Sexpositiv, genderoffen, polyamor: Wie politisch darf Kirche heute sein?

Beim Evangelischen Kirchentag in Hannover werden 100.000 Besucher erwartet, die bis Sonntag aus 1500 Veranstaltungen wählen können. Nach der Kritik an einem Workshop für dunkelhäutige Kinder, an dem weiße Kinder nicht teilnehmen dürfen, stellen sich die Fragen: Wie modern, woke oder gaga ist das Angebot? Ist das wirklich noch Kirche? Oder eher linke Ideologie?

Evangelischer Kirchentag Hannover 2025
© Foto: Geisler-FotopressDer Kirchentag in Hannover steht unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ und teils eigenwillige Themen
Gottesdienste auf Plattdeutsch oder in völliger Dunkelheit, mit Metal-Musik in der Kirche, Hochzeitssegen in der Dorf-Disco, Spontan-Trauung auf einem Schiff auf dem Maschsee oder Andachten zum Thema Fußball - ungewöhnlich, aber interessant.

► Dann gibt es aber auch den feministischen Frühstücks-Gottesdienst für sämtliche Geschlechtsbilder, einen Marktplatz der Geschlechtervielfalt und Namenssegnungen von Trans-Menschen.

► In einem Musik-Text-Workshop erkunden die Teilnehmer, wie Gender-sensibel Kirchenlieder sind.

Sexarbeit und eine "gerechte Prostitutionspolitik" sind Thema einer Podiumsdiskussion. In einem Workshop sprechen Frauen über Sexualität - "für eine sexpositive Kirche", wie es heißt. Ein ähnliches Angebot gibt es auch für Männer.

Ein Fokus liegt auch auf Polyamorie, also die emotionale und sexuelle Beziehung mit mehreren Personen - der Gegenentwurf zur monogamen Partnerschaft. Neben einer Info-Veranstaltung gibt es auch einen Gottesdienst mit Segen für alle Partner der polyamoren Verbindungen. Die Anzahl ist nicht begrenzt. Motto: "Gemeinschaft in (viel) Liebe".

► Ein anderer Workshop hinterfragt christliche Keuschheitsideale ("Smash purity culture").

► Viel dreht sich in Diskussionen, Workshops und Stadtführungen auch um Klimawandel, Gesundheitsfragen von Organspende bis hin zum ewigen Leben, Zivilcourage, Alkoholismus und Obdachlosigkeit.

Rassismus, Rechtsextremismus, rechte Esoterik und Verschwörungsglaube sind ebenfalls Themen beim Kirchentag. Veranstaltungen zu Linksextremismus oder Islamismus hingegen sucht man im umfangreichen Programm vergebens.

Sicher ist: Vielfalt bietet das Kirchenprogramm auf jeden Fall. Finanziert wird es neben Kirchengeldern aus Eintrittskarten (ca. 149 Euro für 5 Tage), Bundesgeldern (500.000 Euro), Landesmitteln und der Unterstützung von Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover.