Düsseldorf. Das Tennis-Jahr 2011 steht ganz im Zeichen von Novak Djokovic. Der Serbe beherrscht die Szene trotz starker Konkurrenz in Person von Roger Federer und Rafel Nadal. Mit dem Finalsieg bei den US Open baute er seine unheimliche Bilanz auf 66:2-Siege aus. Die Gründe seines Erfolgs wirken mysteriös.
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Die jüngste Niederlage erlitt er im August im Endspiel von Cincinnati gegen den Schotten Andy Murray. Doch streng genommen verlor der 24-Jährige dort gegen den eigenen Körper, denn eine Schulterverletzung zwang ihn zur Aufgabe bei dem Vorbereitungsturnier auf Flushing Meadows.

Die erste Niederlage der Saison dürfte ihn im Rückblick deutlich mehr schmerzen. Denn diese Niederlage verhinderte Djokovics Grand Slam. Drei der vier bedeutendsten Tennisturniere der Welt gewann der in Belgrad geborene Profi in der laufenden Saison: die Australian Open, Wimbledon und nun auch die US Open. Lediglich die French Open in Paris fehlen in dieser Reihe. In Roland Garros unterlag er im Halbfinale dem Schweizer Federer.

So bleibt der Australier Rod Laver weiterhin der einzige Profi, der seit Einführung der "Open Era", die die Teilnahme von Profis bei Grand-Slam-Turnieren erlaubte, 1969 in einer Saison alle vier Trophäen gewonnen hat.

Fast unschlagbarer Spaßvogel

Doch auch ohne den Titel in Paris schickt sich der Spaßvogel, der gerne mal seine Konkurrenten mit ihren Macken und Mätzchen auf dem Platz parodiert und dabei auch nicht vor Tennis-Schönheiten wie Maria Scharapowa oder Ana Ivanovic Halt macht, an, Tennis-Geschichte zu schreiben. Djokovic hat den Rekord von Tennis-Legende John McEnroe im Blick, der 1984 die sagenhafte Bilanz von 82:3-Siegen einfuhr. Djokovics Konkurrent Federer scheiterte 2005 mit 81:4-Siegen denkbar knapp an der Uralt-Bestmarke des Tennis-Rüpels.

Gründe für seinen rasanten Aufstieg auf den Tennis-Olymp gibt es genug. Djokovic nennt die Final-Niederlage gegen Nadal bei den US Open 2010 als den Wendepunkt in seinem Tennisleben. Doch auch das Erkennen seiner Glutenunverträglichkeit und die damit verbundene Umstellung des Ernährungsplans spielen eine gewichtige Rolle, seit Ende 2010 verzichtet er beispielsweise auf Pizza, nahm einige Kilos ab. Der genaue Speiseplan bleibt aber ein Geheimnis.

Nach dem Triumph in New York gab er schelmisch grinsend zumindest einen kleinen Einblick in seine Diät: "Gestern Abend habe ich überhaupt kein Gluten gegessen. Heute werde ich dafür einen ganzen Haufen Gluten und Alkohol zu mir nehmen."

Die geheimnisvolle Sauerstoff-Zelle

Auch über einen weiteren Grund für seine Erfolge schweigt der Serbe vorzugsweise: die geheimnisvolle eiförmige Sauerstoff-Zelle aus New Jersey. Djokovic selbst war es, der zugab, den eiförmigen Stuhl der Firma CVAC Systems zu nutzen. Er solle ihm helfen, sich nach kraftraubenden Matches schneller zu regenerieren. 20 Stück gibt es von den Geräten weltweit, das Stück kostet 75.000 Dollar.

Das Wall Street Journal berichtete, das die eiförmige Kammer die Druckverhältnisse in Höhenlagen simuliert und dadurch Blutkreislauf, Reaktionszeiten, Ausdauer und Kraft verbessert, sowie die Zahl der roten Blutkörperchen erhöht wird. "Es hilft wirklich - nicht dem reinen Muskelaufbau, sondern der Erholung nach einem anstrengenden Tag. Das Ding sieht aus wie ein Raumschiff", sagte Djokovic.

Doch seitdem CVAC-Boss Allem Ruskowski ebenfalls im Wall Street Journal erklärte, seine Maschine sei doppelt so effektiv wie Blut-Doping, und dies zu Diskussionen um Djokovics Aufstieg führte, will der Serbe offiziell nichts mehr von der Maschine wissen. Dieses Jahr habe er noch gar nicht den Stuhl benutzt, lautete sein jüngster Kommentar auf die leistungsfördernde Maschine.

Noch ist das Hilfsmittel nicht verboten, obwohl die Doping-Agentur Wada bereits 2006 Stellung zu den damals von vielen Profis verwendeten Sauerstoffzelten nahm. Diese, so lautete das damalige Urteil der Dopingexperten, "würden den Geist des Sports verletzen. Möglicherweise wird die geheimnisvolle Sauerstoff-Zelle künftig verboten.

Ob mit der künstlichen Zufuhr von Sauerstoff oder ohne, Djokovic ahnt, dass es kompliziert wird, sein Leistungsniveau zu halten. "Es wird schwer werden, auch nur die Hälfte von dem, was ich in dieser Saison geschafft habe, nächstes Jahr zu wiederholen", wagt er nach zehn Turniersiegen einen Ausblick auf das kommende Tennis-Jahr.

Ins gleiche Horn stieß auch der unterlegene Nadal noch auf dem Centre Court: "Was du geschafft hast, kann man wahrscheinlich nicht wiederholen." Da schwang beim Spanier auch ein Fünkchen Hoffnung mit, Djokovic in Zukunft wieder schlagen zu können.