Sie sollen schlank machen, die Libido steigern oder den Alterungsprozess verlangsamen - Nahrungsergänzungsmittel werden mit allerlei Effekten beworben. Doch Verbraucherschützer schlagen nun Alarm: Häufig enthalten die Produkte illegale und stark gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe.
Pillen
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Düsseldorf - Der Internethandel mit Nahrungsergänzungsmitteln ausländischer Herkunft boomt, verspricht doch ein Klick Figur- und Fitness-Fans endlich die Traumfigur oder besseren Sex. Doch die Präparate sind offenbar gefährlicher als gedacht. Das teilte jetzt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit.

Die Tester haben 78 Produkte aus den Bereichen Anti-Aging, Gewichtsreduktion, Potenz- und Libidosteigerung sowie Fitnesszuwachs per Internet bestellt und getestet. Das Ergebnis ist erschreckend: Fast jedes dritte Mittel ausländischer Herkunft enthielt laut den Verbraucherschützern nicht zugelassene Wirkstoffe, die weder auf der Web-Seite noch auf der Verpackung angegeben waren. Diese Substanzen seien nicht nur illegal, sondern auch hochgradig gesundheitsschädlich.

Obwohl alle Produkte als "natürliche" Nahrungsergänzungsmittel verkauft wurden, enthielten 13 von 21 Schlankheitsmitteln, 8 von 13 Libido- und Potenz-Präparaten sowie 6 von 21 Sportlerprodukten verbotene und riskante Arzneien.

Eine Überdosierung kann im schlimmsten Fall tödlich sein

Die bedenklichsten Produkte enthielten demnach verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Sibutramin und Tadalafil oder Stimulanzen wie Ephedrin und Amphetamin. Der Arzneiwirkstoff Sibutramin, bei der Untersuchung in Diät-Pillen aufgespürt, kann erhöhten Blutdruck, eine gesteigerte Herzfrequenz und starke Übelkeit auslösen. In Schlankmachern enthaltenes Phenolphthalein gilt als potentiell krebserregend. Tadalafil, das sich als Zutat in angeblich rein pflanzlichen Potenzmitteln fand, wird zur Behandlung von Impotenz eingesetzt und kann bei falscher Medikation zum Kollaps führen.

Stimulanzen, die im Großteil der vermeintlich natürlichen Fitnessprodukte verwendet wurden, spendeten dem Körper keine neue Energie, sondern beuteten die Energiereserven des Körpers bis zur völligen Erschöpfung aus. Eine Überdosierung könne Freizeitsportlern Muskelblockaden und im Extremfall den Tod bescheren, warnten die Verbraucherschützer. Um sich einen seriösen Anstrich zu verpassen, bedienten sich einige Firmen unverfroren falscher Gütesiegel - etwa von der Stiftung Warentest.

Der Online-Handel mit Präparaten aus aller Welt, die den Käufern schöne Körper und super Fitness versprechen, ist nach Angaben der Verbraucherzentrale ein Milliardengeschäft. Schließlich sind die angeblichen Wundermittel nicht billig: Rund 30 Euro geben Online-Käufer im Schnitt für eine Packung aus. Es sei fatal, dass Anbieter das Internet als Schlupfloch nutzten könnten, kritisierten die Verbraucherschützer. Eine konsequente Überwachung durch Behörden und Online-Plattformen sei dringend notwendig.

lgr/dapd