Bei Vorlage vorläufiger Zahlen am Donnerstagabend betonte Daimler, dass nach einer über den Erwartungen liegenden Markterholung und einer starken Entwicklung im Juni diverse Kennziffern über der Markterwartung ausgefallen seien.
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Den freien Cashflow des Industriegeschäfts bezifferte Daimler mit 685 Millionen Euro, die Konsensschätzung habe hier bei minus 2.106 Millionen gelegen. Maßnahmen zur Erhaltung der Liquidität zusammen mit der günstigen nachfrageorientierten Entwicklung des Working Capitals hätten zu dem positiven freien Cashflow beigetragen, so der Autobauer.

Das Konzern-EBIT betrug minus 1.682 Millionen - hier lag die Konsensschätzung laut Daimler bei minus 2.069 Millionen. Das bereinigte EBIT war mit 708 Millionen Euro ebenfalls negativ. Daimler stellte hier eine Konsensschätzung von minus 1.719 Millionen gegenüber.

Für Mercedes-Benz Cars & Vans betrug das EBIT minus 1.125 Millionen Euro, das bereinigte EBIT: minus 284 Millionen. Darin enthalten sind 687 Millionen Euro Aufwand für die eingeleitete Straffung des globalen Produktionsnetzwerks und der Produktionskapazitäten an den Standorten in Hambach, Tuscaloosa und Aguascalientes sowie 53 Millionen Euro Aufwand für rechtliche Verfahren und damit zusammenhängende Maßnahmen.

Daimler Trucks & Buses erzielte ein negatives EBIT von 756 Millionen Euro und ein bereinigtes EBIT von minus 747 Millionen Euro. Der Bereich Daimler Mobility erreichte ein positives Ergebnis mit einem EBIT von 205 Millionen Euro und einem bereinigten EBIT von 313 Millionen. Enthalten sind darin 105 Millionen Euro Aufwand für Anpassungen bei der YOUR NOW Holding.

Daimler will deutlich stärker sparen

Einem Medienbericht zufolge will Daimler seine Personalkosten deutlich stärker reduzieren als bislang bekannt. Die jährlichen Ausgaben sollen bei Daimler nun um rund 2 Milliarden Euro sinken anstatt um 1,4 Milliarden, berichtet das Handelsblatt mit Berufung auf Konzernkreise. Bisher hatte der Daimler-Vorstand Einsparungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro angekündigt. Mit der Verschärfung der Sparmaßnahmen beim Personal reagiere das Unternehmen der Zeitung zufolge auf die Absatzeinbrüche infolge der Coronakrise.

Laut Handelsblatt steht bei Daimler nun ein Abbau von rund 20.000 Arbeitsplätzen im Raum, der sozialverträglich stattfinden soll. Gegenüber Dow Jones Newswires waren Daimler-Sprecher am Freitagmorgen nicht unmittelbar für eine Stellungnahme zu dem Handelsblatt-Bericht zu erreichen.

Personalvorstand Wilfried Porth hatte zuletzt angekündigt, dass mehr als 15.000 Stellen gestrichen werden müssen. Weitere Details hatte er nicht genannt. Daimler äußerte sich laut Zeitung nicht zum neuen Einsparziel.

Daimler-Chef Ola Källenius sagte in einem Interview mit dem Handelsblatt lediglich, dass die Personalkosten nun stärker gesenkt werden sollen als die im Herbst angekündigten 1,4 Milliarden Euro und dass die Sparmaßnahmen zeitlich über 2022 ausgedehnt würden.

Dem Handelsblatt zufolge will Daimler-Chef Källenius Mercedes wieder auf Luxusautos fokussieren und den Autobauer auf Rendite trimmen. Vorbild bei der Neuausrichtung des Mercedes-Modellportfolios sei der Luxusgüterkonzern LVMH. "Auch bei uns geht Preis vor Menge", zitiert die Zeitung Källenius. Renditeträchtige Submarken wie AMG und Maybach sollen ausgebaut werden.

Eine Expansion in untere Pkw-Segmente, wie sie etwa noch sein Vorgänger Dieter Zetsche unternahm, lehnt er ab. "Wir wollen nicht mit Volumenherstellern konkurrieren", so Källenius.

Bei der Elektromobilität setzt Källenius laut Handelsblatt große Hoffnungen in die Stromlimousine EQS, die ab 2021 mit einer Reichweite von mehr als 700 Kilometern gegen die Modelle von Tesla antritt. "Damit werden wir unsere Position deutlich stärken können", sagte Källenius laut Handelsblatt.

Daimler-Aktie gefragt

Die Daimler-Aktien legen im XETRA-Handel aktuell deutlich um 4,51 Prozent auf 39,37 Euro zu und versuchen damit den Ausbruch aus einer wochenlangen Konsolidierung. Seit mehr als einem Monat hat es der Kurs des Autobauers nicht nachhaltig über die Marke von 38 Euro geschafft. Goldman-Sachs-Experte George Galliers konstatierte vor allem eine starke Entwicklung im Juni und machte Hoffnung auf optimistischere Ziele der Stuttgarter.

"Die Mercedes-Verkäufe in China erreichten einen neuen Rekordwert", merkte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu den vorläufigen Quartalszahlen der Stuttgarter an. Dank der Erholung der Nachfrage im Juni sei der Verlust von Daimler im zweiten Quartal spürbar geringer ausgefallen als befürchtet.