In Europa regen sich immer mehr Anti-Impf-Proteste. Unter anderem in Frankreich und Griechenland gehen Tausende auf die Straße, um gegen die Covid-19-Immunisierung oder gegen Einschränkungen für Ungeimpfte zu demonstrieren.
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© Geoffroy van der Hasselt/AFPDie Polizei setzt Tränengas gegen Demonstrierende in Paris ein: Rund 19.000 Menschen protestierten in Frankreich am Nationalfeiertag (14. Juli) gegen die neuen Corona-Regeln im Land.
In der griechischen Hauptstadt Athen haben rund 4.000 Menschen gegen den Druck auf Ungeimpfte demonstriert, die sich künftig nicht mehr in Innenräumen von Gastronomie- und Kulturbetrieben aufhalten dürfen. Das hatte die griechische Regierung am Montag angekündigt.

Bislang größte Demo von Impfgegnern in Griechenland

Es war die bislang größte Demonstration von Impfgegnern in Griechenland. Auch in Thessaloniki und Heraklion auf Kreta seien mehrere Hundert Menschen auf die Straße gegangen, wie die Polizei mitteilte.

Die Demonstranten kritisieren auch, dass sich Beschäftigte im Gesundheitssektor und in der Altenpflege künftig verpflichtend impfen lassen müssen - sonst können sie von ihrer Arbeit freigestellt werden. Die Impfpflicht gilt künftig auch für alle Wehrpflichtigen und Berufssoldaten.

"Es wird für uns immer enger. Wir haben das Recht, uns nicht impfen zu lassen", sagten Demonstranten Reportern vor Ort.

Viele skandierten vor dem Parlament in Athen "Hände weg von unseren Kindern" und "Impfungen sind Gift". Es geht um Pläne der Regierung, den Impfstoff für Kinder ab 15 Jahren verfügbar zu machen.

Die Zahl der Neuinfektionen ist in Griechenland in den vergangenen zehn Tagen nach umfassenden Lockerungen in die Höhe geschnellt. Die Ursache sehen die Corona-Experten vor allem im Nachtleben und bei feiernden Jugendlichen.

Proteste am Nationalfeiertag in Frankreich

In Paris haben am Nationalfeiertag rund 19.000 gegen Beschränkungen für Menschen protestiert, die nicht gegen das Coronavirus geimpft sind. Auch in Lyon wurde demonstriert.

Es kam zu Ausschreitungen, die Polizei setzte Tränengas ein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Montag angekündigt, dass Kulturveranstaltungen und -orte, Gaststätten, Sporthallen, Einkaufszentren und Züge nur noch denjenigen offen stehen, die nachweisen können, dass sie geimpft sind, eine Corona-Infektion überstanden haben oder kürzlich negativ getestet wurden

Urteil in Spanien: Ausgangssperre 2020 war verfassungswidrig

Spaniens oberstes Gericht hat entschieden, dass die zu Beginn der Corona-Pandemie von März bis Mai 2020 angeordnete ganztägige Ausgangssperre verfassungswidrig war. Spanien hatte einen der strengsten Lockdowns in Europa.

Für eine solche Einschränkung der Freiheitsrechte hätte die Regierung nach Ansicht des Gerichts zuvor den "Ausnahmezustand" verhängen müssen. Die Regierung hatte den "Alarmzustand" im März 2020 ausgerufen, das Parlament stimmte dem später zu. Laut Urteil des Verfassungsgerichts war das eine unzureichende Rechtsgrundlage für die Ausgehsperre.

Als Folge des Urteils könne es zu einer Welle von Schadensersatzklagen von Bürger:innen kommen, die ohne gesetzliche Grundlage gezwungen wurden, zu Hause zu bleiben, schrieb die Zeitung La Vanguardia.

Zudem könnten Bürger womöglich die Bußgelder zurückfordern, die ihnen damals bei Verstößen gegen die Ausgangssperre auferlegt wurden. Die Polizei soll in dem besagten Zeitraum rund eine Million Bußgelder verhängt haben, von denen Medienberichten zufolge jedoch viele noch nicht bezahlt wurden.

Schlangen vor dem Impfzentrum in Chernigov, Ukraine

Ganz anders in Tschernigow, im Norden der Ukraine: Hier standen Hunderte für ihre erste Impfung Schlange. Die Stadt hat allen Bürgerinnen und Bürgern unabhängig vom Alter eine Impfung mit BioNTech/Pfizer angeboten.

Tschernigow liegt 130 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew. Sie ist die erste Stadt in der Ukraine, die eine Impfung für alle Bürger unabhängig von Alter und Beruf anbietet.

Viele, die auf ihre Impfungen warteten, schienen dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer mehr zu vertrauen als den Wirkstoffen von CoronaVac und AstraZeneca. Ein Wartender sagte: "Mir wurde ein indischer Impfstoff angeboten. Aber ich habe abgelehnt und warte lieber auf Pfizer."

Die Ukraine begann ihre Impfkampagne Ende Februar und bis Dienstag haben laut Gesundheitsministerium mehr als 1,2 Millionen Menschen zwei Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff erhalten und etwa 2,4 Millionen eine Impfung.