Ein Ball, eine Kiste und vier Stoffpuppen: Psychologen haben mit diesen Utensilien erforscht, wie Kleinkinder ticken. Unfreundlichkeit kommt nie gut an.
Kasperletheater
© PA/DPAStoffpuppen und ein Ball - nicht nur fürs Kasperletheater wichtig

Schon Kleinkinder im Krabbelalter beurteilen das Verhalten anderer nach ziemlich komplexen und ausgefeilten Maßstäben: Sie erkennen, dass eigentlich gute Handlungen nicht in jeder Situation gut sind und schlechte Handlungen manchmal angemessen. Das berichteten Forscher kürzlich in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Ihre Untersuchung zeige, dass die Fähigkeit, abgewogene soziale Beurteilungen zu treffen, schon früh in der kognitiven Entwicklung entstehe.

Die Forscher um Kiley Hamlin von der University of British Columbia (Vancouver/Kanada) hatten mit Kleinkindern im Alter von fünf und von acht Monaten spielerisch mehrere Versuche unternommen. Im ersten Experiment spielten sie den Kindern mit Handpuppen eine Szene vor, in der ein Stofftier mehrfach vergeblich versucht eine Kiste zu öffnen. Darin befindet sich eine Rassel. Diesem Stofftier kam dann entweder ein anderes Stofftier zur Hilfe, indem es die Kiste öffnete, oder aber ein zweites Stofftier sprang auf die Kiste und versperrte den Zugang zur Rassel endgültig.

Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass Kleinkinder, die so einen Szene beobachten, das „soziale“ Stofftier bevorzugen, wenn sie eines auswählen dürfen. Hamlin und ihre Kollegen wollten nun darüber hinaus wissen, wie die Kinder Dritte beurteilen, die im Anschluss an diese Szene die Beteiligten nett oder unfreundlich behandelten. Dazu ließen sie das hilfsbereite und das unfreundliche Stofftier aus der ersten Szene Ball spielen. Sobald der Ball herunterfiel, kamen zwei neue Charaktere ins Spiel: Einer gab den Ball zurück, der andere nahm ihn weg.

Unabhängig vom Alter freuten sich die Kinder, wenn dem im ersten Experiment hilfsbereiten Stofftier, das den Deckel der Kiste geöffnet hatte, der Ball zurückgegeben wurde. Im Fall des unfreundlichen Stofftieres, das auf die Kiste gehüpft war, änderte sich das Bild: Die acht Monate alten Kinder bevorzugten nun den Charakter, der dieser unfreundlichen Puppe den Ball wegnahm.

Sie beurteilten die eigentliche schlechte Handlungen - das Wegnehmen des Balls - als gut, weil sie das vorherige Verhalten der Puppe berücksichtigt hatten und eine Bestrafung angemessen fanden. Die fünf Monate alten Kinder hingegen bevorzugten weiterhin die Puppe, die den Ball zurückgab.

In einem weiteren Experimenten zeigten die Wissenschaftler noch, dass Kinder im zweiten Lebensjahr auch ihre eigenen Handlungen an dem vorherigen Verhalten anderer ausrichten: Sollten sie jemandem etwas schenken, wählten sie stets die Puppe als Empfänger, die zuvor freundlich gehandelt hatte. Sollten sie jemandem etwas wegnehmen, wählten sie hingegen die unfreundliche Puppe.

dpa/cl