Seit Monaten gehen in Syrien Menschen auf die Straße. Seit Monaten geht das Regime mit äußerster Brutalität gegen sie vor. Vor allem nach den Freitagsgebeten versammeln sich Menschen auf den Straßen - auch diese Woche werden dabei Dutzende Menschen erschossen. Nach UN-Angaben haben 3600 Menschen das Land bereits verlassen.
Proteste in Syrien
© ReutersTausende Syrer fliehen in den Libanon - auch dort wird - wie hier in Tripoli - gegen Assad protestiert.

In Syrien lässt Präsident Baschar al-Assad seine Sicherheitskräfte nach Angaben der Opposition weiter mit aller Härte gegen Regimegegner vorgehen. Am Freitag seien mindestens 47 Menschen bei landesweiten Demonstrationen getötet worden, hieß es. Drei weitere Demonstranten starben an ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist kaum möglich, da die syrische Regierung keine ausländischen Journalisten ins Land lässt.

Allein in der Provinz Idlib in der Nähe der türkischen Grenze kamen den Angaben zufolge 21 Regimegegner ums Leben. "Die Sicherheitskräfte schießen weiter wahllos", sagte ein Anwalt aus Idlib dem arabischen Sender Al-Arabija. Für die Anwohner sei es deshalb kaum möglich, sich herauszuwagen und den Verletzten zu helfen.

Militär erschießt Deserteure
Nach Angaben eines in London ansässigen syrischen Menschenrechtszentrums wurden in der Stadt Hama sechs Einwohner bei einer Razzia des Militärs gegen Deserteure erschossen. Weitere Todesopfer habe es in der Hauptstadt Damaskus, in der Oppositionshochburg Homs sowie in der östlichen Provinz Dair as-Saur gegeben.

Auf von Aktivisten im Internet veröffentlichten Videos waren Proteste in der südlichen Provinz Daraa zu sehen, bei denen Demonstranten Slogans gegen Assad riefen und seine Absetzung forderten. Im ganzen Land sei es nach den Freitagsgebeten zu großen Protestkundgebungen gekommen, hieß es.

Die syrischen Streitkräfte gingen zudem gegen Oppositionelle in der nordost-syrischen Stadt Deir al-Zor vor. Im Stadtviertel Al-Dschura seien Explosionen und Schüsse zu hören gewesen, berichtete ein syrischer Exil-Aktivist in Beirut unter Berufung auf Gewährsleute in Deir al-Zor. Rund 20 Personen seien festgenommen worden, fügte er hinzu. In der Stadt gab es immer wieder machtvolle Demonstrationen gegen Assad.

Tausende Syrer verlassen das Land

Seit Beginn der Protestbewegung sind nach UN-Angaben knapp 3600 Menschen in den Libanon geflohen. Wie das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) mitteilte, brachten sich zwischen März und September mehr als 3580 syrische Flüchtlinge in dem Nachbarland in Sicherheit. Allein in der ersten Septemberwoche seien mehr als 600 Syrer in den Libanon geflohen, nachdem es in ihren Heimatstädten blutige Zusammenstößen gegeben hatte.

Einige Flüchtlinge trafen nach Angaben aus Sicherheitskreisen mit Schussverletzungen im Libanon ein. Augenzeugen berichteten, dass an der Grenze von der syrischen Seite Schüsse zu hören seien. Viele Flüchtlinge suchen auch Zuflucht in der Türkei.

Bewohner des nordlibanesischen Grenzbezirks Akkar baten die libanesische Armee, sie vor Übergriffen des syrischen Militärs zu schützen. In den vergangenen Tagen war es mehrfach zu Grenzzwischenfällen gekommen, als syrische Soldaten syrische Zivilisten über die Grenze in den Libanon verfolgten. Bei einem dieser Übergriffe war ein libanesischer Dorfbewohner durch Schüsse verletzt worden. Die libanesische Regierung unterhält relativ gute Beziehungen zum Assad-Regime. Grenzzwischenfälle werden in der Regel heruntergespielt.

"Wir machen weiter, bis das Regime stürzt"

Die Opposition hatte am Freitag unter dem Motto "Wir machen weiter, bis das Regime stürzt" dazu aufgerufen und an die Menschen appelliert, den Druck auf Assad sieben Monate nach Beginn der Proteste weiter zu erhöhen.

In Damaskus hätten Sicherheitskräfte Moscheen abgeriegelt, um Regierungsgegner an der Teilnahme an den Freitagsgebeten zu hindern, sagte der Sprecher eines örtlichen Oppositionsbündnisses. "Wir werden nicht aufhören, ganz egal, welche brutalen Mittel dieses Regime gegen uns einsetzt", kündigte er an.

Nach UN-Schätzungen sind in Syrien seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime rund 2600 Menschen getötet worden.

dpa/AFP