Ob sich ein Mensch grundsätzlich kollegial und kooperativ verhält, liegt nicht zuletzt in seinen Genen begründet, wie Forscher der Universität Trier bei einer aktuellen Studie nachweisen konnten. Bei ihren Untersuchungen sind die Wissenschafter allerdings noch auf ein weiteres überraschendes Phänomen gestoßen: Eine Variante des gleichen Gens steuert das Verhalten von Männern und Frauen gegensätzlich.

Frauen sind demnach eher bereit, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, wenn sie eine weniger aktive Variante des MAOA-Gens aufweisen - bei Männern ist es genau umgekehrt. Die Forscher folgern daraus, dass dafür vor allem evolutionäre Mechanismen verantwortlich sind. Über die Hintergründe lässt sich jedoch nur spekulieren.

Um im Rahmen der Studie die Kooperationsbereitschaft der Testpersonen beurteilen zu können, wurde mit echtem Geld "gespielt". Einen Teil davon konnten die TeilnehmerInnen in einen Gemeinschaftstopf "investieren". Die Forscher um Vanessa Mertins und Jobst Meyer berichten im Online-Fachmagazin PLoS ONE, dass sich Männer und Frauen in Bezug auf ihre Bereitschaft zur Kooperation in Abhängigkeit von einer Variante des Monoaminoxidase A-Gens (MAOA) unterscheiden. MAOA ist auf dem X-Chromosom lokalisiert und wurde in früheren Studien mit aggressivem Verhalten in Zusammenhang gebracht: Männer und Mäuse, denen dieses Gen fehlt, sind überaus gewalttätig.

Unterschiede bei Männern und Frauen

Bei der Studie zeigte sich: Männer mit einer weniger aktiven Variante des Gens zeigen gegenüber ihren Mitspielern starke Skepsis und wenig Kooperationsbereitschaft. Ein aktives MAOA stärkt hingegen die eigene Kooperationsbereitschaft wie auch das Vertrauen in die Mitspieler. Bei den weiblichen Testpersonen war das Verhalten gegensätzlich: Frauen mit der weniger aktiven Variante des MAOA-Gens verhalten sich kooperativer und optimistischer in der Einschätzung ihrer Mitspieler.

Die Forscher schließen daraus, dass evolutionäre Mechanismen das geschlechtsspezifische Verhalten mit Blick auf die Bereitschaft, etwas für die Gemeinschaft beizutragen, geschärft haben. Auch zukünftig will das interdisziplinäre Forscherteam das Zusammenspiel von (Verhaltens-)Ökonomie und (Verhaltens-)Genetik im Rahmen weiterer gemeinsamer Arbeiten untersuchen.

(red)