Paris - Eine Affäre um Waffenlieferungen und Schmiergelder aus den 90er Jahren nimmt für Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy bedrohliche Züge an. Die Justiz ermittelt gegen einen zweiten Vertrauten des Präsidenten, seinen langjährigen Freund und Trauzeugen Nicolas Bazire. Das Präsidialbüro sprach von "Rufmord und politischer Manipulation".

Ein Ermittlungsrichter leitete ein Verfahren wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder gegen Bazire ein, nachdem er tags zuvor aus demselben Grund bereits Ermittlungen gegen Sarkozys früheren Berater Thierry Gaubert aufgenommen hatte. Gaubert und Bazire sollen Schlüsselfiguren in der Affäre um Schmiergelder sein, die nach Pakistan und dann teils zurück nach Frankreich geflossen sein sollen, um den Präsidentschaftswahlkampf des damaligen Premierministers Edouard Balladur mitzufinanzieren. Sarkozy war seinerzeit der Wahlkampfsprecher des konservativen Regierungschefs, der 1995 dann aber gegen Jacques Chirac verlor.

Der Elyséepalast erklärte, Sarkozy habe damals "nicht die geringste Verantwortung für die Finanzierung des Wahlkampfes" gehabt. Niemand, der mit dem Fall zu tun habe, habe seinen Namen je genannt. "Alles andere ist nichts weiter als Rufmord und politische Manipulation", kritisierte das Büro des Präsidenten.

Kein Zeuge und kein Verdächtiger habe auch nur ein einziges Mal von Sarkozy gesprochen, sagte auch der Anwalt seines Trauzeugen, Jean-Yves Liénard, der Nachrichtenagentur AFP. Sein Mandant, der am Mittwochmorgen in Paris festgenommen worden war, sei in keiner Weise in das Rüstungsgeschäft mit Pakistan verstrickt, um das es in der Affäre im Wesentlichen geht. Dass Bazire als Kabinettschef des damaligen Regierungschefs Balladur kofferweise Geld in Empfang genommen haben solle, das ein Mittelsmann aus der Schweiz nach Frankreich gebracht habe, sei "frei erfunden", sagte der Anwalt.

Die mutmaßlich nach Frankreich zurückgeflossenen Gelder für Balladurs Wahlkampf flogen im Zuge von Ermittlungen auf, die nach einem tödlichen Anschlag im pakistanischen Karachi 2002 begonnen hatten. Den Ermittlern zufolge war das Attentat mit 15 Toten eine Racheaktion, weil die zugesagten französischen Schmiergelder für das französisch-pakistanische U-Boot-Geschäft nach Balladurs Niederlage 1995 nicht mehr gezahlt wurden. Die elf Franzosen, die damals starben, arbeiteten an den bestellten U-Booten.

AFP