Immer, wenn ich denke, absurder geht es nicht mehr, beweisen die westlichen Medien mir das Gegenteil. Die Geschichte der ukrainischen Hobbytaucher, die von einem kleinen Segelboot ohne Kran vier 500-Kilo-Bomben zu Wasser gelassen und dann in 80 Meter Tiefe an den Nord Streams angebracht haben sollen, ist ja schon absurd genug. Nun aber hat das Wall Street Journal in einem Artikel mit der Überschrift "Ein betrunkener Abend, eine gemietete Yacht: Die wahre Geschichte der Sabotage an der Nord Stream-Pipeline" nachgelegt und berichtet, angeblich sei den Ukrainern die Idee zu dem Plan im Suff gekommen. Das ist kein Scherz, das Wall Street Journal schreibt:
"Im Mai 2022 trafen sich eine Handvoll hochrangiger ukrainischer Militärs und Geschäftsleute, um auf den bemerkenswerten Erfolg ihres Landes bei der Eindämmung der russischen Invasion anzustoßen. Getragen von Alkohol und patriotischem Eifer schlug jemand einen radikalen nächsten Schritt vor: die Zerstörung von Nord Stream."
Die CIA als Retter von Nord Stream?
Der Rest dieser neuen Räuberpistole ist schnell erzählt: Nachdem die Ukrainer ihren Rausch ausgeschlafen und ihren Kater verarbeitet hatten, haben sie den Plan Präsident Selensky vorgetragen, der ihn genehmigt habe. Dann aber habe die CIA davon Wind bekommen und Selensky die Durchführung des Plans untersagt.
Kommentar: Ja, ja, die liebe CIA, ein Unschuldslamm.
Man beachte: Wir sollen allen Ernstes glauben, dass die CIA die Sabotage der Nord Streams verhindern wollte. Es sei daran erinnert, dass die USA alles getan haben, um den Bau von Nord Stream 2 zu verhindern, sie haben sogar Sanktionen gegen ihre eigenen "Verbündeten" erlassen, um den Bau zu stoppen. Und dann hat Präsident Biden im Februar 2022 neben Bundeskanzler Scholz stehend vor der versammelten Presse verkündet, die USA würden Bord Stream "ein Ende machen", wenn Russland in der Ukraine einmarschiert.
Aber danach, so sollen wir nun glauben, habe die CIA alles in ihrer Macht stehende getan, um die Nord Streams vor den ukrainischen Saboteuren zu retten. Das klingt wirklich ausgesprochen logisch, oder?
Selensky habe, so das Wall Street Journal weiter, brav auf die CIA gehört und die Operation abgeblasen. Aber der damalige ukrainische Oberbefehlshaber Saluzhny, der die Operation geleitet habe, habe Selenskys Anweisung ignoriert und die Operation trotzdem durchgezogen.
Kommentar: Saluzhny wird nur als Sündenbock dienen.
12 DIN-A-4-Seiten geballter Unsinn
In PDF-Form ist der Artikel des Wall Street Journal 12 (in Worten zwölf!) DIN-A-4-Seiten lang. Er ist mit allerlei blumigen Formulierungen und Details überladen, aber die Kernaussage lässt sich zusammenfassen, wie ich es hier gerade getan habe. Außerdem finden sich in dem Artikel auch einige unsinnige Behauptungen, wie beispielsweise diese hier:
"Manche deutsche Politiker waren vielleicht bereit, die Hinweise auf die Ukraine zu ignorieren, weil sie befürchteten, die Unterstützung der Kriegsanstrengungen im Inland zu untergraben. Doch die deutsche Polizei ist politisch unabhängig und ihre Ermittlungen entwickelten ein Eigenleben, während sie einer Spur nach der anderen nachgingen."Nicht die Polizei, sondern die Staatsanwaltschaft, genauer gesagt der Generalbundesanwalt, leitet die Ermittlungen zur Nord-Stream-Sprengung. Und der ist ganz und gar nicht "politisch unabhängig", sondern im Gegenteil gemäß den Paragrafen 146 und 147 Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) ausdrücklich dem Justizminister weisungsgebunden und muss tun, was die Bundesregierung ihm befiehlt, wie wir gerade wieder beim Gefangenenaustausch gesehen haben, als die Bundesregierung den Generalbundesanwalt angewiesen hat, den "Tiergartenmörder" freizulassen, obwohl die Generalbundesanwaltschaft strikt dagegen war.
Was bedeutet das?
Ich habe gerade erst in meinem Artikel mit der Überschrift "Nord-Stream-Sprengung - Warum wurde der Haftbefehl gegen den angeblich Tatverdächtigen ausgerechnet jetzt ausgestellt?" die Frage gestellt, warum die Bundesregierung gerade jetzt die Ausstellung des Haftbefehls genehmigt oder sogar angewiesen hat, und gefragt, was sie damit eigentlich erreichen wollte. Im letzten Absatz des Artikels habe ich geschrieben:
"Allerdings könnte es sein, dass in den nächsten Tagen oder Wochen weitere Informationen bekannt werden, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen."Das könnten die ersten Informationen sein, die Licht ins Dunkel bringen. Wenn die Geschichte des Wall Street Journal von allen Medien aufgegriffen werden sollte, könnte das bedeuten, dass die US-Regierung Selensky aus irgendwelchen Gründen nun endlich loswerden will und ihm daher offiziell die Sprengung der Nord Streams in die Schuhe schiebt.
