Im Streit um den Angriff auf eine Gaza-Hilfsflotte hat die Türkei den israelischen Botschafter ausgewiesen. Es sei Zeit, dass Israel einen Preis zahlt.

Die Türkei hat den israelischen Botschafter ausgewiesen, weil sich das Land nicht für den Militäreinsatz gegen eine Gaza-Hilfsflotte im vergangenen Jahr entschuldigt hat. Außenminister Ahmet Davutoglu erklärte, die diplomatischen Beziehungen zu Israel würden auf die Ebene der Staatssekretäre beschränkt. Der israelische Botschafter werde die Türkei bis Mittwoch verlassen. „Es ist Zeit, dass Israel einen Preis zahlt“, sagte der Minister.

Erst am Donnerstag ist ein lange erwarteter UN-Bericht zu dem Vorfall an die Medien durchgesickert. Die New York Times veröffentlichte das 105 Seiten starke Papier im Internet. Darin werde die israelische Seeblockade des Gazastreifens als „rechtmäßig und angemessen“ bezeichnet, berichtete das Blatt.

Der Militäreinsatz gegen die Hilfsflotte, die die Blockade durchbrechen wollte, sei aber als „maßlos und unangebracht“ eingestuft worden.

Bei der Erstürmung des türkischen Schiffes „Mavi Marmara“ durch israelische Sicherheitskräfte waren Ende Mai vergangenen Jahres neun türkische Aktivisten getötet worden. Die Schiffe der Flotte hatten Hilfsgüter und Spielsachen für die Palästinenser im besetzten Gazastreifen an Bord.

Der Gazastreifen ist ein rund 40 Kilometer langes und fünf bis zehn Kilometer breites Gebiet an der südlich von Israel gelegenen Mittelmeerküste. Bis 1967 stand das ehemalige britische Mandatsgebiet unter ägyptischer Verwaltung, bevor es im Sechstagekrieg von Israel besetzt wurde. Erst im Spätsommer 2005 zogen die israelischen Truppen wieder ab.

Zwar seien die Israelis an Bord des türkischen Schiffes auf den „organisierten und gewalttätigen Widerstand einer Gruppe von Passagieren gestoßen“, heißt es in dem UN-Bericht. Der Verlust an Menschenleben sei dennoch inakzeptabel.

Der Vorfall belastet die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei schwer. Laut New York Times ist der UN-Bericht seit Monaten fertig. Er sei aber immer wieder zurückgestellt worden, um beiden Ländern Gelegenheit zu geben, ihre Beziehungen wieder zu verbessern.

dpa/dapd/jm