Der russische Präsident Putin hat sich am Donnerstag über drei Stunden den Fragen der internationalen Experten des Valdai-Clubs gestellt. Ich übersetze die interessantesten Antworten Putins und hier geht es um die Antwort, die Putin auf eine Frage zu LGBT und zur Eröffnung der Olympiade in Paris gegeben hat.Ich kenne keinen Staatschef, der sich mehrmals pro Jahr die Zeit nimmt, sich auf wichtigen Konferenzen zu verschiedensten Themen über mehrere Stunden den Fragen der internationalen Experten und Journalisten zu stellen. Beim
Valdai-Club geht es jedes Jahr um geopolitische Themen und ich werde hier die in meinen Augen interessantesten Antworten von Putin übersetzen.
Hier übersetze ich, wie Putin auf eine Frage zu LGBT und zur Eröffnung der Olympiade in Paris geantwortet hat.
Beginn der Übersetzung:Rakovic: Sehr geehrter Herr Präsident!
Mein Name ist Aleksandar Rakovic, ich bin Historiker aus Serbien. Es ist eine Ehre für mich, Sie zu sehen, Ihnen zuzuhören und wieder mit Ihnen zu sprechen.
Meine Frage an Sie lautet heute wie folgt: Welches sind Ihrer Meinung nach die staatlichen und individuellen Mechanismen, die Russen, Serben und andere Völker auf der ganzen Welt einsetzen sollten, um unsere traditionellen Werte zu schützen und uns selbst und unsere Identität vor dem allgegenwärtigen, aufgezwungenen Einfluss der westlichen Ideologie zu bewahren, den wir dieses Jahr bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris erlebt haben?
Danke.
Putin: Was das angeht, was wir bei der Eröffnungsfeier gesehen haben, so habe ich das, um ehrlich zu sein, zuerst gar nicht angesehen, aber dann wurde mir gesagt, dass da irgendetwas passiert ist, also habe ich es mir angesehen. Ich weiß nicht, was die sich erhofft haben, warum die Organisatoren das getan haben, warum das IOC das zugelassen hat. Das war auf jeden Fall eine Beleidigung für Millionen von gläubigen Christen. Warum muss man jemanden beleidigen, seine religiösen Gefühle verletzen? Diejenigen, die das getan haben, sagen, dass sie nicht die Absicht hatten, jemanden zu beleidigen, und dass sie darin nichts Beleidigendes sehen.
Aber das Gleiche passiert mit Vertretern des Islam, wenn der Koran verbrannt wird oder Abbildungen jeglicher Art, Comics mit dem Propheten unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit veröffentlicht werden. Ich wiederhole jetzt, was ich schon oft gesagt habe: Die Freiheit des einen Menschen oder der Gesellschaft endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt, denn wenn man jemanden beleidigen kann, seine religiösen Gefühle, und sagt "das ist meine Freiheit, ich mache, was ich will", dann kann man bis zu Mord gehen: "ich will töten", und man geht und tötet, "das ist ein Ausdruck meiner Freiheit". Soll das etwa so sein? Das ist natürlich Blödsinn.
Die Menschen spüren keine Grenzen, sie sehen keine Grenzen, wie man bei uns manchmal sagt. Wenn man irgendeine Sichtweise von irgendetwas hat, gut, dann soll man bei seiner Ansicht bleiben.
Aber wenn man weiß, dass man damit einen anderen Menschen verletzt, dann hält man sich zurück und tut das nicht, das ist alles, die Regel ist einfach.
Die meinen, sie können so handeln. Das ist übrigens genauso, wie die Zulassung von Männern zum Frauensport, das tötet einfach den Frauensport. Es tut mir leid, dass ich das anspreche, aber meiner Meinung nach sind einige Sportarten nicht für Frauen. Ich bitte die Frauen um Verzeihung, sie werden sagen, dass ich falsch liege. Aber gut, das ist ein anderes Thema.
Aber wenn Frauen an diesen Sportarten teilnehmen, an Gewichtheben, Boxen, ich weiß nicht, Ringen, nun, dann sollen die Frauen sich untereinander messen. Es ist ganz einfach: Ein Mann, der sich zur Frau erklärt hat, geht los und besiegt alle, hat einer Frau die Nase gebrochen, das ist das Ende des Frauensports. Es wird für Frauen bald unmöglich, irgendwo zu anzutreten. Das ist Blödsinn.
Sollen die Leute doch untereinander kämpfen. Wenn sich einer zur Frau erklärt, dann sollen die, die sich zu Frauen erklären, bei den Olympischen Spielen antreten und untereinander kämpfen. Oder auch diejenigen, die sich bescheinigen lassen, dass sie seit ihrer Kindheit krank sind und irgendwelche Medikamente nehmen, die ihnen bei den Wettkämpfen klare Vorteile verschaffen. Sollen sie Wettkämpfe untereinander veranstalten. Das ist doch so natürlich und einfach. Wo ist das Problem? Es beleidigt im Übrigen auch niemanden.
Aber wie wir unsere Werte schützen können? Mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.
Ende der Übersetzung
Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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