Menschen entwickeln offenbar schon früh ihren Sinn für Fairness. Das lassen die Ergebnisse einer aktuellen Studie vermuten, die Psychologen mit Kleinkindern durchgeführt haben.
© picture allianceDas Gefühl für Fairness entwickeln Menschen offenbar schon sehr früh.

DüsseldorfSchon Kleinkinder ab einem Alter von 15 Monaten entwickeln einen Sinn für Fairness und Gerechtigkeit. Sie waren bereit, ihr Lieblingsspielzeug zu teilen und bemerkten, wenn jemand weniger zu essen bekam als ein anderer, wie die Psychologin Jessica Sommerville von der Universität von Washington in Seattle im Online-Magazin „PLoS ONE“ schreibt.

Sommerville und Kollegen, darunter Marco Schmidt vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, führten 47 Kleinkindern Videos vor, in denen zwei Personen etwas zu essen beziehungsweise zu trinken bekamen: In einem Film erhielten beide Testpersonen die gleiche Menge, in dem anderen bekam einer deutlich mehr.

Beim Sehen der Videos wurden die Kinder beobachtet, und die Forscher entdeckten, dass die Babys unterschiedlich überrascht reagierten, weil eine Versuchsperson weniger erhielt als die andere. „Sie hatten eine gerechte Verteilung des Essens erwartet“, erklärte Sommerville.

Darüber hinaus gaben die Forscher den Kindern zwei Spielzeuge zur Auswahl und ermittelten das bevorzugte Spielzeug des jeweiligen Kindes. Eine Testperson fragte die Kleinen dann, ob sie das Lieblingsspielzeug haben dürfe. Ein Drittel der Kinder gab es her, ein weiteres Drittel das weniger bevorzugte, ein Drittel gab keines der beiden Spielzeuge ab.

Schließlich stellten die Wissenschaftler einen Zusammenhang her zwischen der Bereitschaft der Kinder, das Lieblingsspielzeug zu teilen und der Reaktion auf die ungleiche Essensverteilung: Von denjenigen, die ihr Lieblingsspielzeug hergegeben hatten, waren 92 Prozent auch besonders überrascht, dass das Essen nicht gerecht verteilt wurde.

In weiteren Studien will Sommerville nun der Frage nachgehen, ob Altruismus angeboren oder anerzogen ist. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kinder diesen Wert auf eine nonverbale Weise, durch Beobachtung, erworben haben“, vermutet sie.

dapd