Halle (dpa/akj) Einer europäischen Studie zufolge halten Vögel und Schmetterlinge offenbar nur unzureichend mit dem Klimawandel mit. Demnach weichen kälteliebende Arten trotz Erwärmung nur sehr zögernd in den Norden aus. Neben alpinen Arten leiden auch weit verbreitete Formen wie der kleine Fuchs unter den steigenden Temperaturen. Wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle mitteilte, hat sich der ideale Lebensraum für europäische Tagfalter in den vergangenen beiden Jahrzehnten im Mittel um 239 Kilometer nach Norden verschoben, der von Vögeln um 249 Kilometer. Die Falter folgten idealen Bedingungen immerhin noch 114 Kilometer weit, die Vögel nur 37 Kilometer.

An der vom Fachmagazin "Nature Climate Change" online veröffentlichten Studie beteiligten sich neben dem Helmholtz-Zentrum das französische Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Montpellier und die Niederländische Schmetterlingsstiftung. Als Überraschung empfanden die Wissenschaftler die unterschiedlich schnellen Reaktionen der Tiere. Für die deutlich raschere Anpassung der Schmetterlinge sei wahrscheinlich ihre größere Sensibilität für Temperaturen verantwortlich, hieß es. Die Empfindlichkeit der Falter ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Falter als wechselwarme Tiere schwankenden Außentemperaturen wenig entgegensetzen können. Dagegen lässt der höhere Akzeptanzbereich der Vögel, die als gleichwarme Tiere eine konstante Körpertemperatur um 42 Grad Celsius haben, diese länger verharren, bevor sie sich auf Wanderschaft gen Norden begeben.

Insgesamt seien die Ergebnisse aber "alarmierend", so hieß es, da die Unterschiede und Verzögerungen verschiedenste Lebensgemeinschaften auseinanderreißen könnten. So seien viele Vögel bei der Ernährung auf die Raupen bestimmter Schmetterlinge angewiesen.

Viele heimische Vogelarten wie zum Beispiel der Kuckuck benötigen für die Aufzucht ihrer Jungen Schmetterlingsraupen. Der Zeitpunkt der Ei-Ablage ist auf das Vorkommen des Nahrungsangebots abgestimmt. Verändert sich das Beuteangebot, ist der Kuckkuck dazu gezwungen, sein Brut- und Fressverhalten anzupassen. Raupen bestimmter Schmetterlinge bevorzugen dagegen Pflanzen, die ihrerseits dem Klimawandel nicht so schnell folgen.

Allerdings sprechen die Forscher von sehr unterschiedlichen Ergebnissen in den einzelnen Ländern. So habe sich die Durchschnittstemperatur der Lebensräume für Vogelarten in Tschechien kaum, in Schweden dagegen stark erhöht. Bei Schmetterlingen habe es in Großbritannien nur geringe, in den Niederlanden starke Veränderungen gegeben. Ausreichende Daten für Deutschland lägen noch nicht vor, hieß es.

Quelle: RP