Neue DNA Untersuchungen werfen einen unterwartenden Blick auf die Besiedelungsgeschichte Amerikas. Ein internationales Forscherteam um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen und Ben Potter von der University of Alaska Fairbanks, haben das Genom eines Kindes, das vor rund 11.500 Jahren im heutigen Alaska lebte, entschlüsselt, und identifizierten darin erstmals direkte genetische Spuren der ältesten Amerikaner.
Ausgrabung
Weiter heißt es:
Wie das Forscherteam in Nature berichtet, deutet alles darauf hin, dass sich eine einzige Ursprungspopulation vor 36.000 Jahren von Ostasiaten abspaltete und den amerikanischen Kontinent vor über 20.000 Jahren erreichte. Dort spaltete sie sich in weitere Populationen auf, aus denen wiederum alle heutigen Indigenen Amerikas hervorgingen.
Genauere Informationen über die Grundlagen der Studie gibt es auch:
Für ihre Studie untersuchten Willerslev und Kollegen die fossilen Überreste zweier Kinder, die in den vergangenen Jahren im Tanana River Valley in Alaska entdeckt worden waren - die ältesten Funde auf der amerikanischen Seite Beringias. Genetische Analysen ergaben, dass es sich bei den Mädchen um nahe Verwandte gehandelt haben muss, aus DNA-Resten des älteren Kindes ließ sich sogar das vollständige Genom rekonstruieren.
Das Ergebnis war ziemlich überraschend:
Das Ergebnis brachte eine Überraschung mit sich: Entgegen allen Erwartungen passten die genetischen Informationen nicht zu den beiden bereits bekannten frühen Vorfahrengruppen amerikanischer Ureinwohner, der südlichen und der nördlichen Gruppe. "Wir wussten nicht, dass diese dritte Population existierte", so Potter.
Die Forscher Spekulieren über diese "dritte Population" wie folgt:
Die Forscher schließen daraus, dass sich diese Gruppe - sie nennen sie die Ur-Beringianer - schon vor 20.000 Jahren und damit als Erste von der Ursprungspopulation trennte und über Jahrtausende ganz in Beringia verblieb, während die übrigen Einwanderer gen Süden weiterzogen. Aus ihnen gingen dann der nördliche und der südliche Zweig der amerikanischen Ureinwohner hervor.

Später, vor etwa 6000 Jahren, dürften sich die Ur-Beringianer dann wieder mit Angehörigen der nördlichen Gruppe vermischt haben, die zu dieser Zeit in den hohen Norden zurückkehrten, vermuten die Wissenschaftler. Sie fanden Hinweise darauf, dass heutige Indigene in der Region DNA von Rückkehrern aus der nördlichen Gruppe in sich tragen.

Für Willerslev sind die Ergebnisse von großer Tragweite für die Debatte über die Besiedlung Amerikas. "Manche Forscher sind der Ansicht, dass Menschen Amerika schon viel früher erreichten - vor 40.000 Jahren oder sogar noch früher", so der Forscher. "Wir können zwar nicht beweisen, dass das falsch ist. Aber wenn es stimmen sollte, können diese Menschen keine direkten Vorfahren der indigenen Amerikaner gewesen sein."