Die amerikanische Regierung senkt ihre Wachstumsprognose für 2011 und 2012 jeweils deutlich. Die Arbeitslosigkeit dürfte bis 2012 kaum sinken. Obama will das Haushaltsdefizit trotzdem abbauen.
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© AFPDie Regierung rechnet mit weniger Wachstum: Wohin treibt Amerika?

Die Vereinigten Staaten fallen als Lokomotive der Weltwirtschaft bis auf weiteres aus: Die Regierung senkte ihre Wachstumsprognosen sowohl für dieses als auch für kommendes Jahr deutlich und rechnet mit einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Trotz der düsteren Konjunkturaussichten will Präsident Barack Obama das enorme Staatsdefizit deutlich zurückfahren.

Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr nur um 1,7 und im kommenden um 2,7 Prozent wachsen, teilte das Präsidialamt am Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington mit. Bislang wurde mit 2,6 und 3,6 Prozent kalkuliert. Einem Aufschwung steht vor allem die hohe Arbeitslosigkeit im Weg. Die Arbeitslosenquote wird der Prognose zufolge in diesem Jahr bei 9,1 Prozent liegen und 2012 nur minimal auf 9,0 Prozent zurückgehen. Das dämpft die Kauflaune der Amerikaner, deren Konsumausgaben mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen.

In welch schlechter Verfassung der Arbeitsmarkt ist, dürften die am Nachmittag erwarteten neuen Daten zeigen. Experten zufolge sind im August nur noch 75.000 neue Jobs geschaffen worden . „Der August war ein ziemlich harter Monat für die Wirtschaft“, sagte Ryan Sweet von Moody's Analytics mit Blick auf die heftigen Börsenturbulenzen. „Die Unternehmen dürften die Einstellung von Mitarbeitern erst einmal verschoben haben.“

„Sollen wir das wirklich glauben?“

Die hartnäckig hohe Arbeitslosigkeit gefährdet die Wiederwahl von Obama im kommenden Jahr. Der Präsident will am 8. September seine Pläne für mehr Wachstum und Beschäftigung vorlegen. „Die Projektionen machen deutlich, dass die Wirtschaft rasch angekurbelt werden muss“, sagte der Chefhaushälter im Präsidialamt, Jack Lew.

Trotz der schlappen Konjunktur soll die Neuverschuldung kräftig zurückgefahren werden. 2012 soll das Staatsdefizit auf 6,1 Prozent sinken nach 8,8 Prozent in diesem Jahr. Experten bezweifeln aber, dass ein kräftiger Defizitabbau angesichts widriger Rahmenbedingungen gelingen wird. „Der Präsident geht davon aus, dass das Defizit von 1,3 Billionen Dollar auf 473 Milliarden Dollar 2014 sinkt. Sollen wir das wirklichen glauben?“, fragte Chris Edwards vom Cato Institute in Washington. „Das scheint doch einer sehr optimistische Annahme zu sein.“

Wegen der ausufernden Schulden hatte die Ratingagentur der weltgrößten Volkswirtschaft die höchste Bonitätsnote AAA entzogen - zum ersten Mal in der Geschichte.

FAZ.NET / Reuters