Düsseldorf/Minden. Experten der Kampfmittelräumdienste haben im vergangenen Jahr insgesamt 230 Bomben mit einem Gewicht von mindestens 50 Kilogramm in NRW aufgefunden und unschädlich gemacht. Dabei spielen die Zufallsfunde eine immer geringere Rolle.
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© Archiv: LangenkämperBlindgänger: Feuerwerker Karl Heinz Clemens vom Kampfmittelräumdienst Arnsberg entfernte den Zünder einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die in Todtenhausen gefunden worden war.

Sieben dieser Kawenzmänner entfielen auf den Regierungsbezirk Detmold, so Claudia Roth, Pressesprecherin im Ministerium für Inneres und Kommunales, auf Nachfrage dieser Zeitung. Bei der Bergung eines Blindgängers auf einer Wiese in Todtenhausen waren im Oktober im Umkreis von einem Kilometer mehrere Hundert Einwohner im Norden Mindens vorsichtshalber evakuiert worden.

"In zwei von drei Fällen führen Luftbilder der Alliierten zum Fundort. Sie sind ein wichtiges Hilfsmittel, um Gefahrenpunkte zu erkennen und die Entschärfung vorzubereiten", sagte Innenminister Ralf Jäger bei der Vorstellung der Statistik in Düsseldorf.

Verdachtspunkte auf Kriegsluftbildern erkannt

In 97 Fällen konnten die später geräumten Bomben als konkrete Verdachtspunkte auf Kriegsluftbildern erkannt werden. Weitere 54 Bomben wurden entdeckt, weil die Aufnahmen Verdachtsmomente für einen Fund lieferten.

Der staatliche Kampfmittelbeseitigungsdienst führt bei Bauvorhaben vor Beginn der Bauarbeiten Luftbildauswertungen durch. Im Jahr 2010 wurden 13637 Anfragen (Vorjahr: 10355) an die Beseitigungsdienste in Düsseldorf und Arnsberg gestellt. In 1641 Fällen wurden Granaten, Bomben oder andere Sprengmittel zufällig entdeckt (1677).

Im vergangenen Jahr wurden 695 Bomben (Vorjahr: 993) entschärft, 31 von ihnen in der Region. Dazu zählen neben den 230 (249) Bomben mit einem Gewicht von 50 Kilogramm und mehr auch Nebel-, Brand-, Splitter- und kleinere Sprengbomben. Insgesamt wurden 9159 Kampfmittel (18938) geräumt, darunter 6199 Granaten und Handgranaten (12453), 67 Minen (54) und 2198 (5438) andere Sprengmittel. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Explosivstoffmenge mit 32 Tonnen Sprengstoff konstant geblieben, obwohl die Stückzahl deutlich zurückgegangen ist. Das liegt daran, dass im Jahr 2010 mehr großkalibrige Kampfmittel aufgefunden wurden. "Die Zahlen zeigen, wie wichtig die Kampfmittelbeseitigung auch über 65 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch ist und künftig bleiben wird", betonte Jäger.

Neun Verletzte bei Kampfmittelunfällen

Bei vier Unfällen mit Kampfmitteln wurden insgesamt neun Menschen leicht verletzt. Ein Bielefelder Ehepaar erlitt leichte Verletzungen, als ein Geschoss in seinem Holzofen explodierte. Vermutlich steckte die Munition im Brennholz.

Besonders gefährdet sind Kinder, Sammler von Militaria, Land- und Forstwirte sowie Mitarbeiter von Tiefbauunternehmen. Bei verdächtigen Funden müssen umgehend Polizei und Ordnungskräfte informiert werden. Nur speziell geschulte Kräfte können fachmännisch mit Munition umgehen.

Das Land zahlte im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Euro, um Kampfmittel zu beseitigen und die Entsorgungstechnik zu modernisieren. Der Bund erstattete etwa 1,5 Millionen Euro für die Beseitigung der ehemals reichseigenen Munition zurück. An private Räumfirmen vergab Nordrhein-Westfalen Aufträge in Höhe von 5,5 Millionen Euro.