Viele Leser fragen mich, warum ich noch immer nicht über den ukrainischen Angriff bei Kursk geschrieben habe. Der Grund ist, dass ich nie den Anspruch hatte, ein aktuelles Nachrichtenportal zu sein oder über den täglichen Frontverlauf zu berichten. Mein Fokus liegt nicht auf Schnelligkeit (die ich im Ein-Mann-Betrieb auch gar nicht leisten kann), sondern auf Analysen und dem Aufzeigen unwahrer oder irreführender Medienberichterstattung.
Aber inzwischen gibt es doch einiges, was man über die Kämpfe bei Kursk sagen kann. Und das ist keineswegs erfreulich.
Der (Un)Sinn des Angriffs
Analysten fragen sich noch immer, was wohl der Sinn des Kiewer Angriffs auf die Region Kursk sein könnte. Zu Anfang wirkte die Operation so, wie früheren Terrorangriffe von Neonazi-Einheiten auf die russische Region Belgorod, auf die Russland schließlich mit der Offensive bei Charkow reagiert hat, um die ukrainischen Angriffe auf russische Zivilisten zu beenden.
Auch bei Kursk waren die ersten Angriffsziele der ukrainischen Einheiten Zivilisten, also Dörfer und kleine Städte, aber keine Militärstandorte. Aber im Gegensatz zu den Terrorangriffen bei Belgorod, bei denen Stoßtrupps vorgestoßen sind, Angst und Schrecken verbreitet haben und dann wieder verschwunden sind, ist der Angriff bei Kursk größer und dauert schon einige Tage.
Allerdings dürfte niemand, auch in Kiew nicht, glauben, dass es der Ukraine gelingt, sich dauerhaft im Gebiet Kursk festzusetzen oder gar weiter vorzustoßen. Das vordergründige Ziel dürfte propagandistischer Natur sein und darin bestehen, der demoralisierten ukrainischen Bevölkerung wenigstens irgendeine Erfolgsmeldung zu präsentieren.
Die Sache hat aber auch einen Haken, denn das AKW Kursk ist nur etwa 80 oder 90 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und könnte in Reichweite ukrainischer Artillerie oder anderer Waffen geraten. Da die Ukraine schon das AKW Saporoschje immer wieder beschossen hat, könnte es hier also durchaus auch um den Versuch gehen, das AKW Kursk zu beschädigen. Kiew hat in dieser Frage keinerlei Hemmungen, wie der Beschuss des AKW Saporoschje und die vielen Terroranschläge zeigen, die ukrainische Geheimdienste gegen Stromtrassen verübt haben, die zu russischen AKW führen und die im Falle einer Abschaltung eines AKW für die Kühlung lebenswichtig sind.
Ein weiteres Ziel des Angriffs könnte die Gaspumpstation Sudscha sein, die russisches Gas durch die Ukraine nach Europa pumpt. Die Ukraine würde ihre Gaspipeline kaum selbst im eigene Land sprengen, weil das einige in der EU verärgern würde, die trotz aller Bemühungen aus Brüssel auf das russische Gas angewiesen sind. Aber sollte bei den Kampfhandlungen in Kursk, die die EU unterstützt, eine Gaspumpstation zerstört werden, dann würde die Reaktion der EU-Staaten weitaus milder ausfallen.
Befürchtungen, dass die Gaslieferungen aus Russland nach Europa durch die ukrainische Pipeline wegen der Kämpfe bei Kursk gestoppt werden könnten, haben 8. August bereits zu einem Anstieg der Preise auf dem europäischen Gasmarkt um fast sechs Prozent geführt. Am Mittwoch lag der Preis bei 438 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter, wobei man sich daran erinnern muss, dass der Gaspreis früher, als Nord Stream und all die anderen Pipelines noch in Betrieb waren, bei etwa 200 bis 250 Dollar gelegen hat.
Hinzu kommt, dass die Front für die Ukraine ohnehin schon überdehnt ist, was die russische Offensive bei Charkow gezeigt hat. Die russische Armee rückt im gesamten Donbass vor und die Ukraine hat dem kaum noch was entgegenzusetzen. Nun riskiert Kiew, dass Russland als Reaktion auf den Angriff bei Kursk auch dort noch eine Front eröffnet und Richtung der ukrainischen Stadt Sumy Druck macht, was die ukrainische Front weiter überdehnen würde.
Kommentar: Die Ukraine und ihre Verbündeten erzeugten Erfolgserlebnisse und zusätzlich wird es sich um einen weiteren Verzweiflungsakt handeln, egal, was die westlichen Medien darüber berichten. Und wie Anti-Spiegel weiter schreibt:
Ja, der Angriff bei Kursk mag Kiew ein paar Tage lang positive Schlagzeilen in den westlichen Medien gebracht haben, aber militärisch war er sinnlos und die Folgen könnten für Kiew schlimm werden.
Wieder deutsche Panzer bei Kursk
Vor allem dürfte der Angriff eine Nebenwirkung haben, die Kiew ganz und gar nicht erreichen wollte. Der Angriff verstärkt den russischen Kampfgeist nämlich enorm, weil Kiew dabei (mit Einverständnis der deutschen Regierung!) deutsche Marder-Schützenpanzer eingesetzt hat, von denen einige übrigens bereits zerstört wurden.