Kommentar: Das scheint schon länger ein Plan zu sein, Selenskyj abzusetzen.
Deutsche Medien haben es nicht eilig, darüber zu berichten
Während ich dies schreibe, ist die Meldung des Wall Street Journal bereits über zwölf Stunden online, aber deutsche Medien berichten bisher kaum darüber. Im Spiegel ist noch keine Meldung darüber erschienen, aber in der FAZ habe ich einen ersten Artikel mit der Überschrift "Anschlag auf Gasleitungen: - Stimmte Selenskyj der Nord-Stream-Sprengung anfangs zu?" gefunden, in dem offen gelogen wird. Die FAZ schreibt beispielsweise:
"Weiterhin gibt es etwa eine mögliche Verbindung nach Russland, die in den jüngsten Berichten keine Rolle spielt. So soll eine der Besitzerinnen des Reisebüros in Warschau, über das die Segelyacht angemietet worden sein soll, einen russischen Pass besitzen und sich in Russland aufhalten."Das ist nicht nur Blödsinn, denn niemand behauptet ernsthaft, dass Russland etwas mit der Sprengung der Nord Streams zu tun haben könnte, sondern es ist sogar das Gegenteil von dem, was das Wall Street Journal berichtet. Dort heißt es nämlich:
"Das Boot wurde mit Hilfe eines polnischen Reisebüros gemietet, das der ukrainische Geheimdienst vor fast einem Jahrzehnt als Deckmantel für Finanztransaktionen gegründet hatte, sagen ukrainische Beamte und mit den deutschen Ermittlungen vertraute Personen."Da stellt sich die Frage, warum die FAZ bewusst lügt, wenn sie über den Artikel des Wall Street Journal berichtet, dabei aber teilweise das Gegenteil von dem schreibt, was im Artikel des Wall Street Journal steht.
Kommentar: Sie versuchen alles unter den Teppich zu kehren. Gerade vor den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen ein sehr gewagtes Spiel.
Artikel 5 des NATO-Vertrages?
Ich habe es oft beobachtet, dass die deutschen Medien bei unangenehmen Informationen manchmal einige Tage brauchen, bis sie plötzlich alle einhellig das gewollte Narrativ übernehmen. Das wirkt oft so, als würden sie auf Anweisungen warten, wie sie über ein heikles Thema berichten sollen.
Kommentar: Das wird sehr wahrscheinlich so sein.
Die Tatsache, dass die meisten deutschen Medien so lange brauchen, bevor sie über die Sensation berichten, die das Wall Street Journal vor über zwölf Stunden veröffentlicht hat, ist für mich ein Zeichen dafür, dass in den deutschen Redaktionen offenbar Ratlosigkeit darüber herrscht, wie man mit dem heiklen Thema umgehen soll.
Immerhin schreibt das Wall Street Journal auch, worauf ich immer wieder hinweise, nämlich dass die Sprengung der Nord Streams ein Kriegsakt gegen Deutschland war, der zur Auslösung von Artikel 5 des NATO-Vertrages hätte führen müssen. Das ist aber schwierig, wenn ein mit Deutschland verbündetes Land (die USA) oder ein mit Deutschland befreundetes Land (die Ukraine) die Pipelines gesprengt hat. Beim Wall Street Journal klingt das so:
"Ein Angriff dieses Ausmaßes ist ein ausreichender Grund, die kollektive Verteidigungsklausel der NATO auszulösen, aber unsere kritische Infrastruktur wurde von einem Land in die Luft gesprengt, das wir mit massiven Waffenlieferungen und Milliarden in bar unterstützen", sagte ein hochrangiger deutscher Beamter, der mit den Ermittlungen vertraut ist."Popcorn bereitstellen!
Wir sollten uns nun mit Popcorn eindecken, denn die nächsten Tage werden spannend. Schießt sich die westliche Presse auf Selensky (oder Salzhny) ein? Soll Selensky mit dieser Geschichte gestürzt werden, um beispielsweise eine Figur einzusetzen, mit der Russland bereit wäre, zu verhandeln? Mit Selensky wird Russland nicht verhandeln, weil seine verfassungsmäßige Amtszeit abgelaufen ist und er daher im Namen der Ukraine keine Verträge mehr rechtsverbindlich unterschreiben kann.
Welche weiteren Details werden uns die Medien in den nächsten Tagen liefern? Immerhin werden solche Geschichten gerne scheibchenweise veröffentlicht, um einen größeren Spannungsbogen zu erzeugen. So war es beispielsweise auch, als deutsche und amerikanische Medien Anfang März 2023 zum ersten Mal mit der Geschichte über die ukrainischen Hobbytaucher um die Ecke gekommen sind.
Oder verschwindet diese Geschichte schnell wieder aus den Medien und hat keine Folgen?
Meine Empfehlung lautet: Popcorn bereitstellen und abwarten, vielleicht wird das noch unterhaltsam.
Kommentare von Lesern
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