Im Schwarzwald hat ein Bewaffneter in Tarnkleidung Polizisten entwaffnet und ist dann in einen Wald geflohen. Sein ehemaliger Vermieter beschreibt ihn als Waffennarren. Die Polizei warnt vor dem Flüchtigen.
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Symbolbild
Der 31-Jährige, der Polizisten in Oppenau im Schwarzwald bedroht und ihnen ihre Waffen abgenommen hat, soll sich in seiner letzten festen Wohnung heimlich einen Schießstand eingerichtet haben. Das sagte sein damaliger Vermieter am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Der Mann, der seit Sonntag mit einem Großaufgebot der Polizei gesucht wird, wohnte demnach fünf Jahre lang in einer Wohnung im Dachgeschoss eines Oppenauer Gasthauses, Ende 2019 sei er ausgezogen, sagte der Vermieter, dem das Gasthaus gehört.

Waffen habe er bei dem Flüchtigen nicht gesehen, sagte der Vermieter weiter - außer Pfeil und Bogen, was er für ein Sportgerät gehalten habe. Allerdings habe die Polizei im vergangenen Jahr bei einer Durchsuchung der betreffenden Wohnung im Speicher unter dem Dach eine Art Schießstand entdeckt.

Der 31-Jährige sei "extrem auffällig gekleidet", sagte der Vermieter weiter. Der Mann habe augenscheinlich der sogenannten Gothic-Szene angehört und selbst im Sommer einen schwarzen Mantel und andere auffällige schwarze Kleidung getragen. In dieser Zeit habe der Flüchtige noch bei der Bahn in Offenburg gearbeitet, sagte der Gastronom. "Insgesamt war er ein extrem seltsamer Mensch", fügte er hinzu.

Polizei: "Bleiben Sie möglichst zu Hause"

Die Polizei sucht seit dem Morgen mit noch einmal verstärkten Kräften nach dem Flüchtigen. Bereits in der Nacht zu Montag war ein Großaufgebot bei der Fahndung im Einsatz. "Bleiben Sie möglichst zu Hause und nehmen Sie keine Anhalter mit", sagte eine Polizeisprecherin. Es könne derzeit nicht genau beurteilt werden, welche Gefahr von dem Mann ausgeht, hieß es. "Die Möglichkeit besteht, dass wir Straßen sperren werden, wenn es die Situation erfordert."
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© dpa/Polizeipräsidium Offenburg
Die Deutsche Flugsicherung hat am Montagmittag ein Durchflugverbot erlassen. Es gelte im Radius von drei nautischen Meilen (gut 5,5 Kilometer) um die Stadt und auch für Drohnen, teilte die Polizei mit.

Verdächtiger überraschte und entwaffnete Beamte

Der Polizei war am Sonntagvormittag gemeldet worden, dass sich an einer Hütte ein verdächtiger Mann aufhalte. Als vier Beamte ihn dort antrafen, stellten sie den Angaben zufolge fest, dass er mit Pfeilen und Bogen, einem Messer und einer Pistole bewaffnet war. Er soll sich zunächst kooperativ gezeigt haben.

Bewaffnet und gefährlich: Das Fahndungsfoto der Polizei zeigt den flüchtigen 31-jährigen Mann. (Quelle: dpa/Polizeipräsidium Offenburg)

"Plötzlich und für die Beamten völlig unvermittelt zog er eine Schusswaffe und bedrohte die Ermittler, so dass diesen keine Zeit blieb, auf die gefährliche Situation zu reagieren", teilte die Polizei am späten Sonntagabend mit. Dann soll der Mann sie massiv bedroht und aufgefordert haben, ihre Pistolen abzulegen. Anschließend flüchtete der 31-Jährige mit den Dienstwaffen in den Wald. Verletzt wurde keiner der Polizisten.

Mann lebte wohl seit Wochen im Wald

Bei der Suche nach dem Mann waren auch Hubschrauber, eine Spezialeinheit und eine Hundestaffel im Einsatz. Ein Sportplatz am Ortsrand wurde zum Hubschrauberlandeplatz umfunktioniert und dient als Basis für den Polizeieinsatz. Eindrücke von der Fahndung sehen Sie oben im Video oder hier.

Nach Erkenntnissen der Polizei hatte der 31-Jährige ohne festen Wohnsitz bereits seit Wochen Unterschlupf im Wald gesucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich in den Wäldern rund um die Stadt sehr gut auskennt und sicher bewegt. Hinweise auf eine "politische Verstrickung" gibt es offenbar nicht.

Der Deutsche trägt wahrscheinlich Tarnkleidung. Er sei schon mehrfach mit der Polizei in Konflikt geraten, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Die Polizei veröffentlichte eine Öffentlichkeitsfahndung mit einem Foto des Gesuchten. Am Montagmorgen könne es im Zuge der Fahndung zu Einschränkungen im Straßenverkehr kommen, hieß es am Sonntag.

dpa, AFP, aj, dru