Schuldenkrise, Atomausstieg, Dauerkrach in der Koalition: Bei der Regionalkonferenz der CDU in Magdeburg lud die Parteibasis ihren Frust bei der Vorsitzenden Angela Merkel ab. Besonders harsch fiel die Kritik an Kanzleramtschef Ronald Pofalla und dessen Pöbeleien aus.

Magdeburg - Es war die letzte der insgesamt sechs CDU-Regionalkonferenzen -und für die Parteichefin Angela Merkel ein Tiefpunkt. In Magdeburg sah sich die Kanzlerin mit dem geballten Frust der Parteibasis konfrontiert, rund tausend Teilnehmer waren erschienen. Egal ob es um den Euro-Kurs, den Schwenk in der Atomenergie oder den Umgang in der schwarz-gelben Koalition ging - fast jeder Redner attackierte die CDU-Vorsitzende.

Die Hauptvorwürfe drehten sich um die Euro-Politik, den Atomausstieg und den Umgang in der CDU mit Kritikern. Ein Mitglied forderte die Entlassung von Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) wegen dessen Beschimpfungen des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach. Pofalla dürfe nicht länger die rechte Hand Merkels sein, forderte CDU-Mitglied Michael Nickel. Die Kanzlerin solle ihn in die "unverdiente Rente" schicken.

Mehrere Mitglieder äußerten sich entsetzt über den Umgangston in der Partei. "In der Wirtschaft nennt man das Missmanagement. Da würden Sie als Vorstand in kürzester Zeit nicht mehr tätig sein", wütete ein CSU-Mitglied. Pofalla hatte Bosbach rüde beschimpft, weil dieser im Parlament nicht für die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms EFSF gestimmt hatte. Viele Vertreter der Regierungsparteien hatten Pofalla für seine Entgleisung heftig kritisiert, einige Mitglieder der Jugendorganisationen von CDU und FDP forderten Pofallas Entlassung.

Der Kanzleramtschef hat sich mittlerweile entschuldigt. In einem Interview mit der Bild sagte Pofalla, dass er sich sehr über das ärgere, was vorgefallen sei. Es tue ihm "außerordentlich leid". Angela Merkel hat sich zur Affäre um ihren Kanzleramtsminister bislang nicht geäußert, auch während der Regionalkonferenz vermied sie jeden Kommentar.

Merkel sprach lieber über andere Themen: Sie verteidigte die Kredite für hoch verschuldete Euro-Länder und lehnte einen Schuldenschnitt für Griechenland ab. Das Risiko, dass dann auch andere Euro-Staaten den Weg einer Umschuldung suchten, um die Schuldenlast zu reduzieren, sei groß. "Dann wird niemand mehr in Europa investieren", warnte die Kanzlerin. Außerdem mache eine Umschuldung erst Sinn, wenn ein Land in der Lage sei, seine Finanzen in den Griff zu bekommen. Dies setze ernsthafte Reformen voraus. Zudem ermögliche nur der dauerhafte Euro-Rettungsschirm die Insolvenz eines Staates, ohne dass die Krise auf andere Euro-Staaten übergreife.lehnte Wer jetzt einen Schuldenschnitt als Allheilmittel vorschlage, vergesse wesentliche Gefahren.

usp/dpa