Die Corona-Krise schlägt voll auf den Arbeitsmarkt durch. So viele Beschäftigte wie noch nie dürften derzeit in Kurzarbeit sein - und die Zahl der Arbeitslosen steigt kräftig.
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Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland dürfte schon jetzt ihren Höchststand aus der Zeit nach der Finanzkrise um ein Vielfaches überschritten haben. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte, haben im März und bis einschließlich vergangenen Sonntag 751.000 Betriebe Kurzarbeit beantragt - für insgesamt bis zu 10,1 Millionen Personen.

Die BA betonte, das bedeute nicht, dass all diese Beschäftigten letztlich auch in Kurzarbeit tätig sein würden, da es sich erst einmal um die Anzeigen der Unternehmen handle. Dennoch sei das eine "im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten nie da gewesene Zahl". Zum Vergleich: Im gesamten Krisenjahr 2009 gingen bei den Agenturen für Arbeit Anzeigen für 3,3 Millionen Beschäftigte ein. Die meisten Anträge kamen in den vergangenen Wochen aus der Gastronomie, nach BA-Angaben sind aber auch nahezu alle anderen Branchen vertreten.


Kommentar: Der "Dank" kann dabei an unsere Regierung gerichtet werden.


Zugleich ist auch die Zahl der Arbeitslosen im April kräftig gestiegen: um 308.000 auf 2,644 Millionen. Es ist der erste Anstieg überhaupt in einem April seit der Wiedervereinigung. Anfang April war BA-Chef Detlef Scheele noch davon ausgegangen, dass die Arbeitslosenzahl im Laufe des Monats um 150.000 bis 200.000 steigen könnte - dieser Wert wurde nun deutlich übertroffen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent. "Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen. Dadurch gerät auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck", sagte Scheele am Donnerstag in Nürnberg.


Kommentar: Noch einmal: "Dank" unserer Regierung.


Arbeitsministerium rechnete nur mit 2,35 Millionen Kurzarbeitern

Klar ist mit diesen Zahlen auch, dass die Reserven der Arbeitslosenkasse von immerhin 26 Milliarden Euro wohl schnell aufgebraucht sein werden. Die BA hatte intern drei Szenarien für die Entwicklung der Kurzarbeiterzahl und die entsprechenden Kosten durchgerechnet. Für den Extremfall geht sie darin von 8 Millionen Kurzarbeitern in der Spitze und 2,6 Millionen Kurzarbeitern im Jahresdurchschnitt aus. In diesem Szenario bräuchte sie schon in diesem Jahr einen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt. Der Beschluss von Union und SPD, das Kurzarbeitergeld - gestaffelt nach der Bezugsdauer - auf bis zu 80 Prozent und für Kurzarbeiter mit Kindern auf bis zu 87 Prozent zu erhöhen, ist hier noch nicht mit eingerechnet. Regulär kommt die Arbeitslosenkasse für 60 beziehungsweise 67 Prozent des ausgefallenen Nettolohns auf.

Mitte März hatte das Bundesarbeitsministerium noch geschätzt, dass es aufgrund der Corona-Krise bis zu 2,35 Millionen Kurzarbeiter geben werde und dafür mit Kosten von rund 10 Milliarden Euro gerechnet. In Folge der großen Finanz- und Wirtschaftskrise hat die BA nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 2009 und 2012 rund 8,5 Milliarden Euro konjunkturelles Geld ausgezahlt.

Zur Erwerbstätigkeit hat das Statistische Bundesamt am Donnerstag Zahlen für den Monat März veröffentlicht. Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Vergleich zum Vormonat nur minimal um 4000 gestiegen und liegt damit weiter bei rund 45 Millionen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass der Lockdown in Deutschland erst Mitte März begonnen hat. Zudem zählen Kurzarbeiter in der Statistik zu den Erwerbstätigen und nicht zu den Erwerbslosen.