Laut Dmitri Medwedew, dem Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrats, hätte Russland vor dem Angriff auf Kursk in verfrühte Friedensverhandlungen gedrängt werden können. Nach dem Anschlag sei aber klar: Keine Verhandlungen bis zur vollständigen Niederlage des Gegners.
Medwedew
© Sputnik Jekaterina SchtukinaDmitri Medwedew hält am 13. August 2024 eine Sitzung über die Fortschritte der humanitären Mission im Gebiet Kursk ab
Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, erklärt auf Telegram, dass Russland vor den Ereignissen im Gebiet Kursk Gefahr lief, in eine "Verhandlungsfalle" zu geraten und verfrühte und unnötige Friedensverhandlungen mit unklaren Perspektiven und Konsequenzen zu beginnen:
"In letzter Zeit bestand, wenn auch nur theoretisch, die Gefahr einer Verhandlungsfalle, in die unser Land unter bestimmten Umständen hätte geraten können. Vorzeitige, unnötige Friedensverhandlungen, die von der internationalen Gemeinschaft vorgeschlagen und dem Kiewer Regime aufgezwungen worden wären."
Mit dem Terroranschlag auf das Kursker Gebiet ist laut Medwedew die Situation offenbar geworden:
"Nach dem von Neonazis verübten Terroranschlag im Gebiet Kursk hat sich alles geklärt. Das leere Gerede von nicht autorisierten Vermittlern über den schönen Frieden wurde eingestellt. Alle verstehen die Situation, auch wenn es nicht offen gesagt wird. Es wird keine weiteren Verhandlungen geben, bis der Feind komplett besiegt ist!"
Auch deutet Medwedew in seiner Veröffentlichung auf die Verantwortlichen für den Angriff auf das Gebiet Kursk hin. Er äußert sich abfällig über einen ehemaligen britischen Premierminister - gemeint ist wohl Boris Johnson:
"Der widerliche Bastard mit dem abstoßenden Gesicht und den zerzausten hellen Haaren aus dem Land, in dem die terroristische Operation vorbereitet wurde, soll sich darüber nicht freuen. Es wird deutlich mehr sinnlose Ausgaben, erheblich mehr zerstörte Militärtechnik und radikal mehr Särge geben."
Aus dem Büro des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij wurde als eines der Ziele der Kursk-Offensive, die seit dem 6. August andauert, eine Stärkung der Verhandlungsposition Kiews genannt. Russlands Präsident Wladimir Putin schloss aber einen Dialog "mit denjenigen aus, die wahllos Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur verüben oder versuchen, eine Bedrohung für Objekte der Atomenergie zu schaffen". Auch Putins Berater Juri Uschakow erklärte, dass Russland angesichts des "Abenteuers" im Kursker Gebiet derzeit keine Gespräche führen wolle.

Gleichzeitig betonte Uschakow, dass die von Putin im Juni vorgeschlagenen Maßnahmen zur Beilegung des militärischen Konflikts nicht aufgehoben seien. Diese umfassen den vollständigen Abzug der ukrainischen Truppen aus den Gebieten der Volksrepubliken Donezk und Lugansk, Cherson und Saporoschje, die Anerkennung dieser Gebiete als Subjekte der Russischen Föderation und die Aufhebung der Sanktionen gegen Moskau. Kiew betrachtet diese Vorschläge als ein Ultimatum und stellt eigene Bedingungen, die Moskau aber ablehnt.

Laut The Washington Post wollten russische und ukrainische Delegationen im August in Doha Geheimgespräche über ein Ende der Angriffe auf Energieanlagen führen, doch diese Pläne seien durch die Operation der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Kursk vereitelt worden. Das russische Außenministerium erklärte diesbezüglich, dass "niemand etwas zerstört hat, weil es nichts zu zerstören gab".