Zwei Drittel aller Deutschen haben einen ungebetenen Untermieter: den Parasiten Toxoplasma gondii. Er kann ins Gehirn vordringen und dort den Dopaminhaushalt verändern. Mögliche Folgen: Parkinson, Schizophrenie oder ADHS.
Toxoplasma gondii
© Ke Hu/John MurrayToxoplasma gondii

Etwa 60 Prozent aller Deutschen besitzen Antikörper gegen den Parasiten Toxoplasma gondii und waren damit schon einmal mit ihm infiziert. Schafft es der Körper, den Eindringling wieder loszuwerden, ist er lebenslang immun. Die meisten Menschen infizieren sich durch Katzenkot, aber auch durch rohes Fleisch oder ungewaschenes Obst und Gemüse.

Als Folge einer Infektion drohen nicht allein lang anhaltende grippeähnliche Symptome oder eine Gefahr fürs Ungeborene, wenn sich Schwangere anstecken, sondern auch eine Veränderung der Gehirnchemie. Das zeigte eine Forschergruppe der University of Leeds. Offenbar greift T. gondii in die Dopaminproduktion ein und bewirkt, dass weit größere Mengen des Botenstoffs ausgeschüttet werden als normal. Das hat direkte Folgen auf Bewegungen, Bewusstsein oder Verhalten, aber auch auf die Kontrolle des Belohnungszentrums im Gehirn zu kontrollieren oder emotionale Reaktionen wie Angst. Menschen mit einem hohen Dopaminspiegel sind eher risikofreudig, ein Mangel dagegen kann sich mit Parkinson auswirken.

Angstlos durch Untermieter

Im Mäuseversuch zeigte sich, dass die Parasiten das Verhalten ihrer Wirte offenbar zu ihrem eigenen Nutzen verändern. Infizierte Mäuse verloren ihre Angst vor Katzen und liefen damit eher Gefahr, gefangen und gefressen zu werden. So gelangt der Erreger wieder zum ursprünglichen Wirt zurück. „Unsere Analysen zeigten ganz klar, dass T. gondii einen deutlichen Anstieg der Dopaminproduktion in Nervenzellen steuern kann“, sagt Studienleiter Glenn McConkey. „Der Parasit kann sich irgendwo im Gehirn niederlassen - deshalb sind die Symptome einer Infektion mit Toxoplasmose abhängig davon, wo der Gast residiert.“

Möglicherweise lässt sich die Häufung von Schizophrenie-Erkrankungen und Toxoplasmose-Infektionen so erklären. Auch für andere Erkrankungen wie Parkinson oder ADHS, die alle mit einer gestörten Dopaminausschüttung in Zusammenhang stehen, könnten die Ergebnisse einen neuen Behandlungsansatz liefern.

hb