Das große Trauma des russischen Volkes ist der Zweite Weltkrieg mit 27 Millionen toten Sowjetbürgern. Dass deutsche Panzer wieder bei Kursk, wo im Zweiten Weltkrieg die wohl größte Panzerschlacht der Weltgeschichte stattgefunden hat, auf Russen schießen und dabei russische Dörfer in Flammen aufgehen, ist für Russen fast schon unerträglich und wird sicher Konsequenzen haben. Und dass Markus Faber, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestages, den Einsatz deutscher Panzer dort ausdrücklich gebilligt hat, hat man in Russland genau vernommen.
Es sei daran erinnert, was die USA und Deutschland verkündet haben, als sie Kiew erlaubt haben, die von ihnen gelieferten Waffen für Angriffe auf russisches Gebiet zu nutzen. Damals wurde ausdrücklich gesagt, dass diese Waffen nur gegen militärische Ziele eingesetzt werden sollen, die ukrainisches Gebiet angreifen.
Diese Aussage ist nun nicht mehr aktuell, denn nun hat ein wichtiger Vertreter Deutschlands den Einsatz deutscher Panzer gegen russische Dörfer gutgeheißen. Und ganz wichtig: Von der Bundesregierung kam keinerlei Widerspruch.
Die USA unterstützen die Angriffe
Gleiches gilt für die USA, denn Sabrina Singh, die stellvertretende Pressesprecherin des Pentagons, erklärte am 8. August bei einer Pressekonferenz zu der Frage, ob die Angriffe in der Region Kursk mit amerikanischen Waffen im Einklang mit der US-Politik stünden:
"Ja, das steht im Einklang mit unserer Politik."Ihr zufolge zufolge betrachten die USA den ukrainischen Angriff in der Region Kursk als "Maßnahmen zur Verteidigung gegen Angriffe aus dieser Region", was "in die US-Politik passt". Allerdings hat es gar keine russischen Angriffe aus der Region Kursk gegeben.
Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob Washington bereit wäre, einen Angriff auf Moskau oder eine andere russische Stadt zu unterstützen, wenn es Beweise für einen angeblichen Angriff von dort aus gäbe, versicherte Singh, dass die USA "weiterhin keine Angriffe [mit US-Waffen] tief auf russisches Gebiet unterstützen". Auf die maximale Reichweite von ukrainischen Angriffen mit US-Waffen auf russisches Territorium, die die USA gutheißen, wollte sie dabei nicht eingehen, sondern sie sagte nur, dass die USA Angriffe auf russisches Territorium im Rahmen des Abwehrkampfes zulassen.
Die Genehmigung von Angriffen mit westlichen Waffen auf russisches Gebiet
Ich möchte noch einmal daran erinnern, wie die US-Regierung und die deutsche Bundesregierung noch vor etwa zwei Monaten die Genehmigung an Kiew, Russland mit von ihnen gelieferten Waffen anzugreifen, begründet und begrenzt haben, um die westliche Öffentlichkeit wegen der Gefahr einer Eskalation nicht allzu sehr zu beunruhigen.
US-Außenminister Anthony Blinken bestätigte am 31. Mai, dass US-Präsident Biden die Genehmigung für Angriffe mit US-Waffen auf russisches Hoheitsgebiet erteilt habe. Nach Angaben des US-Außenministers betraf das nur Angriffe auf russische Gebiete in der Nähe von Charkow. Gleichzeitig schloss er nicht aus, dass die Reichweite der Angriffe mit US-Waffen auf russisches Territorium zunehmen werde.
Die deutsche Regierung erklärte am selben Tag, dass deutsche Waffen zur "Abwehr von russischen Angriffen" in der Nähe der Region Charkow eingesetzt werden könnten.
Die Tatsache, dass sowohl die US-Regierung als auch die deutsche Bundesregierung nun Angriffe mit ihren Waffen auf russisches Gebiet zulassen, von dem aus die Ukraine nicht angegriffen wurde, zeigt, dass die Erklärungen der US-Regierung und der deutschen Bundesregierung von Beginn an reine Lügen waren, die nur den Zweck hatten, die westliche Öffentlichkeit zu beruhigen, die dieser Entscheidung skeptisch gegenüberstand, weil das zu einer Eskalation und zu einer echten Kriegsbeteiligung der westlichen Staaten führen könnte.
Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte schon am 28. Mai, dass die Auswahl der Ziele und die Flugplanung für die modernen Angriffssysteme ferngesteuert oder automatisch erfolgen, "ohne dass ukrainische Soldaten dabei sind". Dies geschehe durch diejenigen, die diese Angriffssysteme herstellen und an die Ukraine liefern, betonte er. Er sagte also damals schon ganz deutlich, dass er die Länder, die solche Systeme liefern, faktisch bereits als Kriegsgegner ansieht, weil sie die Waffen programmieren, die dann Ziele in Russland angreifen.
Putin warnte an dem Tag auch, die NATO-Länder sollten sich darüber im Klaren sein, "womit sie spielen". Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitrij Medwedew, wies am 31. Mai darauf hin, dass alle an die Ukraine gelieferten Langstreckenwaffen bereits "direkt von NATO-Soldaten kontrolliert" würden und dass solche Aktionen ein Vorwand für Vergeltungsschläge sein könnten.
Offenbar muss Russland wirklich erst einen Vergeltungsschlag durchführen, damit die kriegsgeilen westlichen Politiker durch eine kalte Dusche zur Vernunft gebracht werden. Irgendwann wird das sicher passieren, wenn der Westen weiter so provoziert. Und Kursk ist dabei ein weiterer Tropfen, der das Fass der russischen Geduld irgendwann zum Überlaufen bringen wird.
Kommentar: Niemand von den westlichen Führungskräften hat aus der Vergangenheit gelernt - und besonders Deutschland nicht - können Sie aber mit möglichen russischen Konsequenzen leben?