Die Ermittlungen liefen schon länger, jetzt kam der Zugriff: Die Berliner Polizei hat zwei mutmaßliche Terroristen festgenommen. Gemeinsam sollen sie einen Bombenanschlag geplant haben.

Die Berliner Polizei hat zwei mutmaßliche islamistische Terroristen festgenommen. Ein 24-jähriger Deutscher libanesischer Abstammung und ein 28-Jähriger aus dem Gaza-Streifen würden verdächtigt, sich chemische Substanzen zur Herstellung von Sprengstoff beschafft zu haben, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf und bestätigte damit einen Bericht der "Berliner Morgenpost". Beide Männer seien im Gewahrsam der Polizei, der 24-jährige Deutsche gelte als Hauptbeschuldigter.

Einsatzkräfte hätten einen islamischen Kulturverein in Berlin-Wedding und die Wohnungen der beiden Männer in Kreuzberg und Neukölln durchsucht, sagte der Sprecher. Der Kulturverein selbst sei allerdings nicht Ziel der Ermittlungen, die beiden Verdächtigen hätten sich nach Erkenntnissen der Polizei dort lediglich häufiger aufgehalten. Die Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft liefen schon länger. "Es geht um den Verdacht der Vorbereitung einer schweren Straftat. Die Männer sollen chemische Substanzen bestellt haben, mit denen es möglich wäre, einen Sprengsatz herzustellen." Details zu der möglichen Bombe wollte die Polizei nicht nennen.

Ob es einen Zusammenhang mit dem bevorstehenden Papst-Besuch oder dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 gibt, ist noch unklar. Der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel sagte, bislang wisse man nichts von einem konkret geplanten Attentat oder einem konkreten Ziel.

Mehrmonatige Ermittlungen

Der Hauptverdächtige habe bereits vor mehreren Monaten große Mengen von Kühlkissen bestellt, berichtete der "Tagesspiegel". Das darin enthaltene Gel sei in Verbindung mit einer bestimmten Säure hoch explosiv. Zwei Firmen hätten sich unabhängig voneinander an das Landeskriminalamt gewandt und die Ermittler darüber informiert, dass eine Privatperson ungewöhnlich hohe Mengen dieser Substanz geordert habe. Die Polizei habe daraufhin eine Sonderkommission unter dem Namen "Regenschauer" gebildet und den Verdächtigen und seinen mutmaßlichen Komplizen rund um die Uhr observiert. "Uns standen kaum noch Kräfte des mobilen Einsatzkommandos für andere Aufgaben zur Verfügung, weil alle Kräfte für die Terrorzelle benötigt wurden", zitierte die Zeitung einen Ermittler.

"Herzlichen Glückwunsch an die Polizei"

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit würdigte die Festnahme der Terrorverdächtigen als "guten Fahndungserfolg". "Er zeigt, dass die Sicherheitsbehörden wachsam sind", sagte der SPD-Politiker nach Angaben eines Sprechers. "Falls sich der Verdacht bestätigt: Herzlichen Glückwunsch an die Polizei."

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einem deutlichen Hinweis, dass die Terrorgefahr in Deutschland nach wie vor auf hohem Niveau ist. "Wer glaubt, dass sich zehn Jahre nach den furchtbaren Anschlägen in den USA und nach dem Tode Osama bin Ladens die Lage normalisiert habe, ist erneut eines Besseren belehrt worden", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. Die Polizei werde weiterhin mit einem hohen Personal- und Technikeinsatz den Fahndungsdruck auf potenzielle Terroristen hochhalten müssen.

Nach Ansicht des CDU-Innenpolitikers Wolfgang Bosbach hat sich nach den Festnahmen die Sicherheitslage in Deutschland nicht grundlegend verändert. Gleichwohl sei die Gefährdungslage "anhaltend besorgniserregend", sagte Bosbach dem Sender n-tv. Deutschland werde immer wieder als mögliches Anschlagsziel genannt. Es gebe aber auch "keinen Grund zur Panik". Die Sicherheitsbehörden seien gut aufgestellt.

mad/tkr/DPA/Reuters