Die Feuerwehr, die sich um die Bergung der Verletzten kümmerte, konnte zudem zunächst nicht nah genug an die Unfallstelle herankommen. Abgerissene und unter Strom stehende Oberleitungen behinderten sie.

Außerdem kümmerten sich die Rettungskräfte zunächst um die Schwerverletzten. Erst nachdem der Strom abgestellt worden war, konnte die Feuerwehr gefahrlos das Zuginnere betreten und eine genaue Diagnose stellen.

So kam es, dass die Bundespolizei schon von etwa 50 Verletzten sprach, während die Feuerwehr noch fünf Verletzte zählte. Später korrigierte die Polizei ihre Meldung auf fünf, während die Feuerwehr die Leichtverletzten in ihre Zählung aufnahm und die Gesamtzahl erhöhte.

Die Unfallursache ist noch unbekannt. Für Einschätzungen sei es noch zu früh, hieß es unter anderem aus dem Lagezentrum des nordrhein-westfälischen Innenministeriums und bei der Bundespolizei.

Nach Angaben der Feuerwehr Meerbusch waren 155 Menschen im Zug. Bei dem Unglück verkeilte sich der vordere Wagen des Personenzuges stärker, die weiteren Waggons entgleisten oder standen weitgehend unbeschädigt auf den Schienen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verfolgte die Lage am Abend, wie Regierungssprecher Steffen Seibert via Twitter mitteilte. "Hoffentlich kann allen Verletzten rasch geholfen werden. Dank für den Einsatz der Rettungskräfte." Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wünschte den Verletzten eine "baldige Genesung".

ala/dpa/Reuters/AFP