Im Streit um seine Rolle bei der angeblichen Vertuschung von Kindesmissbrauch durch irische Priester hat der Vatikan alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Die Attacke des irischen Ministerpräsidenten Enda Kenny gegen den Heiligen Stuhl sei ohne Grundlage. Sie basierte auf einer falschen Lesart eines Vatikan-Briefs von 1997.
Pope Pious
© Unknown

Eine von der irischen Regierung in Auftrag gegebene Untersuchung hatte ergeben, dass der Vatikan den irischen Bischöfen in dem Schreiben davon abgeraten hatte, pädophile Priester der Polizei zu melden. Das Ergebnis der Untersuchung hatte die Beziehungen zwischen Irland und dem Vatikan schwer belastet.

Ende Juli hatte Kenny den Umgang des Vatikans mit Missbrauchsfällen ungewöhnlich scharf kritisiert. Im irischen Parlament beschwerte er sich über «die Fehlfunktion, die Abkapselung, das Elitedenken und den Narzissmus, welche die Kultur des Vatikans bis zu diesem Tag dominieren». Der Vatikan zog daraufhin seinen Botschafter aus Irland ab.

In dem Schreiben aus dem Jahr 1997 hatte der Vatikan «ernste Bedenken» gegenüber einer neuen Richtlinie der irischen Bischöfe geäussert, derzufolge sie Missbrauch der Polizei zu melden haben. Die Regelung war auf Druck der Öffentlichkeit eingeführt worden, nachdem die ersten vertuschten Missbrauchsfälle in der irischen Kirche ans Licht gekommen waren.

Richtlinien waren nie verbindlich

Die Anschuldigen der Untersuchung und des Ministerpräsidenten im Bezug auf das Schreiben seien falsch, teilte der Vatikan in seiner Erklärung am Samstag mit. Die irischen Bischöfe hätten diese Richtlinien niemals durch eine offizielle Bestätigung aus Rom verbindlich gemacht.

Gleichzeitig argumentiert der Vatikan, dass Irland zu diesem Zeitpunkt kein Gesetz gehabt habe, das die Meldung von Missbrauchsfällen im Arbeitsumfeld verpflichtend mache. Das Schreiben aus dem Jahr 1997 könnte also auf keine Weise bestehendes irisches Recht untergraben haben.

sda/buev