Nachdem sich Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger kürzlich kritisch über eine Impfpflicht äußerte und offenbarte, dass er sich vorerst nicht impfen lassen will, diffamiert ihn jetzt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Aiwanger machte auch auf die heftigen Nebenwirkungen und die nicht bewiesene Wirksamkeit der Impfungen aufmerksam und forderte mehr Sensibilität, wenn es um die Impfung von Kindern geht.
Aiwanger Söder
© www.globallookpress.com Peter Kneffel/dpaBayern Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (links im Bild) und Ministerpräsident Markus Söder (rechts im Bild) bei einer Pressekonferenz am 27. Juli
Der Streit zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Vize-Regierungschef und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) geht in die nächste Runde: Im Interview mit dem Spiegel hatte Söder seinem Vize jüngst vorgeworfen, mit seiner Haltung die bürgerliche Mitte zu verlassen. Wer glaube, sich bei "rechten Gruppen" und "Querdenkern" anbiedern zu können, verlasse die bürgerliche Mitte und nehme am Ende selbst Schaden, so Söder. Er mache sich Sorgen, dass Aiwanger sich in eine Ecke manövriere, aus der er nicht mehr herauskomme.

Im ZDF-Sommerinterview erklärte Söder nun, dass er sich "ein bissl' Sorge" um Aiwanger mache. Söder sagte im Interview, dass Aiwanger die gleiche Wortwahl verwende wie Alice Weidel, die Spitzenkandidatin der AfD. Weidel hat sich nach eigenen Angaben bisher ebenfalls nicht impfen lassen. In einem Interview kritisierte sie zudem, dass Ungeimpfte diskriminiert werden.

Auch Aiwanger hatte jüngst vor einer "Jagd auf Ungeimpfte" und vor Apartheiddiskussionen gewarnt.

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Söder "verstört" die Wortwahl Aiwangers.
Generell verstöre ihn die Wortwahl seines Koalitionspartners, diesen Begriff habe er "völlig unmöglich" gefunden, erklärte Söder. Dabei geht es laut Bayerns Ministerpräsident angeblich nicht um die Frage, ob sich Aiwanger impfen lässt. Allerdings seien Aiwangers Behauptungen zu den heftigen Nebenwirkungen oder der nicht bewiesenen Wirksamkeit der Impfstoffe problematisch.

Der Freie-Wähler-Chef wehrt sich unterdessen gegen die für ihn "unverschämten" Vorwürfe und erklärte der dpa:
"Es ist eine Unverschämtheit, mich als 'Querdenker' abstempeln zu wollen, weil ich gegen die Impfpflicht bin und mehr Sensibilität einfordere beim Thema Impfen von unter Zwölfjährigen, was auch die STIKO bisher nicht empfiehlt."
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Aiwanger spricht im Gegenzug von bewussten Falschbehauptungen, die Söder verbreitet.
Nach Söders Interview am Sonntagabend warf Aiwanger diesem auch vor, dass er "bewusste Falschbehauptungen" über ihn verbreite:
"Es ist eine bewusste Falschbehauptung, ich hätte gesagt, dass nicht bewiesen sei, ob Impfstoffe wirken. Ich habe im Gegenteil gesagt, Impfen ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Corona, aber es muss freiwillig bleiben."
Unterdessen wurde auch Kritik vom Verband der bayerischen Wirtschaft an Aiwanger laut. Angela Inselkammer, Präsidentin des Hotel- und Gaststättenverbandes, erklärte kürzlich, dass Aiwanger sich impfen lassen solle. Abgesehen von gesundheitlichen Gründen sei es schwierig, wenn sich Vorbilder nicht impfen lassen. Kritik kam auch vom FDP-Bundestags abgeordneten Adrew Ullmann, der forderte, Aiwanger solle zurücktreten. Man dürfe nicht mit mutmaßlich falschen Behauptungen die eigene Impfkampagne konterkarieren:
"Entweder es ist ein PR-Gag für die eigene Bundestagskandidatur oder es ist eine Uninformiertheit in höchster Güte."
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