Die Lage spitzt sich zu. Die Schwellenländer befürchten eine Ausweitung der europäischen Schuldenkrise. Und die Industriestaaten müssen schon wieder ihre Banken retten.
Gewitter
© (Archiv) (8989 / Leserreporter)In der ganzen Welt geht die Angst vor dem Unwetter Rezession um.

Jetzt gilts ernst. Heute treffen sich in Washington die Finanzminister und Notenbankchefs der G20-Staaten zur Halbjahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Es gibt praktisch nur ein Thema: Wie verhindern wir die globale Schuldenkrise?

Bereits im Vorfeld gerieten die G20-Staaten, also die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer, unter Druck. 24 ärmere Länder, die in einer Gruppe namens G24 versammelt sind, appellierten an die führenden Staaten: Bekommt eure Schulden in den Griff!

Die Zeit drängt. Darum rief die Staatengruppe letzte Nacht zu «eiligen, gemeinsamen und abgestimmten Massnahmen» auf, um der «Vertrauenskrise in den Industrienationen» und ihren Auswirkungen auf arme und aufstrebende Staaten zu begegnen.

G20 will «alle notwendigen Schritte unternehmen»

Die G20 reagierte schnell. Nach einem gemeinsamen Nachtessen vermeldeten die Mitglieder: «Wir verpflichten uns, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Stabilität des Bankensystems und der Finanzmärkte wie erforderlich zu gewährleisten.»

Wieder müssen also die Staaten ihre Banken retten: Man sei bereit, hiess es nämlich weiter, die Finanzinstitute mit der nötigen Liquidität zu versorgen. Auch Frankreichs Finanzminister François Baroin versprach, die Gruppe der G20 werde sicherstellen, dass die Banken über genügend Kapital verfügten.

Etliche europäische Banken haben wegen der Schuldenkrise drastische Kursverluste hinnehmen müssen. Und in der Nacht auf heute stufte die Ratingagentur Moody´s die Kreditwürdigkeit der wichtigsten griechischen Banken um zwei Stufen herunter. Der Grund: Griechische Staatsanleihen, die im Besitz dieser Banken sind, haben weiter an Wert verloren. Ein Teufelskreis.

Asiatische Börsen reagieren mit deutlichen Verlusten

Gestern Donnerstag schlossen die Börsen weltweit im Minus, nicht nur wegen der Schuldenkrise in der EU, sondern auch wegen der Gefahr einer neuen US-Rezession und schwächerer Wirtschaftsdaten aus China.

Die asiatischen Börsen lässt unterdessen die Rettungsbeteuerung der G20 weitgehend kalt. Der MSCI-Index für Staaten der Region sank um 2,2 Prozent. Japan nicht mitgerechnet, weil der Tokioter Aktienmarkt wegen eines Feiertages geschlossen bleibt.

Am deutlichsten war das Minus in Südkorea, wo der Leitindex 5,7 Prozent abgab. Der wichtigste Index in Taiwan gab 3,55 Prozent ab und schloss bei einem Zweijahrestief, während der Verlust in Hongkong nur ein knappes Prozent betrug.

George Soros warnt vor «finanzieller Kernschmelze»

Rezepte gegen eine Ausweitung der Schuldenkrise scheint der milliardenschwere Star-Investor und Devisenspekulant George Soros zu haben: «Um eine Krise beizulegen, in der das Unmögliche möglich geworden ist, muss man das Undenkbare denken», schrieb er in einem Beitrag in der Financial Times Deutschland.

Konkret: Die EU müsse sich auf die Möglichkeit einstellen, «dass Griechenland, Portugal und vielleicht Irland ihre Schulden nicht mehr bedienen können und die Euro-Zone verlassen»

Dies bedeute aber nicht, dass man diese Länder fallen lasse. Durch eine «geregelte Insolvenz», die von den anderen Euro-Ländern und dem IWF finanziert werde, könne man womöglich eine «finanzielle Kernschmelze der gesamten Euro-Zone» verhindern.

(alp/SDA/Reuters)