Das wiedervereinigte Deutschland erlebt mit 10,1 Prozent den bislang stärksten wirtschaftlichen Absturz. Die Lage am Arbeitsmarkt ist immerhin relativ stabil und die Aussichten für die kommenden Monate sind deutlich besser.
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© dpaDie Folgen der Corona-Pandemie haben die deutsche Wirtschaft in eine schwere Krise gestürzt. Auch Automobilzulieferer und ihre Mitarbeiter haben zu kämpfen.
Die Corona-Pandemie verursacht den stärksten ökonomischen Absturz im wiedervereinigten Deutschland. Von April bis Juni schrumpfte die Wirtschaft gegenüber den ersten drei Monaten 2020 um 10,1 Prozent. Inzwischen verbessert sich die Lage aber wieder. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im Juli nur um 57 000 auf 2,91 Millionen, was aber nicht an Corona lag, sondern im Sommer üblich ist.

Den ökonomischen Absturz im zweiten Quartal löste ein Kollaps der Exporte sowie gesundheitliche Maßnahmen aus, die die Pandemie eingedämmt haben. Vom Ausmaß her muss er als historisch gelten. Zum Vergleich: Selbst in den schlimmsten drei Monaten der Finanzkrise 2009 schrumpfte die Wirtschaft um weniger als fünf Prozent. Allerdings sind die Quartalszahlen rückwärtsgewandt. Seit etwa Mai erholen sich die Unternehmen wieder.

Zuversicht für das dritte Quartal

So stieg der Ifo-Index im Juli den dritten Monat in Folge und zeigte erstmals seit 2019 wieder einen Aufschwung an. Die befragten Manager der Industrie sehen ihre Situation positiver. Bei den Dienstleistern bezeichnet sogar eine Mehrheit die Lage eher als gut denn als schlecht. Baufirmen rechnen nicht mehr wie im Juni mit einem Einbruch des Geschäfts, was auch am Konjunkturpaket der Bundesregierung liegt.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet im dritten Quartal ein Wachstum von drei Prozent. "Die Zeichen stehen eindeutig auf Erholung", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Doch trotz kräftiger Zuwächse wird es wohl zwei Jahre dauern, bis der historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht ist."

Als größtes Risiko wird nun eine zweite Infektionswelle in Deutschland mit neuen Einschränkungen der Wirtschaft gesehen, die eine Pleitewelle auslösen könnte. Dass die Pandemie stark in Ländern wie den USA wütet, in die deutsche Firmen sonst viele Waren verkaufen, bedroht zudem die Exporte.

Keine neuen Beschäftigungsverluste durch die Pandemie

Die Zahl der Arbeitslosen lag im Juli um mehr als 600 000 höher als ein Jahr zuvor. Inzwischen verursacht die Pandemie unterm Strich aber keine neuen Beschäftigungsverluste mehr. Zwar nahm die Arbeitslosigkeit im Juli erneut zu, aber das geschieht im Sommer immer, weil bestimme Jobs wegfallen. Saisonbereinigt verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen sogar um 18 000.

"Der Arbeitsmarkt steht wegen der Corona-Pandemie nach wie vor unter Druck, der massive Einsatz von Kurzarbeit hat aber stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit verhindert", sagte Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA). Im Mai bezogen nach ersten Schätzungen 6,7 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitergeld. Die Anträge der Unternehmen gehen drastisch zurück: Im Juli wurde nur noch für 200 000 neue Beschäftigte Kurzarbeit gemeldet.

Dabei zeigen sich große Unterschiede. Während im Juli laut Ifo-Institut 90 Prozent der Hotels und 68 Prozent der Autobranche kurzarbeiteten, waren es am Bau und in der Finanzbranche nur etwa zehn Prozent.

Bei der Besetzung von Lehrstellen gibt es durch die Pandemie eine Verzögerung um etwa zwei Monate bis in den Herbst. Im Juli waren noch 180 000 Bewerber auf der Suche. Gleichzeitig gab es eine sogar etwas höhere Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze. Auffällig ist, dass die Metallbranche, Friseure und Gastronomen deutlich weniger Stellen anbieten. Auch bei Informatik- und kaufmännischen Berufen ist das der Fall.