Die Gaspreise klettern an den Energiebörsen unaufhörlich. Und einiges spricht dafür, dass die Notierungen noch weiter nach oben gehen - mit letztlich höheren Tarifen auch für Verbraucher. Der Ruf nach staatlichen Interventionen wird laut.

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Die Rede von einer "nächsten Energiekrise" macht bereits die Runde. Der Grund: Am Dienstag hat sich im Großhandel die Erdgasnotierung für den deutschen Markt bei kurzfristigen Spot-Geschäften der Marke von 60 Euro pro Megawattstunde genähert. Das ist der höchste Wert seit 2 Jahren.

Zugleich leeren sich die hiesigen unterirdischen Speicher überraschend schnell. Aktuell sind sie nur noch zu 49,5 Prozent gefüllt. Zwar ist die Versorgungssicherheit gewährleistet. Im Szenario des hiesigen Gasspeicherverbandes Ines entspricht dies einem richtig knackig kalten Winter. Dabei passen die Temperaturen im abgelaufenen Januar und im bisherigen Februar noch immer ins Muster eines milden Winters.

Warum werden die unterirdisch gelagerten Reserven geplündert? Experten fällt nichts anderes ein als eben die hohen Preise. "Derzeit wird aus den Speichern heraus verkauft, was das Zeug hält", heißt es in der Branche. Die Nutzer der Speicher wollten offenbar kurzfristig Kasse machen. Gemeint sind damit Energiekonzerne wie RWE, die verstaatlichte Uniper oder die italienische Eni.

Von 14 Euro auf fast 60 Euro pro Megawattstunde

Vor ziemlich genau einem Jahr lag im europäischen Handel die Notierung noch bei 14 Euro pro Megawattstunde. Seither geht es tendenziell immer weiter bergauf. Als Ursache nennen Experten eine Reihe von Faktoren. So spricht Patricio Alvarez, Analyst beim Finanzdienst Bloomberg, von einer "größeren Anfälligkeit der europäischen Versorgung".


Kommentar: Diese Anfälligkeit wurde selbst erzeugt: Nord Stream und ignorante Politik gegenüber Russland.


Nach dem weitgehenden Aus der Lieferung von russischem Erdgas in die EU, sind die Mittel- und Westeuropäer erheblich stärker auf verflüssigtes Erdgas (LNG) angewiesen, das per Schiff angelandet wird. Europa ist damit stärker dem Auf und Ab am Weltmarkt ausgesetzt - etwa der Nachfrage aus China. Zumal mit dem Jahreswechsel auch noch der Transit von russischem Methan durch die Ukraine weggefallen ist.


Kommentar: Weil man sich in die Angelegenheiten anderer Länder tatkräftig eingemischt hat.

Ukraine verlängert nicht Gastransit von Russland: Teure Folgen für Europa


Und bereits im November und Dezember hatten zwei Dunkelflauten (kein Wind, keine Sonne) dazu geführt, dass die Erneuerbaren kaum Strom produzierten und Gaskraftwerke in großer Zahl hochgefahren werden mussten, um die Versorgung zu sichern. Zudem kalkulieren Energiehändler auch mit anstehenden turnusmäßigen Wartungsarbeiten an norwegischen Gasanlagen - Norwegen ist der wichtigste Lieferant für Deutschland. Und dann schwebt auch noch das Gespenst Trump'scher Zölle und Vergeltungsmaßnahmen durch die Branche. All das sind Faktoren, die preistreibend wirken.


Kommentar: Summa summarum: Die blinde und ideologische Grüne Politik.


Vorgaben zum Füllen der Speicher

Auf der anderen Seite stehen die EU‑weiten Vorgaben zur Befüllung der Speicher für den nächsten Winter. Die Bestimmungen sollen Knappheit verhindern. Hierzulande müssen Anfang Oktober 2025 die unterirdischen Reservoire zu 80 Prozent und einen Monat später zu 90 Prozent gefüllt sein.

Irgendwann muss jemand diese Gasmengen einkaufen und in die Speicher pumpen. Und damit spekulierten derzeit die Energiekonzerne, heißt es. Bemerkbar mache sich das unter anderem daran, dass Speicherkapazitäten für den nächsten Monate kaum gebucht würden. Denn wer nicht bucht, erspart sich auch den teuren Einkauf zwecks Befüllung.

Hält diese Verweigerungshaltung an, muss irgendwann der sogenannte Marktgebietsverantwortliche für Deutschland eingreifen: Trading Hub Europe (THE) heißt das Unternehmen, in dem sich Gastransportfirmen zusammengetan haben. THE agiert im Auftrag der Bundesregierung, also quasi wie eine Behörde. Im schlimmsten Fall würde THE im Spätsommer damit beginnen, Erdgas in rauen Mengen und ohne Rücksicht auf den Preis zusammenzukaufen.

Das alte Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr

Dieser drohende Dominoeffekt schlägt bereits an den Terminmärkten durch. Die Notierungen für Lieferungen zur Sommerzeit sind seit vielen Wochen ungewöhnlich hoch. Was wiederum zur Folge hat, dass die Energieunternehmen von kostspieligen Termingeschäften mehr denn je die Finger lassen. Wobei früher das Gegenteil galt: Billiges Gas im Sommer kaufen und einlagern, um es im Winter teuer zu verkaufen. Dieser sogenannte Sommer-Winter-Spread wird zusehends ausgehebelt. Derzeit wird also Poker gespielt, was zu einer Kostenfalle werden kann.

Die Zeche dafür würden letztlich die Verbraucher zahlen. Denn die Ausgaben von THE werden über eine Umlage finanziert, die die Privathaushalte und die Unternehmen mit ihrer Gasrechnung zahlen müssen. "Vor dem Hintergrund derzeit hoher Ausspeicherraten muss sicherlich festgestellt werden, dass eine abwartende Haltung eine Strategie mit dem Risiko hoher volkswirtschaftlicher Kosten darstellt", sagte Sebastian Heinermann, Ines-Geschäftsführer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er fordert eine Intervention: "Angesichts der Gaspreissituation an den Handelsmärkten empfehlen wir, dass Trading Hub Europe zeitnah das neue Instrument der Strategischen Befüllungsinstrumente nutzt, um die Befüllung der Gasspeicher vor dem kommenden Winter 2025/26 kosteneffizient abzusichern."

Dabei geht es - vereinfacht formuliert - darum, dass THE bestimmte Gasmengen zum Füllen der Speicher schon frühzeitig ausschreibt. Um die Energieunternehmen zum Mitmachen bei den Ausschreibungen zu ermuntern, würde es Zuschüsse geben, deren Höhe von der aktuellen Marktlage abhängig ist. So soll ein Einspeichern mit geringen Kostenrisiken angestoßen werden.