Das psychische Immunsystem des Menschen ist erstaunlich robust. Dennoch lassen sich manche Menschen stärker von Unglücksfällen beeinträchtigen als andere. Entscheidend scheint die Persönlichkeit zu sein - und zwar bevor sich ein Leben eintrübt. Das berichten die Psychologen Christopher Boyce und Alex Wood von der Universität Manchester, die Daten von 11680Deutschen ausgewertet haben (Psychological Science, online).

Die Forscher nutzten Ergebnisse des 'Sozio-oekonomischen Panels', in dessen Rahmen seit 1984 regelmäßig deutsche Haushalte befragt werden. Während der nun ausgewerteten Zeit von 2005 bis 2009 wurden 307 der Befragten als schwerbehindert eingestuft, etwa wegen chronischer Krankheiten oder eines Unfalls. Am besten passten sich jene Befragten an die Situation an, deren Persönlichkeitsprofil einen hohen Wert für Verträglichkeit zeigte. In der Psychologie gilt dies neben Offenheit für neue Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Extraversion als eines der fünf zentralen Persönlichkeitsmerkmale. Verträgliche Menschen gelten als mitfühlend, hilfsbereit sowie altruistisch.

In der Studie sank die Lebenszufriedenheit verträglicher Menschen nach einem Schicksalsschlag zwar stark, erreichte aber nach vier Jahren wieder das Ausgangsniveau. Verträgliche Menschen nähmen eher Hilfe und Unterstützung an, sagt Christopher Boyce, 'und diese Neigung könnte entscheidende psychische Vorteile haben'. Wer niedrige Werte für Verträglichkeit erzielte, ließ sich von Schicksalsschlägen besonders beeinträchtigen. Die Lebenszufriedenheit dieser Probanden sank binnen vier Jahren kontinuierlich.

Andere Persönlichkeitsmerkmale zeigten keine Korrelation mit der Lebenszufriedenheit.Im Schnitt ging es bei allen 307 vom Schicksal gebeutelter Probanden wieder bergauf. Der Tiefpunkt war nach zwei Jahren erreicht, dann stieg die Zufriedenheit langsam wieder an - nur nicht so stark wie bei verträglichen Menschen. Ähnliche Ergebnisse präsentierte der Psychologe Richard Lucas von der Universität Michigan 2007 im Journal of Personality and Social Psychology.

Eine Sache gilt allerdings wohl für fast alle Menschen: Negative Ereignisse wirken sich auf jeden Einzelnen aus, 'aber sie berühren uns im Allgemeinen nicht so stark und so lange, wie wir es erwarten', sagt der Harvard-Psychologe Dan Gilbert.