Ecris - Im osttürkischen Erdbebengebiet sind Tausende obdachlos. Als erste Hilfe schickt der Rote Halbmond Tausende Zelte. Noch immer ist unklar, wie viele Menschen beim Erdbeben in der Türkei ums Leben kamen.
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Der türkische Rote Halbmond will die Situation der Menschen nach dem Erdbeben im Osten der Türkei mit insgesamt mehr als 11.000 Zelten verbessern. Bisher habe die Hilfsorganisation 452 Zeltlager aufgebaut, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. Bei Einbruch der Dunkelheit waren in der am stärksten betroffenen Stadt Ercis und den Vororten weiter mehrere tausend Menschen an Lagerfeuern ohne weiteren Schutz. Rettungskräfte zogen am Montag weitere Menschen aus den Trümmern eingestürzter Gebäude und brachten sie in Krankenhäuser.

Bisher bargen türkische Rettungskräfte die Leichen von mindestens 279 Menschen. Etwa 1300 seien bei der Katastrophe in der Provinz Van verletzt worden, sagte Vize-Regierungschef Bülent Arinc. Einen Tag nach dem Beben sagte der Innenminister Idris Naim Sahin aber, die am Vortag von der Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli befürchtete Zahl von 1000 Toten werde nicht erreicht.

Die türkische Regierung schickte mehr als 1200 Helfer in die Provinz Van, die mehrheitlich von Kurden bewohnt wird. Sie liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Das Beben vom Sonntag hatte eine Stärke von 7,2.

Mehrere Verschüttete wurden lebend aus den Trümmern gezogen. Bei den Rettungsarbeiten wurde auch schweres Räumgerät eingesetzt. Die schwersten Zerstörungen gab es in Ercis. Der Krisenstab der Regierung erklärte, im Erdbebengebiet seien etwa 970 Gebäude zerstört worden.

Aus dem ganzen Land wurden Ärzte und Helfer in die Region gebracht, um die Verletzten zu versorgen. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan versprach in der Nacht zum Montag in der Provinzhauptstadt Van einen verstärkten Hilfseinsatz der Armee. “Wir werden keinen Bürger in der Kälte lassen.“ Am Montag protestierten nach Einbruch der Dunkelheit mehrere Familien in Ercis, weil sie keine Zelte bekommen hatten. In der Region waren am Abend noch immer Tausende Menschen ohne Zelte, sagten Augenzeugen.

Aserbaidschan, Bulgarien und der Iran schickten Hilfe in die Türkei, obwohl Ankara erklärt hat, mit der Lage selbst fertig zu werden. Die Regierung akzeptierte aber die Hilfsangebote, weil sie bereits am Vortag auf den Weg gebracht worden waren.

Auch aus Deutschland starteten am Montag Helfer. Die Hilfsorganisation Humedica schickte ein medizinisches Ersteinsatzteam los. “Für die Menschen, die jetzt noch unter den Trümmern liegen, schwinden natürlich die Überlebenschancen Stunde für Stunde“, sagte Sprecherin Ruth Bücker der Nachrichtenagentur dpa, bevor ein Charterflug mit Team und Ausrüstung in Memmingen abhob.

dpa